Greenpeace: Abschaltkriterien für Schweizer AKWs unerlässlich

Sollen die Schweizer Atomkraftwerke noch jahrzehntelang weiterbetrieben werden, braucht es klare und sichere Abschaltkriterien, fordert Greenpeace Schweiz in einer Pressemitteilung. Dies ergebe sich aus einer Studie des Institutes WISE in Paris, welche die Umweltschutzorganisation im Hinblick auf die so genannte Vernehmlassung zur Kernenergieverordnung in Auftrag gab.   Die vom Schweizer Bundesrat bisher vorgeschlagenen Abschaltkriterien würden […]

Sollen die Schweizer Atomkraftwerke noch jahrzehntelang weiterbetrieben werden, braucht es klare und sichere Abschaltkriterien, fordert Greenpeace Schweiz in einer Pressemitteilung. Dies ergebe sich aus einer Studie des Institutes WISE in Paris, welche die Umweltschutzorganisation im Hinblick auf die so genannte Vernehmlassung zur Kernenergieverordnung in Auftrag gab.   Die vom Schweizer Bundesrat bisher vorgeschlagenen Abschaltkriterien würden ein Ansteigen des Atomrisikos auf das Zehn- bis Hundertfache zulassen. Sie erfüllen deshalb nach Auffassung von Greenpeace den Sicherheitsauftrag des Kernenergiegesetzes bei weitem nicht. Greenpeace fordert den Bundesrat auf, klare und sichere Abschaltkriterien zu formulieren.
Die Studie von WISE-Paris (World Information Service on Energy) gibt zunächst einen Überblick über die wichtigsten bekannten Alterungsmechanismen. Die Bestandteile von AKWs seien hohen Beanspruchungen ausgesetzt: Neutronenstrahlung, hoher Druck und hohe Temperaturen setzten der Anlage ständig zu. Ihre Bestandteile würden spröde. Gerade in Krisensituationen könne das verheerende Folgen haben. Die Studie empfiehlt deshalb, der unvermeidlichen Alterung mit Sicherheitsgrenzwerten und Sicherheitsmargen klare Grenzen zu setzen. Werde ein Sicherheitslimit erreicht, sei dies ein Abschaltkriterium, das den Betreiber zum Abschalten und Nachrüsten verpflichte.

Sicherheitsauftrag nicht erfüllt

Nach Beurteilung von Greenpeace erfüllt der Bundesrat den ihm mit dem neuen Kernenergiegesetz erteilten Sicherheitsauftrag mit den bisher in der Kernenergieverordnung vorgeschlagenen Abschaltkriterien bei weitem noch nicht. Diese seien viel zu allgemein gehalten. Sie ließen den Betreibern und der Aufsichtsbehörde viel zu große Interpretationsspielräume. Es würden keine klaren, bezifferten Sicherheitsgrenzwerte gesetzt. Und mit dem risikobezogenen Abschaltkriterium, das der Bundesrat in die Kernenergieverordnung aufnehmen will, würde dieser ein Ansteigen des Atomrisikos auf das Zehn- bis Hundertfache zulassen, bevor abgeschaltet und nachgerüstet werden müsste.
Die Studie schlägt auch ein finanzielles Abschaltkriterium vor. Es soll sicher stellen, dass ein Betreiber stets über die nötige Finanzkraft verfügt, um seine Sicherheitsaufgaben verlässlich zu erfüllen. Auch dies sei in Zeiten von ständig wachsendem Konkurrenz- und Spardruck nicht zu unterschätzen.
Greenpeace fordert deshalb den Schweizer Bundesrat auf, klare und sichere Abschaltkriterien zu formulieren. Sie müssten mindestens den heute vorhandenen Sicherheitsstand aufrecht erhalten. Nur so könne im Hinblick auf den jahrzehntelangen Weiterbetrieb der AKWs die Sicherheit garantiert und das Risiko einer Atomkatastrophe jederzeit auf einem annehmbar tiefen Niveau gehalten werden.

19.08.2004   Quelle: Atom-Kampagne Greenpeace Schweiz

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