Experten warnen: Kyoto-Klimaziel gefährdet

Im letzten Jahrzehnt sind Umweltbelastungen in Deutschland zwar zurückgegangen, das Erreichen des Klimaschutzziels nach dem Kyoto-Protokoll ist aber laut Professor Dr. Bernd Meyer von der Universität Osnabrück dennoch gefährdet.   Prof. Meyer, zugleich Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) mbH, vertrat diese Auffassung bei einer gemeinsamen Pressekonferenz der GWS und des Statistischen Bundesamtes (StaBA) […]

Im letzten Jahrzehnt sind Umweltbelastungen in Deutschland zwar zurückgegangen, das Erreichen des Klimaschutzziels nach dem Kyoto-Protokoll ist aber laut Professor Dr. Bernd Meyer von der Universität Osnabrück dennoch gefährdet.   Prof. Meyer, zugleich Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) mbH, vertrat diese Auffassung bei einer gemeinsamen Pressekonferenz der GWS und des Statistischen Bundesamtes (StaBA) zu den so genannten umweltökonomischen Gesamtrechnungen (UGR).

Die aktuellen UGR-Ergebnisse für wichtige Indikatoren zeigen, dass der Rohstoffverbrauch von 1991 bis 2001 um durchschnittlich 0,4 % pro Jahr zurückging, heißt es in einer Presseerklärung des Statistischen Bundesamtes. Auch der Energieverbrauch verminderte sich laut StaBA von 1990 bis 2001 um durchschnittlich 0,3 % pro Jahr. Noch deutlicher hätten sich die Luftemissionen zwischen 1990 und 2000 jährlich verringert, und zwar um 6,5 % bei den Luftschadstoffen und um jährlich 2,1 % bei den Treibhausgasen. Der Rückgang der Umweltbelastungen sei mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung (zwischen 1991 und 2001 jährlich um durchschnittlich 1,5 %) einhergegangen; das bedeute. es sei für die genannten Indikatoren gelungen, Wirtschaftswachstum und Naturverbrauch zu entkoppeln.

Um die Ziele der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesrepublik Deutschland zu erfüllen, reicht diese Entkopplung nach Einschätzung des StaBA und der GWS allerdings nicht aus. Bei den Indikatoren Energieproduktivität und Kohlendioxidausstoß sei das bisherige Entwicklungstempo zu gering, um die in der Nachhaltigkeitsstrategie angestrebten Ziele zu den vorgegebenen Zeitpunkten einzuhalten. Dagegen wäre, wenn die bisherige Dynamik des Wirtschaftswachstums und der Inanspruchnahme der Natur anhält, bei den Indikatoren Rohstoffproduktivität, Luftschadstoffausstoß und Treibhausgasausstoß mit einer Einhaltung der jeweiligen Zielvorgaben zu rechnen.

Die zu erwartende Emissionsentwicklung in Deutschland stellte Professor Dr. Meyer an Hand von Prognoserechnungen mit dem umweltökonomischen Modell PANTA RHEI dar, dem Daten der UGR und der volkswirtschaftlichen Input-Output-Tabellen zu Grunde liegen. Nach Prof. Meyer wird sich bei der zu erwartenden normalen Entwicklung der Weltwirtschaft und den derzeitigen politischen Rahmenbedingungen der Kohlendioxidausstoß bis zum Jahr 2010 nicht weiter vermindern. Damit bestehe die Gefahr, dass das aus dem Kyoto-Protokoll für Deutschland folgende Klimaschutzziel (–21 % der Treibhausgasemissionen von 1990 bis zum Zeitraum 2008 – 2012) knapp verfehlt werde. Prof. Meyer wies unter anderem darauf hin, dass der Straßengüterverkehr und der Heizbedarf der privaten Haushalte weiterhin Quellen steigender Kohlendioxidemissionen sein werden. Eine Erreichung des Kyoto-Zieles ohne weitere umweltpolitische Maßnahmen sei nur bei einer dauerhaft schwachen weltwirtschaftlichen Entwicklung zu erwarten, die allerdings unwahrscheinlich sei.

Detailliertere Ergebnisse auch zu weiteren UGR-Themenfeldern enthält der Bericht des Statistischen Bundesamtes „Umweltökonomische Gesamtrechnungen 2002“. Die Prognoseergebnisse der GWS sind in ihrem Bericht „Prognose der CO2-Emissionen in Deutschland bis zum Jahre 2010“ ausführlicher dargestellt.

07.11.2002   Quelle: StaBA, GWS

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