Claus Urbanke, Statkraft: Wir wollen grüne 2 GW in Deutschland

Portraitfoto Claus Urbanke, Vice President Wind, Solar & Storage Development bei StatkraftFoto: Statkraft
Claus Urbanke, Vice President Wind, Solar & Storage Development bei Statkraft.
Claus Urbanke ist Vice President Wind, Solar & Storage Development beim norwegischen Energiekonzern Statkraft. Seit 25 Jahren ist Statkraft auch in Deutschland präsent. Von Düsseldorf aus agiert das Unternehmen als einer der größten Energiehändler und als Projektierer von Wind- und Solarparks. Der Konzern, nach eigenen Angaben "Europas größter Erzeuger erneuerbarer Energien", hat für Deutschland eine Investitionsoffensive angekündigt. Im Solarthemen-Interview erläutert Urbanke die Strategie:

Claus Urbanke: Für uns ist eine andere Zahl viel entscheidender: Wir wollen bis 2030 in Deutschland über ein eigenes grünes Portfolio von etwa 2.000 Megawatt Leistung verfügen. Was das genau kostet, lässt sich heute noch nicht sagen. Bislang haben wir etwa 800 Millionen Euro investiert. Das Gros davon entfiel auf zwei in den Jahren 2021 und 2023 erworbene Windkraft-Portfolios, die zusammen gut 600 MW Leistung haben.

Als wir vor vier Jahren gestartet sind, waren beide Energieträger in unseren Überlegungen gleichberechtigt. Derzeit liegt unser Schwerpunkt bei der Windenergie an Land. Der Wettbewerb im Solarsektor ist zum einen intensiver. Hinzu kommt, dass sich im PPA-Segment die Rahmenbedingungen für Solarprojekte infolge der gefallenen Börsenstrompreise deutlich verändert haben. In der Folge müssen wir Projekte im PPA-Sektor im Hinblick auf Einstrahlung, niedrige Netzanschlusskosten und Pachthöhen sehr gut auswählen. Bei EEG-geförderten Vorhaben gilt mittlerweile wieder die Obergrenze von 20 MW, was eher für kleinere Unternehmen interessant ist.

Wir sind nach wie vor sehr glücklich über diese beiden Transaktionen. Wir setzen in der Tat auf Repowering, was für uns sehr attraktiv ist. Zudem gibt es seit dem vergangenen Jahr einige regulatorische Erleichterungen bei den Genehmigungen für den Austausch älterer gegen neue Anlagen.

Ja, das ist richtig. Wir haben jüngst die erste Genehmigung für ein Repowering-Projekt im nordhessischen Flechtdorf erhalten, bei dem, wenn alles nach Plan läuft, der Bau im nächsten Jahr beginnt. Weitere Repowering-Genehmigungsanträge sind in Vorbereitung, sprich: unser Projektgeschäft nimmt weiter Fahrt auf.

Die gestiegenen Preise sind eine direkte Folge knapper Flächen. Die Bundesregierung hat mit der Vorgabe an die Bundesländer, dass alle durchschnittlich zwei Prozent ihrer Landesfläche für die Windenergienutzung bereitstellen müssen, darauf reagiert. Es macht für uns wenig Sinn, die Pachthöhen zu deckeln. Dafür sind die potenziellen Standorte einfach zu unterschiedlich, und generell funktionieren staatliche Preiskontrollen in der Regel schlecht. Allerdings ist es richtig, dass es zuletzt einige Land-Ausschreibungen beispielsweise von Landesfortverwaltungen mit durchaus recht hohen Pachten gegeben hat. Es würde mich nicht wundern, wenn das ein oder andere Projekt am Ende so nicht realisiert werden kann.

Wir haben immer eine Bürgerbeteiligung an unseren Projekten angeboten und haben auch die Vorgabe des EEG § 6 begrüßt, der eine freiwillige Zahlung von 0,2 Cent pro erzeugter Kilowattstunde einer Windenergieanlage an Standortgemeinden vorsieht. Auch die neuen Beteiligungsgesetze der Länder sehen wir grundsätzlich positiv, weil sie die Akzeptanz erhöhen werden und bei den Projektierern für mehr Rechtssicherheit sorgen. Klar ist aber auch: Sie werden die Kosten für Windenergie erhöhen. Und: Eine bundeseinheitliche Regelung, beispielsweise im EEG, wäre sicher besser gewesen als ein föderaler Flickenteppich.

Interview: Ralf Köpke | @ Solarthemen Media GmbH

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