Bundesamt für Strahlenschutz stellt Broschüre über Tschernobyl vor

Am 26. April jährte sich der bisher schwerste Unfall in der Geschichte der Nutzung der Atomenergie zum zwanzigsten Mal. In der Nacht vom 25. auf den 26. April 1986 explodierte Block 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl in der Ukraine. In den darauf folgenden zehn Tagen wurden große Mengen Radioaktivität in die Atmosphäre freigesetzt und auch über […]

Am 26. April jährte sich der bisher schwerste Unfall in der Geschichte der Nutzung der Atomenergie zum zwanzigsten Mal. In der Nacht vom 25. auf den 26. April 1986 explodierte Block 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl in der Ukraine. In den darauf folgenden zehn Tagen wurden große Mengen Radioaktivität in die Atmosphäre freigesetzt und auch über Deutschland verteilt. „Auf schmerzliche Weise wurde deutlich, dass eine Kernschmelze kein hypothetisches Risiko darstellt, sondern ein sehr reales“, so Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS). Die BfS-Broschüre „Tschernobyl – 20 Jahre danach“ beleuchtet die Katastrophe aus unterschiedlichen Blickwinkeln.  Neben den Gesundheits- und Umweltfolgen berichtet sie über Erfahrungen und Erinnerungen im damals noch geteilten Deutschland. Darüber hinaus werden die in Deutschland gezogenen Konsequenzen ausführlich dargestellt.

Konkrete Folgen werden sehr unterschiedlich eingeschätzt

Die konkreten Folgen der Tschernobyl-Katastrophe werden heute von Wissenschaftlern sehr unterschiedlich eingeschätzt, so das BfS. Die Abgaben der durch radioaktive Strahlung verursachten Todesfälle differierten sehr stark, weil eine Beziehung von Ursache und Wirkung nicht unmittelbar herstellbar sei und die Latenzzeit zwischen der Strahlenbelastung und einer Krebserkrankung relativ lang sein könne. Die Höhe der Erkrankungsfälle werde deshalb statistisch berechnet. Im derzeitigen Disput um die Anzahl der Opfer gelte es, verlässliche Informationen aus dem wissenschaftlichen Raum zu erhalten. „Das BfS wird deshalb in Kürze die Autoren der unterschiedlichen Studien zu einem Fachgespräch einladen. Es ist mein Ziel, als unabhängige Institution den gemeinsamen Kenntnisstand, offene Fachfragen und kontroverse Interpretationen herauszuarbeiten und zu bewerten“, so König.
Auch in Deutschland habe der Unfall weit reichende gesellschaftliche Folgen gehabt, so das BfS. Er sei zum Wendepunkt in der Entwicklung der Nutzung der Kernenergie geworden. Selbst Kernenergiebefürworter hätten damals nur noch von einer „Übergangsenergie“ gesprochen. Politische Konsequenzen des Tschernobyl-Unfalls waren die Gründung des Bundesumweltministeriums und des Bundesamtes für Strahlenschutz, das Strahlenschutzvorsorgegesetz und die Neukonzeption des inzwischen massiv ausgebauten Messnetzes zur Feststellung der Umweltradioaktivität (IMIS). Deutsche Kernkraftwerke wurden einer Überprüfung ihrer Sicherheitsstandards unterzogen und mussten ihren Notfallschutz weiter verbessern.

Die Broschüre ‚Tschernobyl – 20 Jahre danach‘ kann bestellt werden beim Bundesamt für Strahlenschutz; Postfach 10 01 49; 38226 Salzgitter; Telefon: 01 888 – 333 11 30; Telefax: 01 888 – 333 11 50; E-Mail: info@bfs.de

29.04.2006   Quelle: Bundesamt für Strahlenschutz   Solarserver.de   © EEM Energy & Environment Media GmbH

Schließen