Fraunhofer ISE konzipiert solarautarke Klimatisierung

Die erste Klimaanlage, die im Sommer ausschließlich mit Sonnenenergie betrieben wird, geht Ende Juni in Freiburg in Betrieb. Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) konzipierten die Anlage für das Sitzungsgeschoss der Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein.  Die Wärme aus 100 Quadratmetern Solar-Luftkollektoren reicht im Sommer für die gesamte sorptionsgestützte Klimatisierung aus. Im Winter unterstützen […]

Die erste Klimaanlage, die im Sommer ausschließlich mit Sonnenenergie betrieben wird, geht Ende Juni in Freiburg in Betrieb. Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) konzipierten die Anlage für das Sitzungsgeschoss der Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein.  Die Wärme aus 100 Quadratmetern Solar-Luftkollektoren reicht im Sommer für die gesamte sorptionsgestützte Klimatisierung aus. Im Winter unterstützen die Kollektoren die Raumheizung.

Die neue Anlage wandelt die Wärme aus den Kollektoren über Sorptionsprozesse in Kälte um: Zuerst wird die Außenluft durch die Anlagerung (Adsorption) von Wasserdampf an Silikagel getrocknet. Anschließende Befeuchtung der trockenen Luft liefert über Verdunstungskälte kühle Luft zur Klimatisierung. Wärme aus den Solar-Luftkollektoren regeneriert schließlich das Silikagel für den nächsten Kühlzyklus. Dieser Kreislauf funktioniert umso besser, je kräftiger die Sonne scheint – Angebot und Nachfrage fallen zusammen.

„Die sorptionsgestützte Klimatisierung ist auf Grund der niedrigen Antriebstemperaturen ideal für die Einbindung von Solarwärme oder Abwärme, z. B. aus Kraft-Wärme-Kopplung, geeignet“, erklärt Diplom-Ingenieur Carsten Hindenburg, Projektleiter am Fraunhofer ISE. „Unsere Besonderheit sind Verfahren, die das Gesamtsystem unter Einbeziehung von Solarwärme energetisch optimieren und damit noch energieeffizienter machen. Dabei behalten wir stets die Kostenseite im Auge“, hebt der Projektleiter hervor. Überzeugender Beweis sei die IHK-Anlage: Sie liefere in Spitzenzeiten 10.000 Kubikmeter kühle Luft pro Stunde und schaffe so angenehme Raumbedingungen für bis zu 100 Personen.

Die Technik ist nach Angaben des ISE reif für gewerbliche Anwendungen ab 3000 Kubikmeter Luftdurchsatz pro Stunde. In Mittelmeerländern seien die wirtschaftlichen Randbedingungen sogar besonders günstig: Die Fraunhofer-Forscher beraten derzeit die Gaswerke Palermo bei der Klimatisierung eines Bürogebäudes. Dort soll Solarwärme ebenfalls einen Großteil des sommerlichen Kühlbedarfs decken. Generell wachse weltweit das Interesse an umwelt-freundlicher Klimatisierung. In der Internationalen Energieagentur IEA laufe gerade ein Forschungsvorhaben unter Leitung des Freiburger Instituts.

Informationen zu Sorptionsspeichern: anlage.html
anlagejan2000.html#top

26.06.2001

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