49 Prozent des europäischen Energiebedarfs geht auf das Konto von Heizung und Kühlung. Ein Großteil davon kann mit Solarwärmeanlagen gedeckt werden, so die Experten, die zusammengeschlossen sind in der Europäischen Solarthermie-Technologieplattform (ESTTP). Die Plattform beginnt ihre Arbeit am 6. Dezember mit einem Auftakttreffen. Etwa 70 Vertreter aus Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Politik aus ganz Europa werden in Brüssel erwartet. Ziel der Plattform ist eine Vision zu entwickeln für die umfangreiche Nutzung der Solarwärme in Europa im Jahr 2030. Darüber hinaus soll eine entsprechende Forschungsstrategie für die kommenden Jahre erarbeitet werden.  In einem ersten Entwurf für die Solarthermie-Vision 2030 hat die ESTTP das Ziel gesetzt, die Solarthermie als Basistechnologie für die Heizung von Gebäuden zu etablieren. Nach Ansicht der Wissenschaftler und Unternehmer wird im Jahr 2030 die Mehrzahl der Neubauten ausschließlich mit Solarwärme beheizt. Im Gebäudebestand sollen dann die Sanierung mit Solarelementen und die Deckung des Wärmebedarfs zu mehr als 50 % mit Sonnenenergie Standard sein.

Hohe Potenziale für Solar-Heizung, solare Kühlung und solare Prozesswärme

Die Kosten für die solare Heizung werden in den kommenden Jahren kontinuierlich sinken und der Anteil der Solarwärme deutlich zunehmen, betont der Bundesverband Solarwirtschaft e.V. (BSW) in einer Pressemitteilung. Großes Potenzial sieht der BSW auch in der solaren Kühlung, bei der Kühlmaschinen mit Solarwärme angetrieben werden, und der industriellen Nutzung der Solarwärme (solare Prozesswärme). „Die ESTTP trägt entscheidend dazu bei, die Entwicklung der Solarwärmenutzung zu beschleunigen und das riesige Potenzial der Solarthermie systematisch zu erschließen“, so Gerhard Stryi-Hipp, Vorsitzender der ESTTP-Steuerungskommission und Mitglied im Vorstand der europäischen Solarindustrievereinigung ESTIF. Mit der Vernetzung und gemeinsamen Ausrichtung der Forschung und Entwicklung seitens der Politik, der Forschungsinstitute und der Industrie soll europaweit eine neue Dynamik in der Solarthermie freigesetzt werden. „Mit der ESTTP wird das riesige Potenzial der Solarthermie offensichtlich werden“, ist sich Gerhard Stryi-Hipp sicher.

Bislang spielt die Solarwärme in den europäischen und den nationalen Forschungsprogrammen nur eine untergeordnete Rolle. Durch die Solarthermie-Technologieplattform, die von der Europäischen Kommission unterstützt wird, soll deren Anteil deutlich steigen. Ziel ist die internationale Technologieführerschaft europäischer Unternehmen. Die Ergebnisse der ESTTP sollen die künftigen Forschungsprogramme zur Solarthermie maßgeblich beeinflussen. Bei seiner Rede zur Gründungsveranstaltung der ESTTP in Brüssel am 30. Mai 2006 bestärkte auch der EU-Kommissar für Energie, Andris Piebalgs, die Beteiligten in ihrem Vorhaben und sicherte ihnen seine Unterstützung zu.

Beim Auftakttreffen am 6. Dezember in Brüssel wird eine aktuelle Übersicht über die Solarthermiemärkte weltweit und die aktuellen Forschungsaktivitäten gegeben. Weiter werden die Ziel, Struktur und das Arbeitsprogramm der Plattform vorgestellt. Nachmittags nehmen die drei Fokusgruppen ihre Arbeit auf: zur Solarwärme für Wohngebäude, Solarwärme für gewerbliche Anwendungen sowie zu Marktentwicklung und Perspektiven. Eingeladen sind alle Interessenten aus Industrie, Forschung und Politik, die Teilnahme ist kostenlos, Informationen und Anmeldung unter www.esttp.org.

23.11.2006   Quelle: Bundesverband Solarwirtschaft e.V. (BSW); European Solar Thermal Technology Platform (ESTTP); ESTIF   Solarserver.de   © EEM Energy & Environment Media GmbH