Dena fordert Quote für Ökostrom-Kraftstoffe im Luftverkehr

Künftig müssen Flugzeuge regenerative Kraftstoffe tanken, um Klimagase wirksam zu reduzieren. Foto: BP Europe SE
Die Deutsche Energie-Agentur (Dena) sieht in einer Quote für strombasierte

Die Deutsche Energie-Agentur (Dena) sieht in einer Quote für strombasierte Kraftstoffe die beste Möglichkeit, Klimaschutz im Flugverkehr voranzubringen.
Das zeigt eine Analyse, die der Verband Global Alliance Powerfuels auf der Versammlung der internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO, einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen, vorgelegt hat. Die ICAO wurde aufgerufen,  strombasierte, erneuerbare Kraftstoffe (Powerfuels) in den Fokus ihrer Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsstrategie zu rücken. Für den Einstieg sollte demnach das Ziel sein, eine weltweite Quote zur Beimischung von Powerfuels in Höhe von mindestens zwei Prozent zu beschließen.

Die Kosten dafür wären laut Dena schon heute gut vertretbar. Der Preis für ein Flugticket würde sich entsprechend der Beimischungsquote erhöhen: bei einer Beimischung von zwei Prozent um zwei Prozent, bei zehn Prozent um zehn Prozent, bei 50 Prozent um 50 Prozent.

"Powerfuels sind der Schlüssel für den Klimaschutz im Luftverkehr“, sagt Andreas Kuhlmann, Sprecher der Global Alliance Powerfuels und Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (dena). Die bisherigen Instrumente zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen in diesem Sektor reichten bei weitem nicht aus.

„Die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen in anderen Sektoren ist nur
ein Ausgleichsmechanismus und nachhaltige Biokraftstoffe sind für den
Luftverkehr sehr begrenzt verfügbar. Deshalb sollte die ICAO Powerfuels in ihre Nachhaltigkeitsstrategie aufnehmen und zeitnah Beimischungsquoten einführen“, so Kuhlmann weiter.

„Einzelne Staaten und Regionen sollten darüber hinaus aktiv werden, um die Entwicklung zu beschleunigen, zum Beispiel durch eigene Quotenregelungen und Anreizprogramme für Fluglinien, Flughäfen und Kraftstoffproduzenten. Die Bundesregierung sollte zum Beispiel die Gelegenheit nutzen, mit dem Klimaschutzprogramm 2030 die geplante Erhöhung der Luftverkehrssteuer für die Förderung der Produktion von Powerfuels-Flugkraftstoffen einzusetzen."

Der Markt für Powerfuels steht noch am Anfang. Erste Projekte zum Aufbau der Powerfuels-Produktion für den Luftverkehr laufen zum Beispiel in den Niederlanden, in Norwegen und Deutschland. Wie die Analyse der Global Alliance zeigt, könnte der Markt durch eine regional oder sogar weltweit verpflichtende Beimischungsquote schnell wachsen. Der Preis pro Liter würde rasch abnehmen und könnte bis 2050 auf fast einen Euro sinken.

Selbst bei Kosten von 2,40 Euro pro Liter Powerfuels-Kerosin, die nach Schätzungen schon in naher Zukunft erreichbar wären, ließen sich die Emissionen spürbar senken, ohne dass Flugtickets erheblich teurer würden.

Ein typischer Urlaubsflug von Berlin nach Mallorca kostet beispielsweise 145 Euro. Bei einer Beimischungsquote von zwei Prozent würde das Ticket drei Euro teurer werden, bei einer Beimischungsquote von zehn Prozent 15 Euro. Ein Langstreckenflug von Berlin nach Peking für 525 Euro würde bei einem Powerfuels-Anteil von zwei Prozent 11 Euro teurer werden; bei einem Anteil von 10 Prozent 53 Euro.

Das CO2-Reduktionspotenzial von Powerfuels-Kerosin hängt stark davon ab, welcher Strommix und welche CO2-Quellen bei der Produktion zum Einsatz kommen. Nach sehr konservativen Schätzungen könnte es im Vergleich zu fossilem Kerosin etwa 75 Prozent betragen. Bei einer weltweiten Beimischungsquote von zwei Prozent könnten somit laut der Studie rund 14 Millionen Tonnen CO2 im Jahr eingespart werden; bei einer Beimischungsquote von zehn Prozent rund 68 Millionen Tonnen CO2. Das wäre mehr als der jährliche Treibhausgasausstoß eines Landes wie Irland.

Die aktuellen Rahmenbedingungen in der internationalen Luftfahrt sind aus Sicht der Global Alliance nicht geeignet, effektive Anreize für den Einsatz von Powerfuels zu geben. Die ICAO hat den Reduktionsmechanismus CORSIA eingerichtet, der garantieren soll, dass die Emissionen im Luftverkehr ab 2020 nicht weiter steigen. Der Schwerpunkt liegt dabei aber auf der Finanzierung von
Klimaschutzmaßnahmen in anderen Sektoren.

Dieses Instrument könnte so weiterentwickelt werden, dass auch Investitionen in Powerfuels attraktiv werden. Die nächste ICAO-Konferenz zu alternativen
Kraftstoffen im Luftverkehr sollte dafür die Grundlagen schaffen. Vorreiternationen sollten jedoch schon vorher aktiv werden.

Auf nationaler Ebene könnte ein Teil der Einnahmen aus Steuern und Abgaben im Luftverkehr für Powerfuels-Programme genutzt werden. Der europäische Emissionshandel bezieht zwar den Luftverkehr mit ein, aber bei einem Preis von unter 30 Euro pro Tonne CO2 entstehen für die Luftverkehrswirtschaft noch keine Anreize, in Powerfuels zu investieren, so die Dena weiter.

Schweden und Norwegen sind dabei, Beimischungsquoten für Bio-Kraftstoffe im Flugbenzin einzuführen. Solche Quotenregelugen sollten auf Powerfuels erweitert werden.

Die deutsche Regierung hat in ihrem neuen Klimapaket angekündigt, die
Rahmenbedingungen für die Produktion von strombasierten Kraftstoffen zu verbessern. Zur Diskussion steht auch, die Einführung einer Quote für Powerfuels-Kerosin zu untersuchen. Die parallel angekündigte Anhebung der Luftverkehrssteuer sollte dann jedoch nicht ausschließlich für die Bahn, sondern auch für die Förderung erster Powerfuels-Kerosin-Anlagen genutzt werden.

Zusammen mit den Bundesländern, der Industrie und den Gewerkschaften hat sich die Bundesregierung außerdem vorgenommen, eine industriepolitische
Initiative für Powerfuels in der Europäischen Union auf den Weg zu bringen.
1.10.2019 | Quelle: Deutsche Energie-Agentur | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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