EU-Entscheidung zu Photovoltaik-Importen aus China wird in wenigen Wochen erwartet

Das Verfahren zur Überprüfung der Zölle auf chinesische Photovoltaik-Produkte geht in die entscheidende Phase. Hunderte Unternehmen, Verbände und Umweltorganisationen aus allen EU-Mitgliedstaaten haben sich für eine Abschaffung der Handelsbarrieren ausgesprochen, betont die Solar Alliance for Europe (SAFE).

Der Europäische Rat hat auf dem am 21.10.2016 zu Ende gehenden Gipfeltreffen seine künftige Handelspolitik gegenüber China beraten. Unmittelbar davor haben Spitzenvertreter der EU-Kommission und Chinas ebenfalls über Handelsfragen gesprochen.
Im Rahmen dieses Treffens waren sich beide Seiten einig, weitere Handelshemmnisse zwischen den beiden Wirtschaftsräumen verhindern zu wollen, berichtet SAFE.
„Es ist sehr zu begrüßen, dass hochrangige Vertreter aus China und Europa dieses Ziel im Auge haben“, sagt Dr. Holger Krawinkel, Sprecher der Solar Alliance for Europe (SAFE).
„Es wäre aber noch besser, wenn sie das auch auf die real existierenden Handelsbarrieren übertragen.“

EU-Kommission wird voraussichtlich noch in diesem Jahr Stellung nehmen
In den kommenden Wochen geht das Verfahren zur Überprüfung der Zölle auf chinesische Solar-Produkte in die entscheidende Phase. Die EU-Kommission wird voraussichtlich noch in diesem Jahr ihre Position formulieren und den Mitgliedstaaten zur Abstimmung vorlegen.
„Die jüngsten Entwicklungen haben gezeigt, dass unsere Argumente breite Unterstützung finden. Eine überwältigende Mehrheit der Branchenunternehmen in Europa spricht sich für die Abschaffung von Zöllen und Mindestpreis für chinesische Solarprodukte aus“, betont Krawinkel.

Verbände, Unternehmen und Umweltorganisationen gegen Handelshemmnisse
„36 Solar- und Erneuerbaren-Verbände und mehr als 400 Branchenunternehmen aus allen 28 EU-Mitgliedstaaten haben an die Kommission appelliert, die Handelshemmnisse endlich zu beseitigen.“
Besonders bemerkenswert sei, dass sich auch fünf große Umweltorganisationen, darunter WWF und Greenpeace, mit der gleichlautenden Forderung an die Entscheider in Brüssel gewandt haben.
„Wir sind uns alle einig, dass Zölle und Mindestpreise der europäischen Solar-Branche geschadet, die Verbraucher mit unnötigen Kosten belastet haben und absolut kontraproduktiv sind, um das kürzlich verabschiedete Weltklimaabkommen erfolgreich umzusetzen.“

Mindestpreisregelung gilt nur noch für zwei der zehn führenden chinesischen Solarmodul-Hersteller
„Im Übrigen sind die Regelungen längst ad absurdum geführt. Fast alle führenden chinesischen Modulhersteller sind aus der Mindestpreisregelung ausgetreten. Unter den Top Ten der weltweit größten Modulproduzenten gilt diese Vereinbarung nur noch für zwei Hersteller und unter den Top 20 für fünf Unternehmen“, so Krawinkel.
Laut SAFE, zählen zu den 20 führenden Herstellern 15 Produzenten aus China. Insgesamt verfügen sie über rund 60 Gigawatt (GW) Produktionskapazität für Solarmodule. Davon entfallen nur noch Hersteller mit rund einem Viertel dieser Leistung unter den Mindestimportpreis (MIP).

Krawinkel: Chinesische Produzenten sind aus betriebswirtschaftlichen Gründen Kostenführer
Hintergrund dieser Entwicklung sei, dass die Unternehmen über ausreichend Kapazität an Fabrikstandorten außerhalb Chinas verfügen, wo sie vergleichbar effizient und kostengünstig produzieren. Diese Photovoltaik-Produkte können in Europa zu deutlich günstigeren Preisen angeboten werden als der derzeitige MIP für Solarmodule von rund 56 Eurocent je Kilowatt Leistung.
„Mit Dumping hat das nichts zu tun“, betont Krawinkel. „Die IHS-Studie, die weltweit Produktionskosten für Solarmodule untersuchte, hat gezeigt, dass chinesische Produzenten aus betriebswirtschaftlichen Gründen Kostenführer sind.“
Inzwischen, so der SAFE-Sprecher, gäbe es immer mehr europäische Modulproduzenten, die ihre Produkte auch deutlich unter MIP anbieten.
„Das ist sehr erfreulich. Diese Hersteller haben ihre Hausaufgaben offenkundig gemacht und ein wettbewerbsfähiges Preisniveau erreicht. Logische Schlussfolgerung kann deshalb nur sein, den europäischen Solarmarkt endlich vollständig zu öffnen. Das ermöglicht auch anderen Herstellern Teilprodukte auf dem Weltmarkt günstig einzukaufen und sich im Wettbewerb zu behaupten“, schlussfolgert Krawinkel.

24.10.2016 | Quelle: SAFE | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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