Biomassestrategie-Entwurf ist umstritten

Holzheizwerk im Hintergrund, im Vordergrund: Solarthermieanlage. Symbolbild für sparsame Bioenergienutzung laut BiomassestrategieFoto: Guido Bröer
Biomasse soll laut Biomassestrategie möglichst sparsam eingesetzt werden. Selbst in Verbindung mit Effizienzboostern wie der Solarthermie, sieht die Bundesregierung den Einsatz von Waldholz kritisch.
Ein Entwurf der Biomassestrategie der Bundesregierung ist in die Öffentlichkeit gelangt und ruft dort kontroverse Reaktionen hervor.

Der Entwurf der Biomassestrategie ist offenbar unter Federführung der drei grün geführten Ministerien für Umwelt, Wirtschaft und Landwirtschaft entstanden. In 45 Maßnahmen beschreibt der Entwurf auf 70 Seiten eine politische Agenda, die die Verfasser:innen teils noch in der laufenden Legislaturperiode abarbeiten wollen.

CO2-Bepreisung ist Teil der Biomassestrategie

Eine dieser konkret beschriebenen Maßnahmen ist eine CO2-Bepreisung für holzartige Biomasse im Emissionshandelssystem (ETS I). Damit wollen die grünen Ministerien vor allem der Verbrennung von Holz in Kohlekraftwerken Einhalt gebieten. Aktuell gilt für Holzbrennstoffe im ETS der Emissionsfaktor „Null“, sofern der Brennstoff die Nachhaltigkeitskriterien der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU erfüllt.

Dem liegt die Logik zugrunde, dass bei der Verbrennung von Biomasse nur so viel CO2 freigesetzt wird, wie der Atmosphäre zuvor durch das Biomassewachstum entzogen wurde. Tatsächlich sei dies aber ein unvollständiges Bild, wenn man die Folgen und Effekte der Biomasseproduktion und-nutzung im Gesamtsystem, vor allem von langlebigen Systemen wie Wäldern, Mooren oder Dauergrünland, betrachte, argumentiert das Papier der Ministerien. Durch die Verbrennung von Holz werde heute, wo eine schnelle und drastische Reduktion der Emissionen unabdingbar sei, unmittelbar CO2 freigesetzt. Außerdem sinke durch die Holzentnahme der Holzvorrat im Wald und die Kohlenstoffspeicherung falle geringer aus. Wald könne bei Übernutzung von einer Kohlenstoffsenke zur klimaschädlichen Emissionsquelle werden.

Branchenkritik an der Biomassestrategie

Massive Kritik äußert die Biomassebranche an dem geleakten Papier. So sagt der Geschäftsführer des Fachverbandes Holzenergie (FVH) im Bundesverband Bioenergie, Gerolf Bücheler: „Aus Sicht der Holzenergiebranche enttäuschen die bekannt gewordenen Details zum Entwurf der Biomassestrategie leider komplett. Bis auf wenige positive Ansätze im Bereich Agroforst, Pflanzenkohle und negative Emissionen sieht der Entwurf nach einer Bioenergieverhinderungsstrategie aus.“

Umweltverbände wollen Waldnutzung begrenzen

Auf der anderen Seite geht diese Verhinderungsstrategie manchen Umweltverbänden, die die öffentliche Meinung seit einigen Jahren gegen eine verstärkte Holzenergienutzung zu mobilisieren versuchen, nicht weit genug. Laut Jana Ballenthin, Waldreferentin bei Robin Wood e.V., kommt die Strategie vor allem auch zu spät. Einige Gesetzesänderungen wie etwa die Reform des Gebäudeenergiegesetzes hätten vor dem Hintergrund einer Biomassestrategie sicherlich anders ausgesehen und die Beschlüsse hätten anders ausfallen müssen. Ballenthin erklärt: „Wo Biomasse entnommen wird, da fehlt sie hinterher. So zu Beispiel im Wald. Momentan ist Deutschland nach den Berechnungen der Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft eine Emissionsquelle, das heißt, die terrestrische Fläche Deutschlands emittiert mehr zum Beispiel klimaschädliches CO2 als sie speichern kann. Daran ist maßgeblich die Degradierung der Wälder durch den menschengemachten Klimawandel und eine zu intensive Biomasseentnahme, also Holzernte, schuld.“

Die Robin Wood Expertin lobt deshalb: „Dass das CO2 aus der Verbrennung schleunigst einer Bepreisung unterliegen muss, findet sich als wichtiger Punkt in der Strategie. An dem muss unbedingt festgehalten werden. Dass wir für eine stabile CO2 Senke aber auch intakte Wälder in der Fläche erhalten und schützen müssen, hat die Strategie leider nicht erkannt.“

Bücheler vom FVH meint hingegen: „Der Entwurf ist in großen Teilen realitätsfremd, da Wälder hauptsächlich als Treibhausgassenke gesehen werden, ungeachtet der Klimaschäden im Wald und des dringenden Gebots, die Wälder umzubauen.“

Autor: Guido Bröer | © Solarthemen Media GmbH

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