Europäisches Solarwärmebarometer: Weißbuch-Ziele außer Reichweite
Der europäische Solarwärmemarkt entwickelte sich im Jahr 2004 weiterhin positiv. Er wuchs um 10,1% gegenüber 2003, doch verglichen mit den Zielen der Europäischen Kommission werden dennoch zu wenige Neuinstallationen vorgenommen. Das betont das von der Europäischen Kommission geförderte Projekt „EurObserv’ER“ in seinem Solarwärme-Barometer Nummer 168, veröffentlicht in der Zeitschrift „Systèmes Solaires“. Die Kommission hat bis 2010 Neuinstallationen mit einer Gesamtfläche von 100 Millionen Quadratmetern Kollektorfläche geplant (70.000 Megawatt Wärmeleistung; MWth), 2004 waren knapp 1.7 Millionen m2 installiert (1.185 MWth). Die Erweiterung der EU von 15 auf 25 Mitglieder am 1. Mai 2004 habe einiges dazu beigetragen, einen neuen europäischen Produktionsrekord zu erzielen und die installierte Leistung von 2001 zu überschreiten (1,693.004 m2 im Jahr 2004 gegenüber 1,537.070 m2 im Jahr 2003). Doch diese Zahlen machten, auch wenn sie sehr eindrucksvoll erscheinen mögen, nur einen sehr bescheidenen Weltmartkanteil aus (ungefähr 10%); allein auf China entfalle eine jährlich installierte Leistung in Höhe von über 10.000.000 m2 (mehr als 7.000 MWth).
Deutscher Markt wächst langsamer, Frankreich legt fast 20 % zu
Trotz eines schwachen Wachstums im Jahr 2004 (+ 4% bezogen auf das Vorjahr), hat Deutschland laut EurObserv’ER dank einer installierten Solarkollektorfläche von 78.0000 m2 einen Marktanteil von 46,1% und führt somit den europäischen Markt an. Griechenland befindet sich seit 2004 mit einer neu installierten Leistung 215.000 m2 wieder an zweiter Position, Österreich mit einer neu installierten Leistung von 191.494 m2 an dritter Stelle. In Frankreich wurden 2004 deutlich mehr Solarwärmeanlagen installiert (+19,8% gegenüber 2003): insgesamt hat Frankreich im vergangenen Jahr eine Fläche von 116.915 m2 Sonnenkollektoren hinzugewonnen; 55.375 m2 davon entfallen auf die Übersee-Gebiete.
Europäischer Kollektor-Park hat 15 Millionen Quadratmeter
Ein Jahr später als von der Kommission geplant, sei doch noch das Ziel der Startkampagne erreicht worden so EurObserv’ER: Das Europa der 25 verfüge über einen installierte Kapazität von 15.361.824 m2. Zu diesem Erfolg hätten wesentlich die 10 neuen Mitgliedsländer beigetragen, in denen insgesamt zusätzliche 820.267 m2 installiert wurden. Was die einzelnen Länder betreffe, verfüge Deutschland mit einer installierten Leistung von 6.199.000 m2 in Europa über den größten Solarkollektorpark; Griechenland bleibe mit 2.826.700 m2 an zweiter Position vor Österreich mit einer installierten Gesamtfläche von 2.399.791 m2.
Fast 19.000 neue Arbeitsplätze
Der Europäische Solarwärmemarkt entsprach laut EurObserv’ER im Jahr 2004 insgesamt einem Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro, der zu drei Vierteln in Deutschland, Griechenland und Österreich erzielt wurde. Die Zahl der durch diesen Markt entstandenen Arbeitsplätze wird für das Jahr 2004 auf 18.700 geschätzt, 17% mehr als im Vorjahr.
Weißbuch-Vorgabe außer Reichweite
Obwohl der Solarwärmesektor im dritten Folgejahr ein Wachstum verzeichnen konnte, werde er nicht in der Lage sein, die Ziele der Europäischen Kommission zu erreichen, betont EurObserv’ER. Ursache hierfür sei die Tatsache, dass der europäische Markt fast ausschließlich auf Deutschland, Österreich, Griechenland und dem sehr aktiven Zypern beruhe. Diese wenigen Länder machten allein 77,3% des Solarwärmarktes aus (bei einem Bevölkerungsanteil von nur 22,5%). Sie würden jedoch auf Dauer nicht allein für ein Wachstum des europäischen Marktes sorgen können. „Die unterschiedlichen Tendenzen haben uns zu der Schätzung veranlasst, dass der Park der europäischen Union im Jahr 2010 wohl 33 Millionen m2, also einem Drittel der im Weißbuch geplanten Kapazität entsprechen werde“, so EurObserv’ER
EurObserv’ER ist ein Zusammenschluss sechs europäischer Organisationen zur Förderung der Nutzung erneuerbarer Energien in der Europäischen Union. Diese sechs Organisationen sind:
– Observ’ER, Observatorium für erneuerbare Energien (Paris, Frankreich)
– Eurec Agency, Europäischer Verein der Forschungsinstitute auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien (Brüssel, Belgien)
– Eufores, Europäisches Forum für erneuerbare Energiequellen (Brüssel, Belgien)
– Erec, Europäischer Rat für erneuerbare Energien (Brüssel, Belgien)
– Institut Jozef Stefan, Forschungszentrum für erneuerbare Energien und Energiepolitiken (Ljubljana, Slowenien)
– Systèmes Solaires, französische Fachzeitschrift für erneuerbare Energien (Paris, Frankreich).
Weitere Informationen im Internet
Die verschiedenen Barometer von EurObserv’ER können in französischer Sprache als PDF-Dokument heruntergeladen werden unter der Adresse http://www.eufores.org/, zum Beispiel das Solarwärme-Barometer
und das Photovoltaik-Barometer
08.08.2005 Quelle: Solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH