ASUE informiert über Einspeisung von Bioerdgas in Deutschland

Seit einigen Monaten wird aufbereitetes Biogas, auch Biomethan oder Bioerdgas genannt, in das deutsche Erdgasnetz eingespeist. Trotz noch zahlreicher wirtschaftlicher und technischer Herausforderungen beweisen die Pionieranlagen, dass es geht, berichtet die Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch e. V. (ASUE) in einer Pressemitteilung. Erdgaskunden könnten so in Zukunft regenerative Energie über den Haus-Gasanschluss beziehen. Die […]

Seit einigen Monaten wird aufbereitetes Biogas, auch Biomethan oder Bioerdgas genannt, in das deutsche Erdgasnetz eingespeist. Trotz noch zahlreicher wirtschaftlicher und technischer Herausforderungen beweisen die Pionieranlagen, dass es geht, berichtet die Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch e. V. (ASUE) in einer Pressemitteilung. Erdgaskunden könnten so in Zukunft regenerative Energie über den Haus-Gasanschluss beziehen. Die deutsche Gaswirtschaft leiste damit einen wirksamen Beitrag zur Bekämpfung der Klimaerwärmung und zur Erreichung der Klimaschutzziele im Rahmen des Kyoto-Protokolls.
Herausforderungen gibt es laut ASUE entlang der gesamten Nutzungskette von Bioerdgas: bei der Erzeugung der Biomasse, der Erzeugung und Aufbereitung von Biogas sowie beim Transport und der Vermarktung von Bioerdgas bis hin zu den speziellen Absatzbereichen: Kraft-Wärmekopplungsanlagen (KWK), Kraftfahrzeuge und Heizanlagen. Aufgrund der vergleichsweise geringen Energiedichte und dem hohen Wassergehalt der Biomasse sei eine langfristige Absicherung des Biomasse-Bezugs unter wirtschaftlichen Konditionen in unmittelbarer Nähe der Biogasanlage zwingend notwendig. Außerdem dürfen der Anbau und die Düngung der Biomasse den Boden und das Grundwasser nicht überlasten.
Bei den Aufbereitungsverfahren kann laut ASUE auf Erfahrungen aus dem Ausland und der chemischen Industrie zurückgegriffen werden: Die wesentlichen Verfahren (Druckwechseladsorption, Druckwasserwäsche und Aminwäsche) unterscheiden sich in ihrer Effizienz, ihrem Personal- und Hilfsenergiebedarf sowie in der Höhe der Verluste. Eine Aussage, die ein Verfahren für jeden Anwendungsfall favorisiert, sei derzeit nicht möglich, so die ASUE.

Messung der Bioerdgasmengen noch schwierig
Die Anforderungen an das einzuspeisende Bioerdgas richten sich nach der Vermischung im Netz. An das „Austauschgas“ seien die Qualitätsansprüche höher als für „Zusatzgas“. Damit ein signifikanter Anteil eingespeist werden kann, habe Bioerdgas in der Regel die Anforderungen an ein „Austauschgas“ zu erfüllen. Die Messung der Bioerdgasmengen gestalte sich schwierig, da derzeit noch keine für Bioerdgas zugelassenen Messgeräte verfügbar seien. In H-Gasgebieten kann die Beimischung von geringen Mengen Flüssiggas notwendig sein, um die im DVGW-Arbeitsblatt G 685 geforderten Brennwertvorgaben einhalten zu können.
Die Regeln zur Vermarktung von Bioerdgas sind kompliziert. Der Bioerdgasproduzent ist verantwortlich für die Gasqualität. Er informiert sich beim Netzbetreiber über verfügbare Netzkapazitäten. Bioerdgasmengen werden – wie andere Gasmengen – von einem „virtuellen Handelspunkt“ aus verkauft. Der Netzbetreiber bilanziert die ein- und ausgespeisten Mengen. Die Gasnetzzugangsverordnung sieht abweichend von der üblichen einstündigen Basisbilanzierung bei Bioerdgas einen Bilanzierungszeitraum von 12 Monaten vor. Erfahrungen mit dem einjährigen Bilanzierungszeitraum gibt es bislang nicht. Werden Bioerdgasmengen in wärmegeführten KWK-Anlagen eingesetzt, ergibt sich ein Unterschied zwischen der Einspeisestruktur der Bioerdgasanlage und der Abnahmestruktur der KWK-Anlage über das Jahr. Die Folge: Das Netz wird als Speicher genutzt, sofern das technisch möglich ist. Ungeklärt und umstritten ist laut ASUE die Frage, wer die Kosten für die Speicherung trägt.
Bei der Nutzung von Bioerdgas ist derzeit die Stromerzeugung in KWK-Anlagen erste Wahl. Durch die Regelungen des EEG werden Strompreise von 16,51 bis 20,99 Ct/kWhel erzielt. Allerdings erhält der Bioerdgaseinsatz in Kraftfahrzeugen zunehmende Beachtung. Ein Grund ist laut ASUE die hohe Effizienz. Ein Erdgasfahrzeug könne mit dem Bioerdgas aus einem Hektar Maissilage rund 60.000 Kilometer weit fahren, das bedeute 1,5 Mal um den Äquator.

Pilotprojekt bei München erzeugt 6,3 Millionen Normalkubikmeter (Nm3) Roh-Biogas
Ein beispielhaftes Pilotprojekt ist die Biogas-Anlage in Pliening bei München. Die Inbetriebnahme der Anlage mit Produktion von Bioerdgas erfolgte im Dezember 2006. In Pliening wird das aus vergorener Biomasse gewonnene Biogas im Druckwechselverfahren zu Bioerdgas aufbereitet. 6,3 Millionen Normalkubikmeter (Nm3) Roh-Biogas werden jährlich in Pliening erzeugt. Mit einer jährlichen Aufbereitungskapazität von etwa 3,9 Millionen Normalkubikmeter Biomethan ist diese Anlage derzeit auch die bayernweit größte. Sie hat eine Energieeinspeisekapazität von rund 40 Millionen Kilowattstunden (kWh), was dem jährlichen Erdgasverbrauch von rund 1.300 Vier-Personen-Haushalten entspricht. Mit dem direkt in das Erdgasnetz der Stadtwerke München eingespeisten Bioerdgas betreibt die E.ON Bayern Wärme in Poing und Puchheim zwei Blockheizkraftwerke, in denen das Bioerdgas dann verstromt und gleichzeitig die anfallende Wärme ganzjährig in ein Fernwärmenetz eingespeist wird.
Weitere Informationen bietet die neue Broschüre „Bioerdgas: Regenerative Energie mit Zukunft“

23.07.2007 | Quelle: ASUE | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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