DGS zum Photovoltaik-Markt: Volle Lager, Preise sinken
„20 % oder mehr Preisreduktion bei Modulen sind in den nächsten Monaten drin, wir bereiten uns gerade darauf vor“, zitiert die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS) einen hochrangigen Manager eines börsennotierten Photovoltaik-Unternehmens in ihrem Newsletter. Diese Aussage sei derzeit kein Einzelfall, betont die DGS. Hinter vorgehaltener Hand werde vielerorts schon von möglichen Verhandlungsspannen beim Moduleinkauf zwischen 10 und 30 % gesprochen. In der letzten Preisumfrage der DGS Anfang August 2006 sei noch ein durchschnittlicher Netto-Systempreis von 5.117 Euro pro Kilowatt Spitzenleistung (€/kWpeak) ermittelt worden – nach Ansicht der DGS zu hoch für viele potenzielle Betreiber, die Ihre Investition in eine Solarstromanlage genau durchrechnen, so die DGS, die eine neue Preisumfrage gestartet hat. Seitdem habe sich am PV-Markt eine ganze Menge getan. Nach mehrfachen Berichten in den landwirtschaftlichen Wochenblättern und anderen Ratgebern, mit dem Tenor, Photovoltaik sei in Deutschland nicht mehr rentabel, hätten Landwirte und Privatkunden eine extreme Kaufzurückhaltung an den Tag gelegt.
„Vollbremsung des Marktes“, sinkende Preise
Lange von den Photovoltaik-Herstellern eher als „Warenabnehmer“ denn als Kunde gesehen, zeige sich nun was die Kunden wirklich können, betont die DGS. Das Resultat dieses Investitionsstopps der deutschen Kunden sei quasi eine Vollbremsung des Marktes, heißt es im DGS-Newsletter: Es werde kaum etwas verkauft, die Lager der PV-Händler seien voll. In der Branche werde offen über einen Lagerbestand von bis zu 400 Mwpeak spekuliert, entsprechend einer in den Lagern liegenden Investitionssumme von knapp 2 Milliarden Euro, welche derzeit vor allem bei den PV-Händlern „bleischwer“ in den Regalen liege. Unterstelle man diesem PV-Lagerbestand eine Eigenkapitalverzinsung von 8 % gemäß der Basel II-Richtlinien, könne davon ausgegangen werden, dass eine Lagerung über mehr als ein halbes Jahr unweigerlich zu einem Verlust führe, rechnet die DGS vor. Diese Schmerzgrenze sei bald erreicht und folgerichtig seien sinkende Preise zu beobachten.
DGS: PV-Branche kann einen Preisrutsch verkraften
Der von der Zeitschrift Photon ermittelte Branchenindex PPVX weise aus, dass die 26 wichtigsten Unternehmen der Solarbranche derzeit eine Marktkapitalisierung von 14,62 Milliarden Euro besitzen, erinnert die DGS. Dies seien 21 % mehr als der Stromriese EnBW in die Waagschale der Deutschen Börse werfe. Die PV-Hersteller hätten bei Ihren Börsengängen bereits das Vertrauen des Marktes erhalten, die Aktionäre kräftig investiert. Auch die Branchenriesen der Siliziumindustrie hätten ihre Milliardenschweren Investitionen für die Produktion von Solarsilizium unumkehrbar auf den Weg gebracht. Es drohe also kein Fadenriss der Technologie, so die DGS.
Netto-Systempreise von 4.100 Euro je kWp machen Solarstromanlagen profitabel
Nun gelte es, private oder gewerbliche Investoren in Solarstromanlagen, die ab jetzt das unternehmerische Risiko einer PV-Investition tragen, ebenfalls am Markt Geld verdienen zu lassen. „Hier wird der Branche und ihren Produkten 20-jähriges Vertrauen geschenkt und dies sollte sich auch finanziell lohnen“, so DGS-Präsident Dr.-Ing. Jan Kai Dobelmann (EUR ING) MSc. Das in landwirtschaftlichen Magazinen derweil von einem Netto-Systempreis von 4.100 Euro je kWp die Rede sei, bei dem der Kauf einer PV-Anlage sich wieder lohne, sei beruhigend – und gewährleiste auch bei sinkender Solarstromvergütung eine interessante Rendite für den Investor.
DGS: Ausschreibungen garantieren Vergleichbarkeit von Angeboten, RAL-Gütesiegel schafft Rechtssicherheit
Da eine Solarstromanlage eine komplexe Investition sei, gibt es auch vielfältige Ursachen für eine Minderung der Solarstromerträge, warnt die DGS. Von einer Minderleistung der Module über falsche Kabeldimensionierungen, Schneeschäden, Verschattungen durch falsche Installationen und Wechselrichterauslegungen reichen laut DGS die Probleme, die den Stromzähler hinderten „die gewünschte Rendite zu erdrehen“. Dass diese Bedrohungen der häuslichen Renditeüberlegungen stellenweise real seien belegten Untersuchungen der Stiftung Warentest, welche die Minderleistungen bei PV-Modulen von bis zu 4 % ermittelt habe. In einem solchen Fall würde die Rendite der Anlage bereits vom Start weg um 4 % geschmälert. Die DGS rät potenziellen Betreibern von Solarstromanlagen mehrere Angebote einzuholen und die Investition detailliert auszuschreiben. Fach- und Endkunden sollten auf den technischen Lieferbedingungen RAL-GZ-966 als rechtlicher Basis bestehen. Würden diese zur Grundlage des Angebots gemacht, sei eine übersichtliche Gestaltung durch die anbietenden Unternehmen garantiert und ein Vergleich der Angebote mehrerer Lieferanten möglich.
Kostenfreie Ausschreibungstexte im Internet / RAL-GZ-966
Mit einer Bestellung der Anlage gemäß RAL-GZ-966 erhalten Investoren laut DGS Rechtssicherheit und könnten wie ein Solar-Profi ausschreiben. Die RAL Güte- und Prüfbestimmungen stehen Branche und Kunden kostenfrei zur Verfügung und können heruntergeladen werden unter http://dgs.de/fileadmin/files/RAL_Solar/RAL-GZ_966-Endversion.pdf.
Zweite DGS-Umfrage zum PV Markt
„Nutzen sie die neue Marktwirtschaft und halten sie gemeinsam das Fenster zum Markt offen“, appelliert die DGS an Installateure und Endkunden, die sich an der zweiten DGS-Umfrage zum Photovoltaikmarkt beteiligen können. Die aktuellen Einkaufspreise von Solarstromanlagen sammelt die DGS unter http://www.dgs.de/pv-umfrage.html. Die Ergebnisse der Befragung sollen veröffentlicht werden. „Hiermit schaffen wir gemeinsam einen Überblick über die Systempreise am PV-Anlagenmarkt und geben dem Fach- und Endkunden eine Stimme“, beschreibt die DGS ihre Motivation.
Die Ergebnisse der DGS-Umfrage vom August 2006 sind veröffentlicht unter http://www.solid.de/daten/DGS-Umfrage.pdf.
13.10.2006 Quelle: Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS) Solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH