Windenergie-Ausbau bleibt im 1. Quartal 2020 schwach

Grafik zeigt den Abnahme des Windenergieausbaus in Deutschland von 2016 bis 2020Auswertungund Grafik: FA Wind
In Betrieb gegangene Windenergieleistung pro Quartal (Stand 30.4.2020) Daten: BNetzA, Marktstammdatenregister
Nach Auswertung der Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind) hat sich die Flaute beim Ausbau der Windenergie im ersten Quartal 2020 fortgesetzt. In Deutschland gingen laut Marktstammdatenregister 107 neue Anlagen mit 348 Megawatt (MW) Leistung ans Netz.

Das ist zwar ein deutlicher Zuwachs gegenüber dem Vorjahresquartal. Doch Jürgen Quentin, der Daten-Experte der FA Wind, stellt fest. „Die ersten drei Monate sind das zweischwächste Frühjahr für den Windenergie-Ausbau seit zehn Jahren.” Eine Trendwende kann er auch deshalb in den Zahlen des ersten Quartals 2020 nicht klar erkennen. Denn die Genehmigungsentwicklung stagniert im Vergleich zum letztjährigen Frühjahr. 119 Anlagen mit 493 MW haben bis Ende März eine Genehmigung erhalten. Das sind acht Prozent mehr Leistung als im Vergleichszeitraum 2019, aber sechs Prozent weniger Anlagen. Bei der Generatorleistung zeige sich ein deutlicher Trend zur 4-MW-Klasse. Zwei Drittel der neu genehmigten Anlagen sind mit mindestens vier Megawatt geplant. Ein Fünftel dieser Turbinen übersteige sogar die 5-MW-Schwelle.

(Noch) keine Stillegungswelle

Außer Betrieb gingen im ersten Quartal 46 Windturbinen mit 41 MW Leistung. Ein Trend zu wachsenden Stilllegungen aufgrund des bevorstehenden Förderendes für erste Ü20-Anlagen ab dem 1. Januar 2021 lasse sich bislang nicht erkennen. Vielmehr korreliere die Zahl der Außerbetriebnahmen mit dem Zubau neuer Anlagen. So seien Stillegungen vermutlich größtenteils auf Repowering zurückzuführen, heißt es in der neuesten Quartalsauswertung der FA Wind, die den Solarthemen vorliegt.

Den drastischen Zubau-Rückgang in den letzten zwei Jahren führt die FA WInd weiterhin teilweise auf Ausschreibungs-Regeln im Jahr 2017 zurück. Damals gingen über 90 Prozent der Förderzusagen an Windenergieprojekte, die immissionsschutzrechtlich noch nicht genehmigt waren. Von den seinerzeit bezuschlagten 2688 MW ohne BImSchG-Genehmigung sind bis Ende März 2020 keine 10 Prozent (232 MW) in Betrieb gegangen.

16 Monate vom Zuschlag bis zur Inbetriebnahme

Für alle 480 seit Einführung der Ausschreibungen in Betrieb gegangenen Windturbinen vergingen zwischen dem Zuschlag und dem Netzanschluss im Schnitt 16 Monate. Gemessen daran ist aber nicht nur der Großteil der 2017 bezuschlagten Anlagen überfällig, sondern auch fast die Hälfte der in den 2018-er Ausschreibungen erfolgreichen Anlagen.

Eine Ursache für den geringen Zubau bei der Windenergie sieht die FA Wind auch 2020 in Klagen gegen erteilte Genehmigungen. In deren Folge verzögert sich der Bau der Windenergie-Anlagen, wenn er nicht gar unmöglich wird. Anlagen mit mehr als 1000 MW Leistung wurden laut einer Branchenumfrage der FA Wind Mitte 2019 bundesweit beklagt. Davon sind bis Ende März 2020 nur 60 MW realisiert worden. Von der Bundesregierung angekündigte Maßnahmen zur Beschleunigung von Verfahren sind bislang nicht realisiert.

5.4.2020 | Autor: Guido Bröer, Solarthemen | www.solarserver.de
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