Erdwärme: Start der Bohrarbeiten für Freizeitbad in Weinheim
Das Mannheimer Energieunternehmen MVV Energie und das Freizeitbad „miramar“ in Weinheim wollen den Energiebedarf des Bades künftig mit einer Geothermie-Anlage umweltfreundlich decken. MVV-Vorstandsmitglied Karl-Heinz Trautmann und miramar-Geschäftsführer Marcus Steinhart erklärten zu Beginn der Bohrarbeiten für die rund 2,6 Millionen Euro teure Anlage auf dem Gelände des Erlebnisbades, dass hierzu aus einer Tiefe von 1.050 Metern 65 ° Celsius warmes Wasser zur Wärmeversorgung gefördert werden soll. Das berichtet die Geothermische Vereinigung e.V. in einer Pressemitteilung. „Das zukunftsweisende Projekt stellt eine beispielhafte Verbindung von Ökonomie und Ökologie dar“, so MVV-Vorstand Trautmann. Darüber hinaus ist es für miramar-Geschäftsführer Steinhart denkbar, „das Wasser aus der Tiefe in einem zweiten Schritt auch für ein neues Thermalbecken zu nutzen und damit den Freizeitwert weiter zu steigern“.
Für das Erdwärme-Projekt werden zwei zwischen 25 und 35 Zentimeter starke Tiefbohrungen mit teilweise diamantbestückten Hartmetallbohrköpfen durchgeführt. Das Thermalwasser befinde sich in den mehrere Millionen Jahre alten Schichten des Erdzeitalters Miozän. Diese bestehen hier überwiegend aus groben Sanden, in denen das Wasser eingelagert ist. Aus der ersten Bohrung werde das warme Wasser entnommen und einem Wärmetauscher zugeführt. Darin soll es teilweise bis auf 30 ° Celsius abgekühlt und anschließend in der zweiten Bohrung in die selbe grundwasserführende Schicht zurückgeführt werden. Eine solche Kombination von zwei Bohrungen wird in der Fachsprache Dublette genannt. Hierdurch könne eine thermische Energieleistung von 2,3 Megawatt erzielt werden. Jährlich sollen mit der Anlage rund 8.000 Megawattstunden Nutzwärme erschlossen werden, die derzeit noch über Erdgas geliefert werden.
Für die Erschließung des Wassers wurde eine gut 60 Tonnen schwere Bohranlage errichtet. Der Bohrturm ist 20 Meter hoch. Die Dublette soll auf dem selben Platz in einem oberflächlichen Abstand von 30 Metern voneinander errichtet werden. Bis zu einer Tiefe von 350 Metern wird parallel senkrecht gebohrt. Ab dieser Tiefe werden die Bohrlöcher in einem bestimmten Winkel voneinander abgelenkt, so dass die Endpunkte der beiden Bohrungen in 1.050 Metern Tiefe eine horizontale Entfernung von rund 500 Metern besitzen. Dies beuge einer Vermischung des entnommenen warmen Wassers mit dem zurück geführten abgekühlten Wasser vor.
Nach Abschluss der Bohrungen soll das Gelände rekultiviert werden. An der Oberfläche sei dann nur noch wenig zu sehen. Denn geothermische Anlagen würden nur wenig Platz beanspruchen. MVV-Vorstandsmitglied Trautmann verwies auf die guten geologischen Voraussetzungen der oberrheinischen Tiefebene für die Erdwärmenutzung, da bereits in vergleichsweise geringen Tiefen relativ hohe Temperaturen herrschten. Für die MVV Energie ist dies das erste Geothermie-Projekt in Deutschland. Das europaweit tätige Energieunternehmen betreibt bereits im tschechischen Deçin eine Erdwärmeanlage zur Wärmeerzeugung und habe dort positive Erfahrungen mit dieser umweltfreundlichen und nachhaltigen Energiequelle gemacht, die das Spektrum der erneuerbaren Energien bei dem Mannheimer Energieversorger sinnvoll ergänze.
04.02.2004 Quelle: Geothermische Vereinigung e.V.