So werden Haushalte mit Photovoltaik und Speicher krisenunabhängig

Sonne reflektiert von PV-Anlage auf Schrägdach eines 1-Familien-HausesFoto: Maryana / stock.adobe.com Maryana
Mit Photovoltaik kann man ein Stück unabhängig vom Stromnetz werden.
Photovoltaik und Speicher können Haushalten helfen, sich unabhängig vom Stromnetz zu versorgen. Dafür muss die Anlage aber für den Notstrombetrieb ausgelegt sein.

Angesichts geopolitischer Krisen und steigender Energiekosten rückt die private Versorgungssicherheit wieder in den Fokus. Die aktualisierte Broschüre des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) unterstreicht, wie wichtig eine unabhängige Energieversorgung in Krisenzeiten ist. Neben Vorräten für Lebensmittel und Trinkwasser wird dabei auch die Energieversorgung zunehmend zum kritischen Faktor. Wer in Krisenzeiten handlungsfähig bleiben will, braucht ein durchdachtes, möglichst unabhängiges Energiesystem. Mit Photovoltaik und Speicher können sich Haushalte zumindest in Teilen krisenunabhängig machen.

Teilautarkie als realistische Lösung

Für Einfamilienhäuser lässt sich mit einer Photovoltaikanlage zwischen sechs und zwölf Kilowatt in Kombination mit einem Stromspeicher von bis zu 15 Kilowattstunden bereits ein Autarkiegrad von rund 70 Prozent erreichen. Damit ist man zwar nicht vollständig unabhängig, kann aber wesentliche Haushaltsfunktionen wie Kühlung, Kommunikation und Beleuchtung auch bei Störungen im Stromnetz aufrechterhalten. Ergänzt man das System um eine Wärmepumpe und ein intelligentes Energiemanagement, entsteht ein hocheffizientes Gesamtkonzept, das insbesondere den Eigenverbrauch und die Gesamteffizienz steigert.

Eine Wärmepumpe erhöht den Eigenverbrauch, da sie den selbst erzeugten Solarstrom direkt für die Wärmebereitstellung nutzt. Sie steigert jedoch nicht automatisch den Autarkiegrad, weil ihr zusätzlichen Strombedarf den Gesamtstromverbrauch des Haushalts erhöht. Der erreichbare Autarkiegrad hängt deshalb maßgeblich von der Größe der PV-Anlage, der Speicherkapazität, dem energetischen Gebäudestandard sowie dem Nutzungsprofil ab. Unter typischen Bedingungen liegen jährliche Autarkiegrade bei Kombination von PV-Anlage, Batteriespeicher und Wärmepumpe in der Größenordnung von etwa 40–60 %. Höhere Werte sind möglich, stellen jedoch eher günstige Einzelfälle dar. Gerade im Winter, wenn die PV-Erzeugung deutlich geringer ist und der Wärmebedarf der Wärmepumpe steigt, reicht die Kombination aus PV-Anlage und Speicher in der Praxis nur selten aus, um die Wärmepumpe vollständig mit Solarstrom zu betreiben.

Im Notstrombetrieb ist daher meist nur eine begrenzte Grundversorgung möglich. Ein durchgehender Heizbetrieb mit der Wärmepumpe würde sehr große Speicherkapazitäten und eine klare Priorisierung der elektrischen Verbraucher erfordern. Aufgrund des hohen Leistungs- und Energiebedarfs einer Wärmepumpe ist dies in typischen Haushaltsinstallationen jedoch nur eingeschränkt bzw. selten vollständig realisierbar.

Blackout: Warum viele PV-Anlagen keinen Strom liefern

Ein häufig unterschätzter Punkt betrifft die Netzabhängigkeit vieler Photovoltaikanlagen. Bei einem Stromausfall schalten sich die meisten Systeme automatisch ab, um Rückeinspeisungen ins Netz zu verhindern. Ohne Speicher und Inselnetzfähigkeit kann die Anlage daher selbst bei Sonnenschein keinen Strom liefern. Erst wenn ein Speicher mit Notstromfunktion integriert ist, lässt sich der Betrieb wichtiger Haushaltsgeräte auch im Blackout aufrechterhalten. Diese Funktion gehört jedoch nicht zur Standardausstattung und muss gezielt in die Systemplanung einbezogen werden.

Nicht jede PV-Anlage mit Speicher kann im Falle eines Stromausfalls tatsächlich Energie bereitstellen. Entscheidend ist, ob das System notstrom- oder inselnetzfähig ist. Eine einfache Notstromsteckdose am Speicher ermöglicht den Betrieb einzelner Geräte, etwa Kühlschrank, Router oder Beleuchtung – allerdings nicht das gesamte Hausnetz. Für eine umfassendere Versorgung ist eine automatische Netztrennung erforderlich, oft integriert in Hybrid-Wechselrichter; eine separate unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) ist nicht immer nötig. In diesem Case übernimmt das System innerhalb von Sekunden den Betrieb kritischer Haushaltsfunktionen.

Wichtig: Die Batterie lädt während eines Netzausfalls in der Regel nicht weiter, da die PV-Anlage ohne stabiles Netzsignal meist abgeschaltet wird. Nur spezielle Systeme mit echter Inselnetzfunktion können auch während des Blackouts weiter Solarstrom erzeugen und speichern.

Der Speicher als Schlüsselkomponente

Der Stromspeicher bildet das Herzstück jeder autarken Energieversorgung. Er überbrückt in Zeiten ohne Sonneneinstrahlung und gewährleistet, dass auch bei Netzausfall oder in der Nacht weiterhin Energie verfügbar ist. In Verbindung mit einem Energiemanagementsystem und einer Wärmepumpe entsteht ein flexibles, selbststeuerndes System, das Erzeugung, Speicherung und Verbrauch optimal koordiniert. Auf diese Weise wird nicht nur die Resilienz erhöht, sondern auch die Wirtschaftlichkeit der gesamten Anlage verbessert.

Die Rahmenbedingungen für Investitionen sind derzeit günstig. Nach den Turbulenzen der vergangenen Jahre haben sich die Lieferketten stabilisiert, die Preise für Solartechnik stagnieren, und die hohe Nachfrage nach nachhaltigen Energielösungen sorgt für ein breites Angebot am Markt. Trotz politischer Unsicherheiten bleibt der Trend zur dezentralen Eigenversorgung stabil. Private Haushalte werden zunehmend zu aktiven Akteuren der Energiewende.

Versorgungssicherheit beginnt Zuhause

Die Empfehlungen des BBK verdeutlichen, dass Energieautarkie längst mehr ist als eine Frage der Kosten oder des Komforts. Sie ist teil einer umfassenden Vorsorgestrategie für Krisenzeiten und Ausdruck eines neuen Selbstverständnisses im Umgang mit Energie. Mit der passenden Kombination aus Photovoltaikanlage, Speicher, Wärmepumpe und Energiemanagementsystem können Haushalte heute ein hohes Maß an Versorgungssicherheit erreichen. Zwar nicht vollständig unabhängig, aber widerstandsfähig gegenüber Störungen und Preisschwankungen.

Die Lieferketten haben sich stabilisiert und die Preise für Solartechnik sind nicht weiter gestiegen. Gleichzeitig sorgen hohe Strompreise und Unsicherheiten bei der Energieversorgung für steigende Nachfrage. Wer jetzt investiert, kann sich langfristig unabhängiger von Marktpreisen machen. Anbieter und Angebote zu vergleichen, kann sich dabei zusätzlich lohnen – hier unterstützen unabhängige Plattformen bei der Orientierung und Planung. Damit wird Energieautarkie zu einem zentralen Bestandteil moderner, zukunftsfähiger Wohnkonzepte.

Über den Autor: Jannis Mischke ist seit 2 Jahren Experte für “Energieeffizientes Wohnen” bei Aroundhome und hilft, die richtigen Fachfirmen für jedes Projekt zu finden – von der Energieberatung bis zur Solaranlage.

Quelle: Aroundhome | www.solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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