Gabriel zum neuen Weltklima-Bericht: Wir brauchen eine ehrgeizige Klimapolitik

Der Zwischenstaatliche Ausschuss zu globalen Klimaänderungen (IPCC) hat am 06.04.2007 in Brüssel einen neuen Bericht vorgestellt. Dazu erklärt Bundesumweltminister Sigmar Gabriel: „Die internationale Klimaforschung kann heute mit hoher Zuverlässigkeit Folgen der vom Menschen verursachten Klimaänderungen in allen Regionen der Welt feststellen. Das ist ein erheblicher Fortschritt gegenüber dem letzten Sachstandsbericht. Der Bericht macht deutlich: Je […]

Der Zwischenstaatliche Ausschuss zu globalen Klimaänderungen (IPCC) hat am 06.04.2007 in Brüssel einen neuen Bericht vorgestellt. Dazu erklärt Bundesumweltminister Sigmar Gabriel: „Die internationale Klimaforschung kann heute mit hoher Zuverlässigkeit Folgen der vom Menschen verursachten Klimaänderungen in allen Regionen der Welt feststellen. Das ist ein erheblicher Fortschritt gegenüber dem letzten Sachstandsbericht. Der Bericht macht deutlich: Je stärker sich das Klima ändert, desto schwerwiegender sind die Folgen für Mensch und Umwelt. Sie sind aber weniger folgenschwer, je früher und entschiedener Maßnahmen zur Minderung der Treibhausgasemissionen ergriffen werden“, so der Minister.
Trotz der Versuche der Delegationen aus Saudi-Arabien, China, den USA und Russland, den Bericht in einigen Passagen abzuschwächen, sei es gelungen, die substanziellen Aussagen zu den dramatischen Folgen der Klimaänderungen zu erhalten, betont Gabriel.

Hunderte Millionen Menschen vom Klimawandel betroffen
Der IPCC stellt in seinen Berichten im Auftrag der Vereinten Nationen die aktuellen wissenschaftlichen Grundlagen der Klimaänderungen im Konsens der internationalen Forschung fest. Der jetzt verabschiedete Bericht zu den Folgen der Klimaänderungen und zu Anpassung ist der zweite von drei Teilbänden des vierten IPCC-Sachstandsberichts. An dem Bericht wirkten Hunderte von Wissenschaftlern aus 65 Staaten mit, darunter etwa 20 Forscher aus Deutschland. Zu den Folgen eines ungebremsten Klimawandels, die der Bericht aufzeigt, gehören unter anderem, dass Hunderte Millionen Menschen zusätzlich unter Wassermangel leiden würden und dass Millionen Menschen gesundheitlich von der globalen Erwärmung betroffen sein würden, besonders in Regionen mit geringer Anpassungsfähigkeit. Weiter werden mehr Todesfälle, Krankheiten und Verletzungen durch Hitzewellen, Überschwemmungen, Stürme, Brände und Dürren erwartet. 20-30% der weltweiten Arten würden wahrscheinlich bei einer globalen Erwärmung von 2-3 C über vorindustriellen Werten vom Aussterben bedroht sein. In einigen Regionen würden Auswirkungen besonders spürbar sein, zum Beispiel in der Arktis, in Afrika – dort vor allem im südlichen Teil -, auf kleinen Inseln und in ausgedehnten und stark bevölkerten asiatischen Mündungsgebieten.

EU will Weichen für ein multilaterales Klimaschutzregime für die Zeit nach 2012 stellen
Der neue Bericht bestätige, dass eine ehrgeizige Klimaschutzpolitik notwendig sei, so der Bundesumweltminister. Die Bundesregierung nutze die derzeitigen EU- und G8-Präsidentschaften dazu, die führende Rolle der EU weiter zu entwickeln. In diesem Jahr müssten entscheidende Weichen für ein multilaterales Klimaschutzregime für die Zeit nach 2012 gestellt werden, um eine globale Erwärmung um mehr als 2 Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten zu verhindern. Entscheidende Signale zur Fortentwicklung der Klimarahmenkonvention und des Kyoto-Protokolls habe der Europäische Rat am 9. März gesetzt: „Die EU wird bis 2020, bezogen auf das Jahr 1990, die Emissionen der Treibhausgase um 30 Prozent reduzieren unter der Voraussetzung, dass andere Industrieländer vergleichbare Anstrengungen unternehmen und auch Schwellenländer einen Beitrag leisten, der ihren Möglichkeiten entspricht. Unabhängig vom Verlauf der internationalen Verhandlungen und unabhängig von Verpflichtungen anderer Länder“, heißt es in der Pressemitteilung des Bundesumweltministeriums. Europa habe hierzu Klimaschutz und Energiepolitik in einem integrierten Konzept zusammengeführt. Auch auf dem G8-Gipfel in Heiligendamm werde Klimaschutz zum Top-Thema, so Gabriel.

Gabriel: „Anpassung kann Anstrengungen zum Klimaschutz nicht ersetzen“

Der neue IPCC-Bericht stellt laut BMU auch die Notwendigkeit von Anpassungsmaßnahmen heraus, da der Klimawandel bereits jetzt, auch bei uns, Realität sei und aufgrund von immer mehr extremen Ereignissen wie Hitzewellen und Starkniederschlägen zu zunehmenden Schäden führe. In Europa sei mit erheblichen Folgen für viele ökonomische Sektoren sowie für die menschliche Gesundheit und die Ökosysteme zu rechnen. Allerdings könne sich selbst ein Land wie die Niederlande im Extremfall eines Abbruchs des Westantarktischen Eisschildes nicht schützen. „Anpassung kann Anstrengungen zum Klimaschutz nicht ersetzen“, betont Gabriel.

Zusammenfassung des IPCC-Berichts im Internet
Der dritte Teilband beschäftigt sich mit den Handlungsoptionen zur Minderung von Treibhausgasemissionen. Seine Veröffentlichung ist für den 4. Mai 2007 geplant. Eine Kurzzusammenfassung des IPCC-Berichts (in Deutsch und Englisch) kann im Internet abgerufen werden unter http://www.bmu.de.

10.04.2007 | Quelle: BMU | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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