Pelletspreise steigen auf Rekordniveau

Foto zeigt einen Haufen Holzpellets und mehrere Geldscheine (Euro)Foto: mabaff / stock.adobe.com
Warum werden Pellets teurer, wenn wir doch eigentlich eine Gaskrise haben? – Das fragen sich derzeit viele.
Pelletspreise erleben einen ungeahnten Höhenflug, vor allem weil Kun­den aus Angst vor Energie­knapp­heit panikartig ihre Pelletlager füllen.

Die steigenden Preise fossiler Ener­gien ziehen auch die Pelletspreise in unbekannte Höhen. In den vergangenen Wochen kostete die Tonne für Endkunden im Mittel rund 800 Euro, in manchen Regionen zumindest kurzfristig auch noch deutlich mehr. „Auch innerhalb der Branche konnte sich bis vor Kurzem niemand eine solche Situation vor­­stel­­len“, sagt Martin Bentele, Geschäftsführer des Deutschen Pelletinstituts (Depi). Trotz Urlaubszeit und Personalengpässen habe der Pellethandel in Deutschland in diesem Sommer am Limit gearbeitet.

Die Gründe der Preisentwicklung sind vielfältig: Neben der für diese Jahreszeit untypisch hohen Nachfrage, getrieben durch die Unsicherheiten im gesamten Energiemarkt, wirken sich hohe Betriebskosten und auch hohe Kosten der Sägespäne auf die Pelletspreise aus.

Wieder leichte Stagnation beim Preis für Pellets

Das Depi fragt jeweils mit Stichtag zum 15. eines Monats die Preise bei Pellethändlern bundesweit ab und veröffentlicht diese. Die Erfassung für September ist damit zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch in der Endphase. Nach Zahlen von Branchenportalen dürften die Notierungen jedoch abermals etwas höher liegen als Mitte August, wobei sie in den letzten Tagen stagnierten oder sogar leicht sanken.

Nach den Zahlen der aktuellsten Depi-Erhebung kostete die Tonne im August im Bundesdurchschnitt 683 Euro, bezogen auf eine Bestellmenge von sechs Tonnen. Innerhalb von Deutschland gibt es leichte Preisunterschiede, in Süddeutschland sind die Pellets mitunter geringfügig billiger als im Norden. Im Mittel waren Pellets im August fast 35 Prozent teurer als im Vormonat. Eine solcher Preissprung ist, zumal zur Sommerzeit, bisher einmalig.

Grafik zeigt wie die Preise von 1. Erdgas, 2. Heizöl und 3. Holzpellets seit 2021 nach oben geben, Pelletspreise scheinen seit Mai quasi exponenziell zu steigen

Für die Kilowattstunde Wärme aus Holzpellets berechnete der Branchenverband zuletzt einen Durchschnittspreis von 13,66 Cent. Damit koste der normierte Holzbrennstoff rund zehn Prozent weniger als Heizöl und rund 20 Prozent weniger als Erdgas. Der Preisvorteil ist demnach mächtig geschrumpft; vor einem Jahr lag dieser gegenüber Heizöl noch bei mehr als 30 Prozent.

Pelletspreise haben sich vervierfacht

Pellets sind damit heute drei- bis viermal so teuer wie vor einem Jahr. Die Branche spricht von einer „allgemeinen Bevorratungsdynamik“ – es gebe „viele Bestellungen verunsicherter Kunden“, also von Heizungsbetreibern, die gar keinen akuten Bedarf haben. Hinzu kämen „viele Neukunden, die ihre fossile Heizung ausgetauscht haben“. Diese hohe Nachfrage treibt naturgemäß den Preis.

Neben solchen Marktreaktionen im Spannungsfeld von Angebot und Nachfrage seien für die Preisentwicklung aber auch erhebliche Kostensteigerungen bei Produktion und Anlieferung von Pellets durch hohe Strompreise für Pelletwerke verantwortlich, sowie zusätzlich die hohen Spritpreise beim Transport, heißt es in der Branche. Denn natürlich schlägt auch der hohe Dieselpreis auf die Kosten der Logistik durch. Zeitweise waren zudem Lkw zum Pellettransport knapp, was ebenfalls die Preise trieb.

Lage der Holzindustrie beeinflusst Pelletspreise

Des Weiteren liegen auch die Rohstoffpreise hoch, weil die Pelletindustrie stark von der Holzwerkstoffindustrie abhängt: Wird weniger Schnittholz nachgefragt, etwa im Bausektor, bleiben weniger Sägespäne übrig. Die werden dann umso teurer. Genau das sei zuletzt der Fall gewesen, so das Depi. Immerhin ein Störfaktor, der die Kohle im Sommer traf, ist für den Pelletmarkt nicht relevant: die niedrigen Wasserstände.
Auch Pelletpreise steigen auf Rekordniveau

Denn die Binnenschifffahrt spielt in der Pelletlogistik keine Rolle. Einen gewissen Einfluss auf den deutschen Pelletmarkt könnten aber Lieferausfälle aus Russland und der Ukraine haben. Russland hatte seine Pelletindustrie in den vergangenen Jahren deutlich ausgebaut, um zwischenzeitlich in großem Stil Ware zu exportieren. Nach Deutschland ging allerdings wenig, wenngleich die vorliegenden Zahlen etwas differieren. Nach Angaben des Depi machten die gesamten Importe aus Russland, der Ukraine und Weißrussland zuletzt lediglich etwa zwei Prozent des hiesigen Inlandsverbrauchs aus. Von etwas höheren Zahlen berichtete für das erste Halbjahr 2022 der Holzkurier: Deutschland habe in den sechs Monaten knapp 175.000 Tonnen Pellets eingeführt, davon 52.000 Tonnen aus Russland. Das wäre dann ein Anteil Russlands von immerhin gut drei Prozent, bezogen auf den hiesigen Verbrauch in einem halben Jahr.

Indirekte Wirkungen auf Pelletsmärkte

Andere Länder sind stärker von russischen Pellets abhängig. Weil die Märkte in Europa eng verzahnt sind, würden sich Lieferrückgänge aus Russland indirekt auch in Deutschland bemerkbar machen. Zum Beispiel exportierte Russland in der Vergangenheit große Mengen Pellets nach Dänemark und Schweden. Das lag auch daran, dass Russland aus Sicht der Transportlogistik gegenüber anderen großen Pelletexporteuren wie den USA und Kanada im Vorteil ist, weil die großen Abnehmerländer von St. Petersburg aus auf dem Seeweg schnell und preisgünstig zu versorgen sind. Der Hafen von Stockholm zum Beispiel ist binnen 24 Stunden erreichbar. Sollten die europäischen Importländer jene Mengen, die bislang aus Russland kamen, in anderen Ländern beschaffen, hätte das auch Auswirkungen auf den deutschen Markt.

Wie weit außerdem die stärkere Nutzung von Energieholz im industriellen Sektor auf die Holzmärkte wirkt, ist indes nicht so ganz klar. Es gebe zwar gewisse Verknüpfungen der beiden Märkte, doch die Effekte seien eher gering, heißt es übereinstimmend sowohl vom Depi als auch beim Fachverband Holzenergie. Industrieunternehmen, die zur Dampf­erzeugung Holz einsetzen, nähmen dafür Qualitäten, die wenig Überschneidung mit den Rohstoffen hätten, die für die Herstellung von DIN-Pellets nötig sind.

Überlegungen für Ko-Feuerung von Holzpellets in Kraftwerken

Auch finde in Deutschland bislang keine nennenswerte Ko-Feuerung von Holz in Kohlekraftwerken statt, betonen die Verbände. Vattenfall berichtet zwar stolz, man habe das Kohle-Heizkraftwerk Moabit im Jahr 2013 für die Mitverbrennung von Biomasse umgerüstet, doch auch hier ist der Einsatz von Biomasse eher als Zukunftsoption gedacht. „In den meisten Fällen handelt es sich um Überlegungen“, sagt Constantin Zerger von der Deutschen Umwelthilfe.

Am Pelletmarkt könnte die Preisentwicklung unterdessen ihren Höhepunkt erreicht haben, denn die meisten Pelletlager der Endkunden dürften inzwischen gut gefüllt sein. „Die Nachfrage im Privatkundenmarkt nähert sich langsam wieder den Durchschnittswerten an“, sagt Anna Katharina Sievers, Sprecherin des Depi. Wie lange es dauert, bis die Pelletspreise merklich nachgeben, vermag aber in dieser ungewöhnlichen Marktlage niemand abzuschätzen.

18.9.2022 | Autor: Bernward Janzing
© Solarthemen Media GmbH

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