Branchenbilanz Energiespeicher 2021

Energiespeicher - ein stilisiertes BildFoto: ZETHA_WORK / stock.adobe.com
Der Bundesverband Energiespeicher (BVES) hat seine diesjährige Branchenanalyse vorgelegt. Demnach ist er Umsatz im Bereich Energiespeicher Jahr 2021 gegenüber dem Vorjahr um 29 Prozent auf 8,9 Milliarden Euro gestiegen. Der Verband erwartet einen weiteren Schub. Das liegt auch an den Entwicklungen, die die Speicher aus Sicht des BVES für Haushalte und Unternehmen noch interessanter machen.

In einigen Sektoren des Energiespeicher-Geschäftes gab es bereits im vergangenen Jahr deutliche Zuwächse. Den größten einzelnen Anteil stellen die Strom- und Wärmespeicher laut Analyse von 3-Energie-Consulting im Auftrag des BVES im Haushaltsbereich. Sie machen vom Gesamtumsatz in Höhe von 8,9 Milliarden Euro mit 4,4 Milliarden Euro fast die Hälfte aus. An zweiter Stelle stehen Speicher für die Systeminfrastruktur mit 2,3 Milliarden Euro. Industrie und Gewerbe kommt gemeinsam auf 1,9 Milliarden Euro, Forschung und Entwicklung auf 0,3 Milliarden Euro. Dabei erwartet der BVES insbesondere bei Industrie und Gewerbe in diesem Jahr eine weitere Umsatzerholung. Im Jahr 2021 sei die Umsatzdelle des Vorjahres ausgeglichen worden.

Die Haushalte seien eine tragende Säule des Wachstums, erklärt Urban Windelen, der Geschäftsführer des BVES. Gerade in diesen Tagen sei der 500.000ste Stromspeicher im Haushaltssektor installiert worden. Dabei spielten Themen wie Resilienz, Autarkie und Versorgungssicherheit eine wichtige Rolle. Zunehmend wichtiger seien aber auch die steigenden Energiepreise. Von allen Faktoren erwartet sich der BVES im Jahr 2022 einen weiteren Wachstumsimpuls für Energiespeicher. Dabei bewegten sich wasserstoffbasierte Energiekonzepte für Haushaltsanwendungen noch auf einem niedrigen Niveau. Sie erlebten allerdings zurzeit schon eine etwas höhere Nachfrage als zuvor.

Energiespeicher in Haushalten immer größer

Im Haushaltsbereich geht der Trend zu größeren Speichern, sagt Jörg Blaurock von 3-Energy-Consulting. Habe die durchschnittliche Größe eines Speichers im Jahr 2017 noch bei 6,8 Kilowattstunden (kWh) gelegen, so erhöhte sie sich im vergangenen Jahr 8,8 kWh. Windelen erwartet in den kommenden Jahren eine durchschnittliche Kapazität der Hausspeicher von 15 kWh. Das liege auch am wachsende Interesse an Wärmepumpen und E-Fahrzeugen, die größere Batterien sinnvoller machten.

Insgesamt kommen die Stromspeicher in den Haushalten Anfang April auf eine Gesamtspeicherkapazität von rund 4400 Megawattstunden. „Energiespeicher nehmen damit eine zunehmende Bedeutung im Energiesystem ein“, so Windelen. Und die Heimspeicher seien fast auf der Kapazität von großen Pumpspeichern. In einzelnen Landkreisen, in denen sie noch weiter verbreitet seien, könnten sie maßgeblich zur Versorgungssicherheit beitragen. Allerdings, so bemängelt Windelen, fehle es dafür an geeigneten regulatorischen Rahmenbedingungen. Und leider habe die Regierung die Vorschläge der Branche im heute vom Kabinett beschlossenen Entwurf für das Erneuerbare-Energien-Gesetz noch nicht berücksichtigt.

Energiespeicher bringen Umsatz

Allein im Jahr 2021 konnte die Branche im speziellen Sektor der Strom-Heimspeicher nach ersten Hochrechnungen 1,3 Milliarden Euro umsetzen. Blaurock schätzt den Markt im Jahr 2022 auf 1,5 Milliarden Euro. Dabei konnten sich deutsche Anbieter hier offenbar sehr gut behaupten. Der hiesige Markt werde von drei großen deutschen Anbietern – Senec, Sonnen und E3DC – angeführt. Sie hätten ausländischen Anbietern im vergangenen Jahr Marktanteile abnehmen können.

Wärmespeicher gewinnen an Bedeutung

Auch die Bedeutung von Wärmespeichern in den Haushalten steigt. Als Treiber sieht der BVES hier die hohe Bundesförderung für Heizungssanierungen sowie steigende CO2-Preise. Und das Wachstum bei den Speichern hängt wohl mit demjenigen bei Wärmepumpen zusammen. Da Industrie und Handwerk hier aber ihre Kapazitäten noch ausbauen müssen und den Markt nicht rasch bedienen können, wirke dies markthemmend, so der BVES. Dennoch erwartet der Verband im Jahr 2022 ein deutliches Umsatzplus. Nach einem Umsatz von 3,1 Milliarden Euro im Jahr 2021 schätzt er den mit Haushalts-Wärmespeichern zu erreichenden Umsatz in diesem Jahr auf 3,9 Milliarden Euro.

Im gewerblichen Bereich erreichten Stromspeicher nach Angaben des BVES im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro. Wasserstoffanwendungen kamen auf einen Umsatz von 140 Millionen Euro. Diese beiden Bereiche könnten in diesem Jahr auf 2 Milliarden und 150 Millionen Euro Umsatz anwachsen, schätzt der Verband. Treiber seien Elektro-Mobilität, die Verpflichtung zur Dekarbonisierung und ein steigender CO2-Preis. Im Jahr 2022 trügen zudem der Krieg Russlands gegen die Ukraine und damit verbundene Knappheiten dazu bei, dass sich Unternehmen vermehrt den erneuerbaren Energien zuwendeten. Die gewerbliche Nutzung von Wärmespeichern sei derzeit noch von Forschungs- und Pilotprojekten geprägt. Doch seien jetzt erste Großprojekte geplant, um Erdgas ersetzen zu können.

Mehr Beschäftigung durch Energiespeicher

Verbunden mit dem Marktwachstum ist auch ein Anstieg der Arbeitsplätze. Die Zahl der Beschäftigten stieg nach BVES-Anlayse von 14.700 im Jahr 2020 auf 16.900 im vergangenen Jahr. Für das Jahr 2022 erwartet der Verband 19.000 bis 20.000. Die Energiespeicherbranche selbst erwartet laut einer Umfrage unter Verbandsmitgliedern einen weiter wachsenden Markt. Zwei Drittel der Unternehmen wollen neue Mitarbeiter:innen einstellen. Doch die Suche nach Fachkräften stelle sich weiterhin als schwierig dar. 

Die Perspektive schätzen 50 Prozent der befragten Unternemen als positiv und weitere 36 Prozent sogar als sehr positiv ein. Die Zahl der Unternehmen mit einer eher negativen Erwartung habe sich gegenüber dem Vorjahr halbiert auf 5 Prozent. Die Unternehmen mit einer positiven Perspektive arbeiten dabei offenbar vor allem im Bereich elektrochemischer Speicher. Anbieter für thermische und mechanische Speicher äußern sich konservativer.

Hemmnisse für Energiespeicher

Als wesentliche Markthemmnisse sehen die Unternehmen die Regulierung (29 Prozent) und Bürokratie (21 Prozent). 23 Prozent der Unternehmen sehen aber in den Rohstoff- und Produktionskosten aktuell das größte Hemmnis. Ebenso viele bewerten die Stabilität der Marktbedingungen beziehungsweise die Investorensicherheit als wesentliche Barriere. Allerdings erwartet eine große Mehrheit der Unternehmen laut BVES von der neuen Bundesregierung eine Verbesserung des regulatorischen Rahmens.

Im Ausblick auf die kommenden Jahre sieht Windelen weiterhin Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Rohstoffen und dem Aufrechterhalten von flüssigen Lieferketten. Sie begrenzten neben dem Fachkräftemangel das Wachstum. „Schwieriger als das ist aber die politische Lage“, betont Windelen. Bei den großen Ziele setze die Regierung mit dem EEG zwar die richtigen Akzente. „Aber dieses EEG ist nicht auf das System abgestimmt.“ 

6.4.2022 | Autor: Andreas Witt
© Solarthemen Media GmbH

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