Batteriespeicher für Kommunen

Gründach mit Photovoltaikanlage auf einem Schuldach in Hückelhoven - im Innern des Gebäudes befindet sich ein Batteriespeicher.Foto: Stadt Hückelhoven
Die Photovoltaikanlage auf der Gesamtschule in Hückelhoven arbeitet in Verbindung mit einem Batteriespeicher.
Photovoltaikanlagen auf kommunalen Gebäuden gibt es schon sehr häufig. Jetzt kommen nach einem Preisrutsch mehr und mehr Batteriespeicher hinzu. Und sie lohnen sich sogar ganz ohne Förderung.

Rund 1,5 Millionen Euro spart die Stadt Hückelhoven in den kommenden 30 Jahren an Stromkosten mit nur drei Photovoltaikan­la­gen. Das geht aus den Unterlagen von Alexander Kurth, dem Klimaschutzmanager der Stadt, hervor. Pro Jahr sind es also immerhin 50.000 Euro. Und es wäre weniger, wenn die PV-Anlagen nicht mit Speichern kombiniert wären. So ist die 99 Kilowatt (kW) starke Anlage auf dem Dach einer Hauptschule verbun­den mit einem Batteriespeicher mit einer Kapazität von 98 Kilowattstunden (kWh). Das erhöht laut Kurth den Eigenverbrauch auf 89 Prozent.

Auslegung der Batteriespeicher vom Ort abhängig

Bei der Gesamtschule Ratheim seien es 90 Prozent bei 99 kW PV-Leistung und 56 kWh Speicherkapazität. „Die Größe von PV-Anlage und Speicher ist vom Verbrauchsort abhängig“, sagt der Klimaexperte, für den die Beschaffung der PV-Ausstattung nur eine Aufgabe von vielen ist. Bei einer Schule, aber auch bei anderen kommunalen Gebäuden passe der Betrieb der PV-Anlagen auch ohne Speicher schon gut zum Stromverbrauch. Mit Speicher lasse er sich aber weiter optimieren. Bei der Anlage auf einem Dorfgemeinschaftshaus, das vor allem in den Abendstunden ge­nutzt werde, sei die PV-Anlage dagegen ohne Speicher wirtschaftlich weni­ger lohnenswert.

Weitere PV-Anlagen geplant

Hückelhoven ist dabei, weitere kommunale Gebäude mit Photovoltaik auszustatten. Und die Bedingungen sind dafür gerade sehr günstig. Vom Land Nordrhein-Westfalen stehen im Rah­men des Gigawattpaktes für das Rheinische Braunkohlerevier bestmögliche Förderoptionen zur Verfügung. Die Förder­quote liegt bei mehr als 90 Prozent. Bedingung ist ein Eigenverbrauch von mindestens 80 Prozent. „Da liegt die Amortisationszeit bei wenigen Monaten“, so Kurth. Und auch mit einem deutlich geringeren Fördersatz oder sogar ohne Förderung würden sich die Anlagen lohnen. Doch natürlich falle die Investition der Kommune wesent­lich leichter, wenn das Geld schneller zurückfließe und den Haushalt entlaste.

Kosten für Batteriespeicher sind gefallen

Noch vor wenigen Jahren wäre die Entscheidung in Hückelhoven mit Blick auf den Batteriespeicher sicherlich an­ders ausgefallen. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) berech­net jährlich die Stromgestehungs­kosten – also die durch­schnitt­lichen Erzeugungskosten pro Kilowattstunde Strom – für unterschiedliche Formen der Stromerzeu­gung. Dabei werden auch PV-Anlagen mit Speichern betrachtet. Die jüngsten Daten zu dieser wissenschaftlichen Ana­lyse liegen für 2024 vor. Laut ISE bewegten sich die Kosten für einen Batterie­speicher zwischen 450 und 800 Euro je Kilowattstunde Spei­cher­kapa­zi­tät. 2021 lagen die Kos­ten noch zwi­schen 600 und 1.000 Eu­ro/kWh.

Titelseite der Zeitschrift Energiekommune 10/25

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Dabei hängen die tatsächlichen Kosten von einer Reihe von Faktoren ab, natürlich auch von der Situation vor Ort. In jedem Fall ist es ratsam, sich mehrere Ange­bote einzuholen und die Anlagengröße auf den Strombedarf abzustimmen. Hier kann ein Speicher dazu beitragen, die Anlage größer auslegen und damit die spezifischen Kosten senken zu können. Hilfreich ist auch ein Energiemanagementsystem, um etwa Lastspitzen kappen zu können.

Im nächsten Schritt will Kurth ein Energiemanagement aufbauen, um die Energieverbräuche in den kommunalen Gebäuden zu optimieren. Und eine Reihe weiterer PV-Anlagen soll hinzukommen – in der Regel mit Batteriespeicher. Ziel ist bei beiden Maßnahmen dann auch, die Lastspitzen zu kappen. Das spart wiederum Geld, das sonst an den Stromnetzbetreiber fließt.

Batteriespeicher lohnt auch ohne Förderung

Nicole Doerr, Referatsleiterin für Stadtplanung und Klimaschutz bei der Stadt Schifferstadt, hat bereits gute Erfah­run­gen mit Photovotaikanlagen auf kommunalen Dächern gesammelt. „Bei uns haben sich alle gut rentiert“, so Doerr. Und beim letzten Projekt, der Photovoltaikanlage auf dem Rathaus, sei diese auch direkt mit einem Stromspeicher kombiniert worden. Ein Grund, dass die Stadt für das Rathaus erst relativ spät eine PV-Anlage hat installieren lassen, war das erforderliche Gerüst für den Aufbau der Anlage. Es hat zu höherenKosten geführt. Wie Doerr erklärt, seien alle Berechnungen dann darauf hinausgelaufen, die Anlage möglichst groß zu dimensionieren. Und in diesem Zuge sei dann auch der Speicher erforderlich.

Fast 100 kW Photovoltaik auf dem Rathaus

Die Anlage auf dem Schifferstädter Rathaus, die in diesem Sommer in Betrieb gegangen ist, kommt auf eine Leistung von 99,8 Kilowatt. Der Speicher hat eine Kapazität von 80 Kilowattstunden. Da­mit erreicht das Rathaus nach Aussage von Doerr eine kalkulierte Autarkie­quote von rund 62 Prozent. Und mehr als 60 Prozent des Solarstroms können im Rathaus selbst verbraucht werden. Die Stadt geht davon aus, dass sich die Anlage aufgrund der eingesparten Stromkosten in rund zehn Jahren amortisiert. Ein Förderprogramm hat Schifferstadt dafür nicht in Anspruch ge­nom­men.

Ein Grund für den Einsatz des Speichers sei auch die Umstellung der Wärmeversorgung des Rathauses auf eine Wärmepumpe gewesen, sagt Doerr. Es sei aber auch klar, dass bei allen künftigen PV-Anlagen ein Speicher eine gute Option sei. So habe die Stadt bei einer Kita bereits einen Speicher nachgerüstet. Denn vom erzeugten Solarstrom der bestehenden PV-Anlage sei einfach ein zu hoher Anteil mit geringer Vergütung ins Netz eingespeist worden. Den wollte die Stadt lieber in der Kita selbst nutzen.

Ein Argument für die Speicher sei zudem, dass die Stadt auch künftige neue PV-Anlagen möglichst größer dimensionieren wolle, erklärt Doerr. Das führe ingesamt zu einer höheren Wirtschaftlichkeit. Für die Kommune sei jede der gebauten PV-Anlagen ein Gewinn.

Photovoltaik-Strom für Kläranlage

Auch für größere kommunale Anlagen kann der Einsatz von PV-Anlagen mit Speicher in den Blick genommen werden. So installieren die Stadtwerke Wolfenbüttel an ihrer Kläranlage nicht nur eine 924 kW starke PV-Anlage, sondern auch eine Batterie. Sie soll nach Angaben der Stadtwerke über eine maximale Lade- bzw. Entladeleistung von 350 kW und eine Kapazität von 850 kWh verfügen. Ziel ist es, Stromspitzen aus starker Sonneneinstrahlung zwischenzuspeichern und so rund 30 Prozent mehr Energie aus der PV-Anlage zum Reinigen des Abwassers zu verwenden. Dies bringe mehr Unabhängigkeit von steigenden Energiepreisen“, sagt Ingo Schultz, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Wolfenbüttel: „Dies trägt langfristig auch zur Stabilität der Abwassergebühren bei.“ Eine Wirtschaftlichkeitsanalyse wurde jedoch nicht erstellt. Der Stromspeicher ist Teil des Forschungsprojekts Fluxlicon, in dem alte Batterien aus E-Autos zum Einsatz kommen.

Autor: Andreas Witt | © Solarthemen Media GmbH

Titelseite der Zeitschrift Energiekommune 10/25

Dieser Artikel ist original in der Ausgabe 10/2025 der Zeitschrift Energiekommune erschienen. Energiekommune ist der Infodienst für die lokale Energiewende. Er erscheint monatlich. Bestellen Sie jetzt ein kostenloses Probeabonnement mit drei aktuellen Ausgaben!

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