Greenpeace: Rot-Grün will 1,5 Tonnen Plutonium nach Frankreich verschieben

Nach dem gescheiterten Export der Hanauer Atomfabrik nach China riskiere die Bundesregierung jetzt erneut die Glaubwürdigkeit der Atompolitik, kritisiert Greenpeace in einer Pressemitteilung. Am 16.06.2003 habe das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter bekannt gegeben, dass Plutonium, welches für den Schnellen Brütern Kalkar und für den inzwischen stillgelegten Versuchsreaktor Karlsruhe bestimmt war, nach Frankreich in […]

Nach dem gescheiterten Export der Hanauer Atomfabrik nach China riskiere die Bundesregierung jetzt erneut die Glaubwürdigkeit der Atompolitik, kritisiert Greenpeace in einer Pressemitteilung. Am 16.06.2003 habe das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter bekannt gegeben, dass Plutonium, welches für den Schnellen Brütern Kalkar und für den inzwischen stillgelegten Versuchsreaktor Karlsruhe bestimmt war, nach Frankreich in die Wiederaufarbeitungsanlage La Hague exportiert werden soll.  Das bedeute, dass die Besitzer des Plutoniums, der Stromversorger RWE und das bundeseigene Forschungszentrum Karlsruhe neue Wiederaufarbeitungsverträge abschließen würden oder bereits abgeschlossen hätten, so Greenpeace. Dies widerspreche dem Plan der rot-grünen Regierung, aus dieser gefährlichen Technik so schnell wie möglich auszusteigen, so die Umweltschützer.

„Rot-Grün ist angetreten, um die verseuchende Wiederaufarbeitung endlich zu beenden – und jetzt werden neue Verträge abgesegnet. Das ist unverantwortlich“, so Greenpeace-Atomexpertin Susanne Ochse. Deutschland dürfe seine Atommüll-Entsorgungsprobleme nicht auf Kosten Frankreichs lösen. Und es sei klar, warum diese Neuigkeit erst nach dem Wahlsonntag verbreitet werde. Das hätte die Grünen letzte Woche massiv Wähler gekostet – nicht nur in Deutschland“, betont Greenpeace.

Auf dem Siemens-Gelände in Hanau lagert das Bundesamt für Strahlenschutz nach Schätzungen von Greenpeace in der so genannten staatlichen Verwahrung insgesamt mehr als 1,5 Tonnen Plutonium. Die jetzige Entscheidung zur Wiederaufarbeitung bedeute, dass dieses Material wieder in den Plutonium-Kreislauf eingeschleust werde. Greenpeace setzt sich seit Jahren gegen Atommüllexporte zur Wiederaufarbeitung ein. In der Region um La Hague sei bei Kindern und Jugendlichen eine um das Dreifache erhöhte Leukämierate festgestellt. Bei dem Atommüll handelt es sich laut Greenpeace um 205 unbestrahlte Brennelemente des RWE-Konzerns, die für Kalkar bestimmt waren sowie um kleinere Plutoniumbestände, die aus dem Versuchsbrüter KNK II des staatlichen Kernforschungszentrums Karlsruhe (FZK) stammen.

„Anstatt deutsches Plutonium hin- und herzuschieben, muss der Plutoniumkreislauf endlich durchbrochen werden“, fordert Susanne Ochse. „Das Plutonium muss in Hanau bleiben, als Abfall deklariert und in Deutschland entsorgt werden.“ Als Alternative zu Wiederaufarbeitung und Mischoxid-Elementen aus Uran und Plutonium habe die rot-grüne Landesregierung in Hamburg in den 90er Jahren das Konzept der Plutoniumverarbeitung in so genannte Lagerstäbe mit anschließender Endlagerung entwickelt.

16.06.2004   Quelle: Greenpeace e.V.

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