Solarstrom: Widersprüchliche Prognosen zu Ausbau und Kosten

In einem Beitrag vom 27.08.2007 zitiert das Handelsblatt den Commerzbank-Solaranalysten Robert Schramm, der Zweifel an den vom Bundesumweltministerium (BMU) genannten Photovoltaik-Zubauraten anmeldet. Laut BMU-Leitstudie 2007 sollen von 2007 bis 2010 jährlich 560 bis 660 Megawatt Photovoltaik-Kapazität neu installiert werden. „Diese Annahme liegt deutlich zu niedrig. Nach unseren Erkenntnissen sind bereits im vergangenen Jahr mindestens 900 […]

In einem Beitrag vom 27.08.2007 zitiert das Handelsblatt den Commerzbank-Solaranalysten Robert Schramm, der Zweifel an den vom Bundesumweltministerium (BMU) genannten Photovoltaik-Zubauraten anmeldet. Laut BMU-Leitstudie 2007 sollen von 2007 bis 2010 jährlich 560 bis 660 Megawatt Photovoltaik-Kapazität neu installiert werden. „Diese Annahme liegt deutlich zu niedrig. Nach unseren Erkenntnissen sind bereits im vergangenen Jahr mindestens 900 Megawatt neu installiert worden“, sagte Schramm im Handelblatt. Der Solaranalyst bekräftigt damit eine Tendenz, die auch das Branchenmagazin „Photon“ sieht: die Solarstrom-Zeitschrift geht für 2007 sogar von bis zu 2.000 Megawatt neu installierter Leistung aus.
Starker Zubau bedeutet gleichzeitig höhere Solarstrom-Vergütungen und Mehrkosten für die Verbraucher
Der Umfang des Zubaus wirkt sich direkt auf die Höhe der Umlage aus, welche die Stromverbraucher nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zu tragen haben. Denn Betreiber von PV-Anlagen erhalten für Solarstrom, den sie in das Netz einspeisen, gesetzlich garantierte Vergütungen, die in der Regel über den Marktpreisen für herkömmlich erzeugten Strom liegen. Die Differenz wird auf die Verbraucher umgelegt. Wachse der Anteil des Solarstroms an der deutschen Energiebereitstellung schneller als angenommen, würden auch die Kosten der Solarförderung massiv steigen, warnt Photon.

Photon: Deutliches Wachstum der inländischen PV-Installationen im Jahr 2007
Das Bundesumweltministerium habe – im Gegensatz zur Leitstudie – in seinem Entwurf des „Erfahrungsberichts 2007 zum Erneuerbare-Energien-Gesetz“ veröffentlicht, dass bereits im Jahr 2006 in Deutschland Solarstromanlagen mit einer Leistung von 950 Megawatt neu zugebaut wurden, stellt Photon fest. Und auch alle führenden Marktteilnehmer würden von einem deutlichen Wachstum des inländischen Zubaus im Jahr 2007 und den folgenden Jahren ausgehen. „Es müsste somit einen sofortigen massiven Markteinbruch im deutschen Solarmarkt geben, damit es für 2007 und die Folgejahre einen massiven Rückgang des Zubaus im Vergleich zu 2006 geben würde. Dafür gibt es keine Anzeichen“, so ein Photon-Sprecher. Das Solarstrom-Magazin geht davon aus, dass für alle bis zum Jahr 2010 in Deutschland installierten Solarstromanlagen Einspeisevergütungen in Höhe von nominal rund 119 Milliarden Euro anfallen werden. Bereits im Jahr 2010 wird laut Photon-Berechnungen jeder Einwohner pro Monat einen Aufschlag von gut drei Euro für die Solarförderung zahlen müssen.
Die Solarexperten der Photon sind der Meinung, dass eine deutlich höhere Belastung der Stromverbraucher durch die Solarförderung gerechtfertigt ist – allerdings nur, wenn dadurch Solarstrom auch in absehbarer Zeit nennenswert zur deutschen Stromversorgung beitrage. Eine Obergrenze für den Zubau (Deckelung ) sei daher der falsche Weg. Besser sei es, wenn sich die Solarförderung an der Kostensenkung der Solarindustrie orientiere, welche in den letzten Jahren jährlich gut zehn Prozent betragen habe.

DGS: “ Politisch motivierte Zahlen von der Wirklichkeit längst überholt“
Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS) fordert in ihrem Positionspapier zur Neufassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) eine kostendeckende Vergütung für Strom aus regenerativen Quellen, besonders für Solarstrom. Gesetzliche Änderungen der Vergütungsstruktur dürften nicht dazu führen, dass Investoren keine angemessene Vergütung für ihre Investition in Photovoltaik (PV) erhalten, die Investitionskosten, das Investitionsrisiko und die Renditeerwartung müssten sich die Waage halten. Die DGS erinnerte in diesem Zusammenhang an ein Versprechen der Solarindustrie zur Kostenreduktion, denn laut Photovoltaik-Lernkurve, müsse eine Verdoppelung des Marktes zu einer Kostensenkung von etwa 20 % führen. Eine erhöhte Degression, welche von der DGS nicht kategorisch abgelehnt wird, würde Druck auf die Industrie und nicht auf den Investor entfalten.
Auch die DGS hält die Zahlen der BMU-Leitstudie für deutlich zu niedrig, denen zufolge bis 2020 mit einem Marktvolumen neuer Photovoltaikanlagen in einer Größenordnung von etwa 600 Megawatt (MWp) pro Jahr in Deutschland zu rechnen ist. „Dies sind politisch motivierte Zahlen und von der Wirklichkeit längst überholt“, betont die DGS.

Weitere Informationen:
Handelsblatt/Tagesspiegel-Artikel „Solarstrom wird teurer“: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/;art271,2366318
Nachricht: Photon: Photovoltaik-Förderung wird bis 2010 rund 77 Milliarden Euro kosten
Das komplette DGS-Positionspapier zur Neufassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) kann heruntergeladen werden unter http://www.dgs.de/fileadmin/files/politik/SE-0708-07-EEG-Novelle.pdf

04.09.2007 | Quelle: Photon, Handelsblatt, DGS | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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