Projekt des bemannten Brennstoffzellenflugzeugs „Hydrogenius“ gewinnt an Fahrt

Ende 2006 haben Wissenschaftler der Universität Stuttgart mit dem Entwurf des zweisitzigen Brennstoffzellenflugzeugs „Hydrogenius“ den renommierten Berblinger-Preis der Stadt Ulm gewonnen. Das geplante Leichtflugzeug mit etwa 18 Metern Spannweite und acht Metern Länge soll seine Antriebsenergie aus der kalten Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff beziehen, weder Abgase noch Lärm produzieren und kann dennoch bei den […]

Ende 2006 haben Wissenschaftler der Universität Stuttgart mit dem Entwurf des zweisitzigen Brennstoffzellenflugzeugs „Hydrogenius“ den renommierten Berblinger-Preis der Stadt Ulm gewonnen. Das geplante Leichtflugzeug mit etwa 18 Metern Spannweite und acht Metern Länge soll seine Antriebsenergie aus der kalten Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff beziehen, weder Abgase noch Lärm produzieren und kann dennoch bei den Flugleistungen mit herkömmlichen Leichtflugzeugen konkurrieren. Die größte Herausforderung dabei ist die Integration des Brennstoffzellensystems in den Flieger. Wenn alles planmäßig läuft, werde Hydrogenius das weltweit erste bemannte Brennstoffzellenflugzeug, das bei den Flugleistungen mit herkömmlichen zweisitzigen Flugzeugen konkurrieren kann, so die Universität Stuttgart in einer Pressemitteilung. Nun hat ein Team am Institut für Flugzeugbau der Universität Stuttgart mit der Detailkonstruktion des Fliegers begonnen. Am 24. Juli stellte Prof. Rudolf Voit-Nitschmann vom Institut für Flugzeugbau der Universität Stuttgart das Projekt in der Reihe „Forschung hinter den Kulissen“ den Medien vor.

Brennstoffzellentechnik für Verkehrsflugzeuge voranbringen
Das Projekt Hydrogenius verfolgt mehrere Ziele: Zum einen soll die Leistungsfähigkeit der Brennstoffzellentechnik in hoch komplexen Anwendungen demonstriert werden. „Dies soll diese Technik als Bordstromversorgung bei Verkehrsflugzeugen voranbringen“, betonte Rudolf Voit-Nitschmann. „Gleichzeitig werden mit den Forschungsarbeiten zur Themen wie Aerodynamik, Bauweise und Materialien die Kompetenzen der beteiligten Wissenschaftler und Studierenden im Flugzeugbau erneut gestärkt“, hob Voit-Nitschmann hervor und berichtete, dass mit dem Institut für Technische Thermodynamik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) bereits ein kompetenter Partner gefunden wurde. Mit der Entwicklung und Realisierung kreativer Flugzeuge haben die Stuttgarter Wissenschaftler Erfahrung: Schon das Solarflugzeug „icaré II“ wurde in der ersten Hälfte der 1990er Jahre an der Uni Stuttgart gebaut, mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und ist noch heute das weltweit leistungsfähigste bemannte Solar-Flugzeug.

Kompetente Partner beteiligt – Suche nach geeignetem Motor und Brennstoffzellensystem fortgeschritten
Unter Leitung von Prof. Voit-Nitschmannn bearbeiten die Diplomingenieure Steffen Geinitz den Antriebsstrang inklusive Tanksystem und Len Schumann den Flugzeugentwurf und die Konstruktion. Zusätzlich beschäftigen sich bereits vier Studenten in ihren Studien- oder Diplomarbeiten mit verschiedenen Themen wie etwa „Bauweisenuntersuchung“ und „Entwurfsoptimierung“. Viele weitere Studenten haben die Chance, auch in Kooperation mit anderen Instituten der Fakultät Luft- und Raumfahrttechnik und Geodäsie im Hydrogenius- Team mitzuwirken und die Entwicklung eines High-Tech-Flugzeuges hautnah zu erleben und mit zu gestalten. „Weit fortgeschritten ist die Suche nach einem geeigneten Antriebsmotor“, so Voit-Nitschmann. Mehrere Unternehmen seien interessiert, das Projekt mit ihrer Antriebstechnik zu unterstützen. Bereits weit vorangekommen sei man auch bei der Suche nach einem passenden und verfügbaren Brennstoffzellensystem. Die Entscheidung für ein System soll in den nächsten Wochen in Zusammenarbeit mit dem DLR erfolgen. Ein namhafter Luftfahrzeughersteller habe Interesse signalisiert, Hydrogenius zu unterstützen und den Bau des Flugzeugs zu übernehmen.

Der Erstflug für 2010 geplant.
Neben den technischen Herausforderungen, die es zu meistern gilt, bereitet dem Hydrogenius-Team vor allem die Finanzierung noch Kopfzerbrechen. Das projektierte Budget liegt, je nach verwendetem Brennstoffzellensystem, bei etwa 1,6 Millionen Euro, wobei etwa die Hälfte der Kosten auf die benötigten technischen Komponenten und Materialkosten entfällt. Dabei werde der besondere Vorteil einer universitären Entwicklung deutlich: Im gewerblichen Bereich wären die Kosten für ein vergleichbares Projekt bedeutend höher. Ein gutes Achtel des Budgets habe das Team bereits akquiriert. Hier habe wieder einmal Prof. Artur Fischer, Gründer der Fischerwerke, eine Vorreiterrolle übernommen. Er unterstützt das Projekt mit 100.000 Euro und möchte damit weitere Sponsoren zu einer Unterstützung ermutigen. Auch die Universität Stuttgart fördert das Projekt mit 50.000 Euro. Ein Dienstleistungsunternehmen aus der Region Stuttgart habe bereits weitere 50.000 Euro zugesagt. „Wir hoffen, dass weitere Firmen und Privatpersonen bereit sind, in Umweltschutz und Zukunftsforschung zu investieren“, betonte Voit-Nitschmann. Zusätzlich seien ein Antrag zur Förderung des Forschungsvorhabens an die Landesregierung gestellt sowie eine Projektskizze zur Teilnahme am „Nationalen Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie“ der Bundesregierung eingereicht worden. Die Entscheidungen stehen noch aus.
„Wenn die Finanzierung gelingt, wird Hydrogenius dazu beitragen, die Leistungsfähigkeit der Brennstoffzellentechnik und der deutschen Ingenieurkunst unter Beweis zu stellen“, ist Prof. Voit-Nitschmann überzeugt. Mindestens 700 Kilometer Reichweite, das entspricht der Strecke München – Flensburg, sollen mit einer Tankfüllung möglich sein. Und das bei einem schadstofffreien Wasserstoff-Energieverbrauch, der pro Insasse gerade einmal einem Liter Benzin auf 100 Kilometern entspricht.

28.07.2007 | Quelle: Universität Stuttgart; Institut für Flugzeugbau | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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