Fabio Longo und Prof. Holger Rogall: Wärmewende jetzt!

„In der vergangenen Woche wurden strompolitische Weichen gestellt: Der Emissionshandel fördert die heimische Kohle, das Erneuerbare-Energien-Gesetz die heimischen regenerativen Stromtechniken“. So beschreiben die Initiatoren der Solar-Pflichten in Vellmar bzw. Berlin den aktuellen Stand der Klima- und Energiediskussion. „Doch wie sollen die riesigen Energieströme im Wärmemarkt in die richtigen Bahnen gelenkt werden?“, fragen Fabio Longo und […]

„In der vergangenen Woche wurden strompolitische Weichen gestellt: Der Emissionshandel fördert die heimische Kohle, das Erneuerbare-Energien-Gesetz die heimischen regenerativen Stromtechniken“. So beschreiben die Initiatoren der Solar-Pflichten in Vellmar bzw. Berlin den aktuellen Stand der Klima- und Energiediskussion. „Doch wie sollen die riesigen Energieströme im Wärmemarkt in die richtigen Bahnen gelenkt werden?“, fragen Fabio Longo und Professor Dr. Holger Rogall. Da die Industrie aufgrund der Regelungen im Emissionshandel in diesem Jahrzehnt keinen nennenswerten Beitrag zum Klimaschutz erbringen werde, sei der Verkehrs- und Wärmesektor gefordert.  Im Gegensatz zur Industrie steige der Energieverbrauch im Wärmemarkt weiter an. Hier bestehe dringender Handlungsbedarf. In drei aktuellen Beiträgen in Bau-, Solar- und Ökologie-Fachzeitschriften zeigen Longo und Rogall Wege zur solaren Wärmewende auf.

In der gerade erschienenen April-Ausgabe der Zeitschrift „Sonne Wind und Wärme (SW&W)“ stellen die beiden Autoren das neue Instrument der solaren Baupflicht vor, das von den Kommunen und vom Bund auf unterschiedliche Weise eingesetzt werden könne. „Zwar verzeichnet der solare Wärmemarkt seit einigen Jahren deutliche Wachstumsraten. Diese stehen jedoch bislang in keinem Verhältnis zu dem Potenzial der solaren Techniken“, erklären Longo und Rogall. Vom Bund erwarten sie ein Gesamtkonzept für die erneuerbare Wärme. Als kurzfristige Maßnahmen empfehlen sie die Vergabe von Investitionshilfen wie der Eigenheimzulage oder KfW-Kredite an Auflagen zur Installation solarer Wärmetechniken zu knüpfen. „Im Baugesetzbuch müssen die gesetzlichen Grundlagen für solare Baupflichten im Städtebau der Kommunen eindeutiger formuliert werden“, so Longo und Rogall. Als mittelfristige Maßnahme empfehlen sie, eine bundesweite solare Baupflicht in der Energiesparverordnung (EnEV) zu verankern.

Für die Städte und Gemeinden entwerfen die Autoren in zwei weiteren Artikeln das Leitbild einer „Solar-City“. In der Februar-Ausgabe des renommierten Architekten-Fachblatts „Deutsche Bauzeitschrift (DBZ)“ stellen sie das Modell des städtebaulichen Solarvertrags vor. Darin verarbeiten sie erste Erfahrungen mit dem Solarvertrag in Vellmar und geben neben rechtlichen Hinweisen praktische Tipps für die Umsetzung dieser Solar-Pflicht in anderen Städten und Gemeinden. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „politische ökologie“ verdeutlichen Longo und Rogall in einem Impuls-Artikel die Vorteile des Modells „Solar-City“: „Wenn weitere Städte dem Vellmarer Weg folgen, werden auch neue Berufsfelder und zukunftssichere Arbeitsplätze entstehen, etwa mit dem Solarteur“ Ordnungsrechtliche Instrumente wie Baupflichten für thermische Solaranlagen seien unverzichtbar, um das Klimaschutzziel bis zum Jahr 2050 zu erreichen, ist der Tenor aller drei Artikel.

Die Artikel von Fabio Longo und Professor Dr. Holger Rogall im Überblick:

– Baupflichten: neuer Motor des Kollektormarktes?, in: Sonne Wind und Wärme (SW&W), Heft 4 / 2004, S. 46-48 – Bestellung des Hefts: Wengeler@bva-bielefeld.de (http://www.SonneWindWaerme.de)

– Baupflichten für Solaranlagen, in: Deutsche Bauzeitschrift (DBZ), Heft 2 / 2004, S. 78/79 – Bestellung des Hefts: leserservice@bauverlag.de (http://www.dbz.de)

– Modell Solar-City, in: politische ökologie, Heft 87-88 / 2004, S. 96 (Schwerpunkt-heft mit dem Titel: „Energiegeladen. Richtungswechsel in der Klima- und Energie-politik?“) – Bestellung des Hefts: oekom@consodata.de (http://www.oekom.de).

In dem Workshop „Solarenergie fördern und fordern: Ordnungsrechtliche Instrumente für den kommunalen Klimaschutz“ werden Longo und Rogall auf dem Kongress zur Intersolar 2004 am 25.06.2004 in Freiburg ihre Modelle mit Vertretern von Städten und Gemeinden, Solar-Initiativen und Verbänden diskutieren.

06.04.2004   Quelle: Fabio Longo; Holger Rogall

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