Biokraftstoffe der zweiten Generation können 20 Prozent des heutigen Kraftstoffverbrauchs decken

Biokraftstoffe der zweiten Generation wie „Biomass to Liquid“ (BtL) sind technisch machbar und eine der vielversprechendsten Optionen unter den Kraftstoffen. Das belegt eine BtL-Realisierungsstudie, die von der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) geleitet und von einem Konsortium aus Industrie und Politik in Auftrag gegeben wurde. Demnach wäre in Deutschland ausreichend Biomasse für die großtechnische BtL-Produktion vorhanden, […]

Biokraftstoffe der zweiten Generation wie „Biomass to Liquid“ (BtL) sind technisch machbar und eine der vielversprechendsten Optionen unter den Kraftstoffen. Das belegt eine BtL-Realisierungsstudie, die von der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) geleitet und von einem Konsortium aus Industrie und Politik in Auftrag gegeben wurde. Demnach wäre in Deutschland ausreichend Biomasse für die großtechnische BtL-Produktion vorhanden, um 20 Prozent des heutigen Kraftstoffverbrauchs zu decken.  Bis zum Jahr 2030 liege das technische Potenzial sogar bei bis zu 35 Prozent, dabei sei allerdings die zu erwartende Konkurrenz bei der Nutzung der Biomasse für Strom und Wärme sowie in der Chemie nicht berücksichtigt. Die Kosten für die Produktion von einem Liter BtL-Kraftstoff lassen sich laut Studie auf unter 80 Cent senken, wenn die vorhandenen Optimierungspotenziale ausgeschöpft werden.

Großtechnische BtL-Produktion in Deutschland möglich

Der heutige Stand der Technologie erlaubt die Realisierung erster großtechnischer Anlagen zur BtL-Produktion, die für die Wahrung und den Ausbau der technologischen Spitzenposition Deutschlands auf diesem Gebiet von entscheidender Bedeutung sein wird. Parallel sorgten weitere Forschung, Entwicklung und Demonstration für die Umsetzung identifizierter Optimierungspotenziale und die Minderung der verbleibenden Risiken, so das Fazit der Studie. „Biokraftstoffe sind bisher und auf absehbare Zeit die einzige erneuerbare Alternative zu fossilen Kraftstoffen. Sie können einen wichtigen Beitrag für Versorgungssicherheit, Klimaschutz und Wertschöpfung im ländlichen Raum leisten“, erläuterte Clemens Neumann, Leiter der Abteilung Grundsatzangelegenheiten und Nachwachsende Rohstoffe im Bundeslandwirtschaftsministerium.

Alle heutigen und künftigen Motorengenerationen können BtL-Kraftstoffe tanken

„BtL erweist sich als eine der aussichtsreichsten Technologien zum Einsatz erneuerbarer Energien im Kraftstoffbereich“, betonte Dr. Thomas Schlick, Geschäftsführer des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). „Dank ihres großen Potenzials zur CO2-Einsparung und Effizienzsteigerung können BtL-Kraftstoffe entscheidend dazu beitragen, die Klimabilanz des Verkehrs deutlich weiter zu verbessern.“ Aufgrund der Tatsache, dass BtL-Kraftstoffe vollständige Kompatibilität mit heutigen und künftigen Motorengenerationen aufweisen, könnten sie ohne technische Anpassungen in herkömmlichen Motoren zum Einsatz kommen – und das sofort, betonte Schlick. Deshalb unterstützten Automobilhersteller seit Jahren die Entwicklung und Produktion von BtL-Kraftstoffen. „Die Ergebnisse der heute vorgestellten Studie zeigen, dass die deutsche Automobilindustrie mit ihrem BtL-Engagement auf das richtige Pferd gesetzt hat“, so der VDA-Geschäftsführer.

Steuerbegünstigung des BtL-Kraftstoffs von zentraler Bedeutung

Mit der Studie seien die Grundlagen für die Realisierung einer großtechnischen BtL-Produktion in Deutschland erarbeitet worden, erläuterte Stephan Kohler, Geschäftsführer der dena. Ausgegangen wurde von einer Anlage, die rund eine Million Tonnen Biomasse pro Jahr verarbeitet. Potenzielle Investoren könnten anhand der Studie die Chancen und Risiken der großtechnischen BtL-Produktion besser einschätzen. Der Politik würden wichtige Anhaltspunkte über den weiteren Förderbedarf und die Schaffung geeigneter gesetzlicher und fiskalischer Rahmenbedingungen gegeben. „Die bis 2015 beschlossene Steuerbegünstigung des BtL-Kraftstoffs ist von zentraler Bedeutung, aus heutiger Sicht jedoch nicht ausreichend. Eine zeitlich befristete weitere Förderung über 2015 hinaus ist daher geboten“, betonte Kohler.

Aus Biomasse wird Gas, aus Gas wird flüssiger Kraftstoff

Anders als bei herkömmlichem Biodiesel können bei der BtL-Technologie verschiedene pflanzliche Rohstoffe vollständig verwertet werden, von Holz- und Bioabfällen bis hin zu eigens für die Kraftstofferzeugung angebauten Energiepflanzen. In Pilotanlangen wurden bisher verschiedene Herstellungsverfahren getestet. Dabei wird die Biomasse erst in ein Synthesegas umgewandelt. Dieses Gas wird gereinigt und im anschließenden Syntheseschritt zu flüssigem Kraftstoff verarbeitet. Pro Hektar lassen sich so bis zu 4000 Liter BtL-Kraftstoff gewinnen.

Eine Zusammenfassung der BtL-Realisierungsstudie steht im Internet unter:www.dena.de

31.12.2006   Quelle: Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)   Solarserver.de   © EEM Energy & Environment Media GmbH

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