Windkraft-Kleinunternehmer für Afrika: Zwei Münchner lehren in Kamerun den Bau von Windrädern

Erneuerbare Energien haben mittlerweile ihren Platz in unzähligen Projekten der Entwicklungszusammenarbeit gefunden. Eine völlig neue Initiative haben nun zwei Münchner mit ihrem Verein GREEN STEP e.V. gestartet. Sie lehren in ihrem Pilotprojekt der Bevölkerung im Dorf M’muock in Kamerun kleine Wind- und Wasserkraftanlagen aus dort vorhandenen Materialien eigenhändig herzustellen. Mit den kleinen Anlagen können zum […]

Erneuerbare Energien haben mittlerweile ihren Platz in unzähligen Projekten der Entwicklungszusammenarbeit gefunden. Eine völlig neue Initiative haben nun zwei Münchner mit ihrem Verein GREEN STEP e.V. gestartet. Sie lehren in ihrem Pilotprojekt der Bevölkerung im Dorf M’muock in Kamerun kleine Wind- und Wasserkraftanlagen aus dort vorhandenen Materialien eigenhändig herzustellen. Mit den kleinen Anlagen können zum Beispiel ein Radio, einige Glühbirnen, eine Fernseher oder ein Handyladegerät betrieben werden. Das einfache Konstruktionsprinzip der Windräder baut auf den Erfahrungen von Prof. Tangka aus Kamerun auf. Er ist ein Mitglied des Beratergremiums von GREEN STEP und hat bereits solche Anlagen an seinem Lehrstuhl gebaut. Bei ihrem Aufenthalt in Kamerun haben Cornelia Ehlers und Johannes Hertlein diese Anlagen bereits besichtigt.

Unruhen wegen mangelnder Stromversorgung
„In Kamerun haben fast 90 Prozent der Bevölkerung keinen Zugang zu Elektrizität. Besonders die ländliche Bevölkerung ist nicht an das nationale Stromnetz angeschlossen. Die mangelnde Stromversorgung hat in Kamerun erst kürzlich zu blutigen Unruhen geführt. Zwei Menschen wurden bei Demonstrationen gegen die ständigen Stromausfälle in Abong Mbang erschossen. Die nationale Stromversorgung kann nicht leisten, was für die Bevölkerung nötig und für die Entwicklung und den Fortschritt im Land wichtig ist. Alternative Lösungen müssen gefunden werden“. fordert der Verein GREEN STEP in einer Pressemitteilung.

Afrikanische Handwerker lernen, wie sie ein kleines Windenergie-Unternehmen aufbauen können
Die zwei Münchner wollen nun Handwerker ausbilden, kleine Anlagen mit einfacher Technik selbst zu bauen. Sie gehen aber noch einen Schritt weiter: Nicht nur werden die Windräder mit heimischen Materialien gefertigt, sondern die Handwerker lernen auch wie sie mit dieser Fertigkeit ein kleines Unternehmen aufbauen können. „So wird der nachhaltige Einsatz der Technologie gesichert, denn die Handwerker lernen nicht nur die Technik und können die Anlagen dann auch warten, sondern sie lernen bei uns auch, wie man ein Unternehmen aufbaut und führt“, sagt Cornelia Ehlers, Vorsitzende des Vereins GREEN STEP e.V.

Mikrokredite für das Kleinunternehmertum
Zusätzlich erhalten die angehenden Windkraft-Fabrikanten von der Green-Step-Partnerorganisation Nkong Hilltop in Kamerun Mikrokredite für den Aufbau ihres eigenen kleinen Unternehmens. So besteht ein Anreiz, die Technik weiter zu nutzen, wenn GREEN STEP irgendwann nicht mehr vor Ort sein sollte. Erfahrungen im Kleinunternehmertum hat die Politikwissenschaftlerin gesammelt, als sie im Frühjahr dieses Jahres vier Monate lang Studenten im Klein-Unternehmertum unterrichtete und mit ihnen gemeinsam fünf Businesspläne erarbeitete, wovon drei bereits erfolgreich umgesetzt wurden.
Johannes Hertlein, der Projektleiter des GREEN STEP e.V., bringt den Handwerkern vor Ort die Technik nahe. Er baute bereits mit elf Jahren in seiner Heimat Schwemmelsbach bei Schweinfurt die ersten Windräder, um sein Zimmer mit Strom zu versorgen. Diese einfache Technik ist es nun auch, die im Projektdorf M’muock zum Einsatz kommen wird. „Das Geniale an dem einfachen Konstruktionsprinzip der Windräder ist, dass man es auf die lokalen Gegebenheiten anpassen kann. Man kann alle Bauteile variieren und auch Schrottteile einsetzen; das spart Kosten. Eine alte Autoradaufhängung kann zum Beispiel als Rotorachsenlagerung des Windrades genutzt werden, erläutert Hertlein. Das Konstruktionsprinzip für das kleine Wasserrad ist ganz ähnlich. Zusätzlich lehrt GREEN STEP e.V. den Bau von kleinen Batterieladegeräten aus Solarzellen-Bruch, um zum Beispiel Handys aufzuladen. Die Organisation importiert nicht einfach Technik nach Kamerun und baut sie dort auf, denn solche Projekte seien vielfach gescheitert – nach Abzug der Organisationen werde die Technik meist nicht mehr genutzt, weil keiner wisse, wie man die Anlagen wartet.
Aber nicht nur Erneuerbare-Energie-Technologie und Unternehmertum werden gelehrt. Das Projekt umfasst vor allem auch Umweltbildung und Schulung im nachhaltigen Einsatz von natürlichen Ressourcen. Die Jung-Entwicklungshelfer liegen mit ihrer Projektinitiative im Trend, denn auch die Weltbank setzt wieder verstärkt auf dezentrale Projekte im Bereich erneuerbare Energien für den Klimaschutz.

24.11.2007 | Quelle: GREEN STEP e.V.; open PR | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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