Höherer CO2-Ausstoß durch Kohlekompromiss?

Solarthemen+plus Die Hamburger Stiftung World Future Council, bekannt als Weltzukunftsrat, fürchtet, dass der Kompro­miss der Kohlekommission trotz Reduktion der Kraftwerkskapazitäten bis 2030 sogar noch zu einer steigenden Kohleverstromung und zu 16 Prozent höheren CO2-Emis­sio­nen führen kann.

Matthias Kroll, Chefökonom der Stiftung befürchtet eine Erhöhung der Grundlast für die verbleibenden Kohlekraftwerke durch den Atomausstieg. Kroll sagt: „Die im Kohlekompromiss suggerierten Verbesserungen für den Klimaschutz auf dem Weg zum 1,5°C Ziel sind eine Mogelpackung.“ Der bisherige Hauptkritikpunkt am Kohlekompromiss sei der mit 2038 sehr späte Ausstiegstermin. Der aktuelle Kompromiss verberge aber noch ein weiteres Problem, das in der bisherigen Debatte untergegangen sei, so Kroll: „Für den Klimaschutz ist nicht entscheidend, wieviel Kraftwerkskapazität stillgelegt wird, sondern um wieviel die Stromerzeugung mit Kohle tatsächlich zurückgeht.“ Kroll hat nachgerechnet: „In dem aktuellen Modell sehe ich unterm Strich einen Anstieg der Stromproduktion aus Kohle um etwa 16 Prozent. Mit den CO2-Emissionen sieht es ähnlich aus. Deutschland muss den Fuß von der Bremse nehmen und den Ausbau der erneuerbaren Energien, der dazugehörigen Speichersysteme – ,Power to Gas‘ – und den Bau neuer Erdgaskraftwerke forcieren. Sonst werden die CO2-Emissionen ansteigen und nicht abnehmen.“ Obwohl von den aktuell bestehenden 42 Gigawatt (GW) Kohlekraftwerken bis Ende 2022 rund 12 GW stillgelegt werden sollen, müsse damit gerechnet werden, so Kroll, dass die verbleibenden jeweils 15 GW an Braun- und Steinkohle mehr Strom und CO2 produzieren werden als heute. Denn es müsse vermutet werden, dass die Auslastung der verbleibenden Kohlemeiler steigen werde, da sie die wegfallenden letzten 9,5 GW Kernkraftgrundlast übernähmen. Damit der Ausstieg aus der Kernkraft nicht zu einer dauerhaften Zunahme der Kohleverstromung führe, die sich mit dem Pariser 1,5-Grad-Ziel nicht vertrage, müssten die ab 2022 verbleibenden 30 GW Kohlekraft zügig weiter verringert werden, fordert der Weltzukunftsrat.

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