Shell will sonnen übernehmen

Solarthemen 512. Shell will den Stromspeicher-Anbieter sonnen mit Sitz in Wilpoldsried zu 100 Prozent übernehmen.

Shell war bereits im Mai 2018 mit einer Minderheitsbeteiligung bei sonnen eingestiegen. Nach Zustimmung des Kartellamtes soll die Übernahme kurzfristig vollzogen werden. Für Christoph Ostermann, CEO und Mitgründer von sonnen ist der Verkauf nach zahlreichen Finanzierungsrunden der vergangenen Jahre ein logischer Schritt: „Mit Shell New Energies haben wir den perfekten strategischen Partner gefunden, der uns dabei unterstützt, in einem sich sehr schnell entwickelnden Markt weiter dynamisch zu wachsen.“ Ansonsten werde sich für das Unternehmen nicht viel ändern, sagte Ostermann, der Vorsitzender der Geschäftsführung bleiben wird, den Solarthemen: „Wir bleiben sonnen, obwohl Shell jetzt Eigentümerin ist. Und es sind keinerlei Änderungen geplant, was die Strate­gie betrifft, das Management-Team oder die Belegschaft. Unsere DNA soll erhalten bleiben.“ Keinesfalls meint Ostermann, der sein Firmenimage gern mit energie-revolutionärer Rhetorik gegen die etablierte Energiewirtschaft pflegt, mit der Übernahme durch einen multinationalen Mineralölkonzern die Seele des Unternehmens verkauft zu haben: „Im Gegenteil: Wir sind mit sehr vielen Freiheiten und großen finanziellen und organisatorischen Möglichkeiten ausgestattet, auf die wir vorher keinen Zugriff hatten. Deshalb ist es eine gute Nachricht für alle, die sonnen kennen und mögen.“ Und auch dass Shell schon einmal, Ende der 1990er Jahre, mit Pauken und Trompeten ins Solargeschäft eingestiegen war, umwenige Jahre später seine Gelsenkirchener Solarzellenfabrik für einen symbolischen Preis an Frank Asbecks SolarWorld zu verramschen, macht Ostermann nicht nervös: „Die Welt hat sich zwischenzeitig weiterbewegt. Es ist nicht mein Anspruch, Shells Vergangenheit aufzuarbeiten. Ich sehe in Shell einen Player, der sehr mutig und sehr konsequent voranschreitet, der sich als Gruppe klare CO2-Ziele gesetzt hat und sich daran messen lassen will. Und er hat sehr viel Geld in die erneuerbaren Energien investiert. Die Herrschaften, die ich bei Shell kennengelernt habe, sind auch 100-prozentige Überzeugungstäter, die wissen, dass etwas getan werden muss und es auch machen. Das was Shell heute tut, geht weit über Greenwashing hinaus.“ Es falle ihm zwar durchaus noch ein bisschen schwer, als Gründer und früherer Eigentümer künftig in der Rolle eines angestellten Geschäftsführers zu arbeiten, gibt Ostermann auf Nachfrage zu. Er beschreibt als Vater zweier Töch­ter seine Gefühle augenzwinkernd in einem Bild: Wer seine Tochter von der Geburt über die Kindheit und die Pubertät begleitet habe, der solle nicht versuchen, sie am Erwachsenwerden, am Verlassen des Elternhauses oder am Heiraten zu hindern. Aber er könne vielleicht doch zu verhindern versuchen, dass sie den falschen Kerl heirate: „Wenn man sein Baby in gute Hände übergeben kann – und ich glaube, das ist hier der Fall – dann hat man sehr viel erreicht. Trotzdem wird der Trennungsschmerz nicht ganz zu vermeiden sein.“ Foto: Sonnen GmbH

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