Umweltrat: Kraftwerkserneuerung zur Abkehr vom Kohlepfad nutzen

Die Bundesregierung vergibt mit dem Kompromiss zum Emissionshandel die historische Chance einer klimaverträglichen Kraftwerkserneuerung, kritisiert der Rat von Sachverständigen für Umweltfragen (SRU). In seinem Umweltgutachten 2004, das der SRU am 05.05.2004 in Berlin vorgelegt hat, empfehlen die Sachverständigen der Bundesregierung und der europäischen Kommission, möglichst bald verbindliche Langfristziele für die Verminderung der Treibhausgasemissionen in einer […]

Die Bundesregierung vergibt mit dem Kompromiss zum Emissionshandel die historische Chance einer klimaverträglichen Kraftwerkserneuerung, kritisiert der Rat von Sachverständigen für Umweltfragen (SRU). In seinem Umweltgutachten 2004, das der SRU am 05.05.2004 in Berlin vorgelegt hat, empfehlen die Sachverständigen der Bundesregierung und der europäischen Kommission, möglichst bald verbindliche Langfristziele für die Verminderung der Treibhausgasemissionen in einer klimaschutzpolitisch erforderlichen Bandbreite von 60-80% bis 2050 gegenüber dem Jahr 1990 festzulegen.  Dies habe die britische Regierung bereits getan. Deutschland sollte sich dabei das anspruchsvollere Langfristziel setzen und das Zwischenziel einer Verminderung um 40 % bis 2020 bekräftigen.

Der von der Bundesregierung am 31. März 2004 vorgelegte Nationale Allokationsplan (NAP) statte dagegen Anlagen derart großzügig mit Emissionsrechten aus, dass die Lenkungswirkung des Emissionshandels in dramatischem Umfang abgeschwächt wird, stellt der SRU fest. Mit dem Emissionshandel stehe ein grundsätzlich gut geeignetes Instrument zur Verfügung, um die Energiewirtschaft langfristig zur Suche nach effizienten Techniken der CO2-Verminderung zu motivieren. Da Kraftwerke eine Lebensdauer von durchschnittlich 40 Jahren haben, müsse ein solcher Zeithorizont auch die Gestaltung der ökonomischen und ökologischen Rahmenbedingungen bestimmen. In Bezug auf den Emissionshandel bedeute dies, dass die Gesamtmenge der handelbaren Emissionen langfristig fixiert werden müsse, so die Sachverständigen..

In den nächsten 15 Jahren werden die Anlagen zur Stromerzeugung in Deutschland zu wesentlichen Teilen erneuert. Fast die Hälfte der Kraftwerkskapazitäten wird stillgelegt beziehungsweise durch neue Kraftwerke ersetzt werden. Diese Erneuerung des Kraftwerkparks biete für Deutschland eine historische Chance für den Einsatz CO2-armer Energieträger sowie für die Errichtung von Kraftwerken mit sehr hohem Wirkungsgrad und damit für einen ehrgeizigen Klimaschutz zu minimalen Zusatzkosten. Werde diese Chance nicht genutzt, werde Deutschland das nationale Klimaschutzziel für 2020 verfehlen und sich auf eine langfristig ökonomisch wie ökologisch riskante Energieversorgung stützen müssen, so der SRU.

Das vollständige Gutachten ist im Internet abrufbar unter
http://www.umweltrat.de
Kurzgutachten (157 S.) als PDF-Dateien [Link: http://www.umweltrat.de/02gutach/downlo02/umweltg/UG_2004_kf.pdf

06.05.2004   Quelle: Rat von Sachverständigen für Umweltfragen (SRU)

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