Ukraine-Krise: EU-Abgeordneter und Atomphysiker Buchner sieht Atomkraftwerke in großer Gefahr

Der EU-Abgeordnete Klaus Buchner (Ökologisch-Demokratische Partei, ÖDP) fordert von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) mehr Engagement zur Sicherung der durch Kampfhandlungen potenziell gefährdeten ukrainischen Atomkraftwerke.

Der emeritierte Atomphysiker engagiert sich seit 30 Jahren gegen die Atomenergie und ist über die aktuelle Sicherheitslage der ukrainischen Reaktoren sehr besorgt.

Prof. Buchner: Atomkraftwerk im Südosten der Ukraine akut gefährdet
Insbesondere das größte europäische Atomkraftwerk Saporoschje im Südosten der Ukraine sei durch die Kampfhandlungen akut gefährdet, warnt Buchner. Es liegt auf halbem Weg zwischen der umkämpften Stadt Donezk und der Krim. Zwar sei Donezk etwa 200 Kilometer entfernt, befinde sich aber in Reichweite der „Grad“-Raketen, die in den kriegerischen Auseinandersetzungen dort eingesetzt würden.
Falls die Kämpfe noch näher heranrücken sollten, wären auch andere Waffen und Kampfflugzeuge eine weitere Gefahr für das AKW, so Buchner. Derzeit werde das AKW von der Ukrainischen Armee nur gegen das Eindringen von Terroristen geschützt.

Verbrauchte Brennelemente werden unter freiem Himmel gelagert
„Es ist dringend nötig, das Kraftwerk in Saporoschje abzuschalten und die verbrauchten Brennelemente zu entfernen, die dort in Behältern unter freiem Himmel gelagert werden“, so Klaus Buchner. Das AKW bestehe aus sechs russischen Reaktoren des Typs WWER 1000/320, die zwischen 15 und 30 Jahre alt seien.

Internationale Atomenergiebehörde verweigerte Hilfe
Zur weiteren Entschärfung der Situation wünscht sich Buchner die Möglichkeit, dass Deutschland der Ukraine technische Hilfe zur Verfügung stellt. Professor Buchner zeigte sich sehr enttäuscht darüber, dass die zuständige internationale Atomenergiebehörde (IAEA) der Ukraine die angeforderte Hilfe für das Atomkraftwerk vor kurzem verweigert habe und als nationale Angelegenheit nicht in ihrem Zuständigkeitsbereich sehe.

Deutsche Simulationsanlagen könnten Unfall-Szenarien untersuchen
Der Atomphysiker erläuterte, dass die in Deutschland vorhandenen Simulationsanlagen die unterschiedlichen Unfall-Szenarien untersuchen könnten. Als weitere Hilfestellung schlägt Buchner vor, Castor-Behälter zur Verfügung zu stellen, um die verbrauchten Brennelemente aus dem Gefahrengebiet zu transportieren. Zudem könnte der Ukraine überschüssiger Strom aus dem deutschen Netz als Ersatz für den Produktionsausfall zum Selbstkostenpreis angeboten werden.
Darüber hinaus befänden sich noch fünf weitere Atomkraftwerke in der Ukraine. Erschwerend komme hinzu, dass die Ukraine kein atomares Endlager besitze. Eine große Menge hoch radioaktiven Atommülls lagere deshalb auf dem Kraftwerksgelände von Saporoschje. Die NATO habe bereits im Mai empfohlen, die möglichen Sicherheitsmaßnahmen im Falle von Krieg und Besetzung zu prüfen.
„Die Bundesregierung muss nun dringend reagieren und auf die atomare Gefährdung in der Ukraine mit entsprechenden Sicherungsmaßnahmen reagieren. Es ist offensichtlich, dass ein Angriff auf die Anlagen eine Katastrophe für die Ukraine und ganz Europa bedeuten würde“, so Klaus Buchner in Brüssel.

01.09.2014 | Quelle: Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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