Forschungsprojekt EnAHRgie legt Abschlussbericht vor

Übergabe des Energiekonzepts an die Lokalakteure: Stefan Gustav von der HWK Koblenz, Projektleiter Dr. André Schaffrin, Landrat Dr. Jürgen Pföhler, Bürgermeister Guido Orthen (v.l.n.r.) Foto: Ansgar Skoda / EA European Academy
Das BMBF-geförderte Forschungsprojekt EnAHRgie erarbeitete am Beispiel des Landkreises Ahrweiler ein Konzept, wie die Kommune bis 2030 ihren Energiebedarf komplett aus erneuerbaren Energien decken kann. Der Abschlussbericht des Leuchtturmprojekts für die Arbeit im Landkreis wurde nun feierlich im Rathaussaal Bad Neuenahr vorgestellt – als Vorbild und für die deutschlandweite Übertragung auf andere Landkreise ab Januar 2018.

100 Prozent Energie aus erneuerbaren Ressourcen: Was für Klimaschützer traumhaft klingt möchte das Land Rheinland-Pfalz im Zug der Energiewende bis zum Jahr 2030 für den Stromsektor bilanziell erreichen. In den Kommunen mangele es nicht an Motivation oder Ehrgeiz, oftmals aber an Methoden und Konzepten für die konkrete Umsetzung der Energiewende, sagen Experten.
Um das zu ändern, wurde im Landkreis Ahrweiler seit März 2015 eine erste Phase eines umfassenden Projekts zur Realisierung der Energieziele umgesetzt. Der Abschlussbericht dieser ersten Phase im Landkreis wurde nun im Rathaus Bad Neuenahr in Anwesenheit von Projektbeteiligten, Interessierten sowie Vertretern aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik präsentiert. Für das noch bis Februar 2019 laufende Projekt EnAHRgie wurde der Landkreis Ahrweiler als Modellregion ausgewählt, um in einem Konzept zu zeigen, wie eine nachhaltige Energieversorgung unter Berücksichtigung der Landnutzung vor Ort aussehen kann. Beispielhaft wurden dabei Instrumente, Vorgehensweisen und Methoden entwickelt, die nun bis Projektende in anderen Regionen deutschlandweit auf ihre Übertragbarkeit getestet werden – und als Hilfestellung für die Energiewende auf lokaler und regionaler Ebene dienen sollen.
Das von Dr. André Schaffrin, dem Projektleiter von EnAHRgie, vorgestellte Energiekonzept umfasst mehrere Leitfäden für Probleme und Lösungsansätze – etwa zur Erarbeitung von Szenarien von technischen Optionen, zur Finanzierung der Energiewende und eine Anleitung, wie Bürger in Entscheidungen einbezogen werden können – oder ein Kooperations-Leitfaden, wie sich die Abstimmung und Zusammenarbeit zwischen Kommunen und privaten Akteuren optimieren lässt.
Interdisziplinarität und Beteiligung: Im Kern der „EnAHRgie“-Innovationsgruppe haben verschiedene Akteure jahrelang eng kooperiert, um das Projekt erfolgreich umzusetzen. Dafür haben bei unterschiedlichen Schwerpunktthemen Vertreter aus Politik und Verwaltung eng mit Wissenschaftlern und Praktikern aus der regionalen Wirtschaft sowie Vertretern der Zivilgesellschaft zusammengearbeitet.
Die Notwendigkeit von Kooperationen und die Einbeziehung aller Stakeholder ist dabei sehr wichtig, denn die verschiedenen Interessen bergen Landnutzungskonflikte, die den Landkreis vor Herausforderungen stellen. So konkurrieren etwa die Nahrungsmittelproduktion und der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen um fruchtbares Ackerland. Weitere Konkurrenten zur Nutzung Erneuerbarer Energien wie Windkraft und Photovoltaik auf der Freifläche sind etwa Tourismus, Weinbau, Naturschutz und Siedlungsbau – und das bei begrenzten Flächen.
Die Praktiker haben über die gesamte Laufzeit des Projekts hinweg ein breites Netzwerk aufgebaut zwischen Energieversorgern, Industrie, Handwerkern, Kommunen und Vereinen. Die Arbeitsstruktur war so definiert, dass bestehende Landnutzungskonflikte analysiert und verstanden – und Lösungswege rasch diskutiert und abgestimmt werden konnten. Bei der Fragerunde zum Projektabschluss ging es auch darum, welche Lehren die lokale Wirtschaft aus dem Projekt ziehen kann – und wie die Unternehmen vor Ort davon profitieren können.
Stefan Gustav von der Handwerkskammer Koblenz betonte, dass man die Wirtschaft unterteilen müsse: „Man muss bedenken, dass es Unternehmen gibt, für die ist Energie ein Produktionsfaktor, der Kosten verursacht, und es gibt Unternehmen, die mit Produkten oder Dienstleistungen rund um Energie Geld verdienen. Für alle Unternehmen ist Energieeffizienz ein wichtiger Aspekt, da hierdurch Kosten eingespart und etwas für die Umwelt getan werden kann.“ Die Modellversuchsergebnisse zeigten, so Gustav, dass Unternehmen mit der Energiewende Geld verdienen können: „Die lokale Energiewende birgt Chancen für neue Geschäftsmodelle, etwa bei der Finanzierung von Anlagen oder im Bereich Gebäudedämmung.“ Grundsätzlich kann nicht die Wirtschaft allein die Energiewende umsetzen, es benötigt natürlich auch einen Bedarf und eine Nachfrage, die sich wirtschaftlich rechnet.
Die lokale Energiewende kann nicht durch einen die Verwaltung des Landkreises oder einzelner Kommunen im Alleingang realisiert werden. Der Landkreis Ahrweiler verfügt demnach nur über begrenzte, formelle Entscheidungskompetenzen – und auch für die Gemeinden und Städte ist es kaum möglich, eine umfassende Energiewendestrategie ohne Unterstützung von Kooperationspartnern zu entwickeln und umzusetzen.

Das EnAHRgie-Projekt bietet unter

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