Erneuerbare-Energien-Konferenz: Ölabhängigkeit wird immer teurer

Die immer neuen Ölpreisrekorde in den Jahren 2000 bis 2004 haben die Volkswirtschaften der Europäischen Union 400 Milliarden Dollar gekostet. Das rechnete der Wirtschaftswissenschaftler Shimon Awerbuch von der britischen University of Sussex am 15. Februar 2006 den Teilnehmern der Jahreskonferenz Erneuerbare Energien in Berlin vor. Dieser Betrag sei höher als die Ausgaben, um das EU-Ziel […]

Die immer neuen Ölpreisrekorde in den Jahren 2000 bis 2004 haben die Volkswirtschaften der Europäischen Union 400 Milliarden Dollar gekostet. Das rechnete der Wirtschaftswissenschaftler Shimon Awerbuch von der britischen University of Sussex am 15. Februar 2006 den Teilnehmern der Jahreskonferenz Erneuerbare Energien in Berlin vor. Dieser Betrag sei höher als die Ausgaben, um das EU-Ziel für Erneuerbare Energien für das Jahr 2020 zu erreichen, betont die Informationskampagne für Erneuerbare Energien in einer Pressemitteilung.  Es sieht vor, den Anteil von Wind-, Wasserkraft, Bio- und Solarenergie sowie Erdwärme am EU-Energiemix auf 20 Prozent zu erhöhen.

Bei einer dauerhaften Verdoppelung des Ölpreises rechnet Awerbuch zudem mit ernsthaften Schäden für die Volkswirtschaften der Industrieländer. Allein in Deutschland würde das Volkseinkommen bei einem Ölpreis jenseits von 100 Dollar je Barrel um mehr als acht Prozent sinken – das entspreche einem Betrag von jährlich etwa 200 Milliarden Euro.

Erneuerbare reduzieren Importabhängigkeit und verringern Konflikte um fossile Energierohstoffe

Um derartige Risiken und deren Kosten zu reduzieren, sollten die Industrieländer ihren Energiemix auf einen möglichst hohen Anteil erneuerbarer Energien umstellen, sagte Awerbuch auf der Konferenz, die am 16.02.2006 fortgesetzt wird. So könne etwa in Großbritannien der Strompreis dauerhaft auf heutigem Niveau gehalten werden, wenn die Windenergie künftig ein Drittel der Elektrizität des Landes liefern würde. Auch politisch bringe der Ausbau erneuerbarer Energien erhebliche Vorteile. Darauf wies Nikolaus Supersberger vom Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Energie hin. „Erneuerbare Energien eröffnen der Politik neue Handlungsspielräume. Auf nationaler Ebene reduzieren sie die Importabhängigkeit und deren Konsequenzen. International tragen sie dazu bei, dass Konflikte um fossile Energierohstoffe verringert werden“, sagte der Wissenschaftler.

ÖL-Importquote der EU droht auf 92 Prozent im Jahr 2015 zu steigen

Diese Ansicht unterstützte Oberst Roland Kästner, Dozent für strategische Fragen an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. Seinen Angaben zufolge wird sich bei gegenwärtiger Entwicklung die Importquote von Öl in der EU von derzeit 76 Prozent auf 92 Prozent im Jahr 2015 erhöhen. „Das bedeutet neue Abhängigkeiten, entweder von Russland oder vom Nahen Osten“, sagte Kästner. Da das Erdöl zu 60 Prozent benötigt werde, um Benzin und Diesel für Autos herzustellen, könne man der Abhängigkeit mit neuen Antriebskonzepten für Fahrzeuge entgegenwirken. Kästner schlug damit in die gleiche Kerbe wie US-Präsident George W. Bush. Dieser hat vor kurzem angekündigt, dass Biokraftstoffe in den USA künftig 75 Prozent des Importöls aus dem Mittleren Osten ersetzen sollten.

16.02.2006   Quelle: Informationskampagne für Erneuerbare Energien   Solarserver.de   © EEM Energy & Environment Media GmbH

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