„Solargeneration“: Greenpeace-Jugend aktiv für Sonne, Wind und Wasser

von Rolf Hug„Wer jetzt nicht darauf setzt, die Sonne anzuzapfen, muss ein dickes Brett vor dem Kopf haben. Aber da werden wir ein Loch hineinbohren. Wir wollen den Ausbau der erneuerbaren Energien jetzt!“ So beschreibt der Nachwuchs der Umweltorganisation Greenpeace seine Ziele in punkto Energie und Klima. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind gemeinsam aktiv: […]

von Rolf Hug„Wer jetzt nicht darauf setzt, die Sonne anzuzapfen, muss ein dickes Brett vor dem Kopf haben. Aber da werden wir ein Loch hineinbohren. Wir wollen den Ausbau der erneuerbaren Energien jetzt!“ So beschreibt der Nachwuchs der Umweltorganisation Greenpeace seine Ziele in punkto Energie und Klima. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind gemeinsam aktiv: mit Gleichaltrigen – und vor allem mit Spaß. Die Solargeneration agiert über Länder und Staatsgrenzen hinweg für die Energiewende. Statt internationaler Konferenzen, auf den Politiker und Manager über Energie und Klima nur diskutieren, wollen die Aktiven der Solargeneration vor Ort etwas bewegen, mit Aktionen, Partys und Projekten.Weil die Politikerohren im Hinblick auf die erforderliche Energiewende "auf Durchzug gestellt" seien und bislang "herzlich wenig" passiert sei, wollen die Jugendlichen die Sache selbst in die Hand nehmen. "Wir wollen nicht unsere Zukunft damit verbringen, auf strahlende Atommüllhaufen aufzupassen oder ohne Ende Deiche zu bauen. Wir wollen den Einstieg in die erneuerbaren Energien und zwar jetzt!", fordern die JAGs (Jugend AGs). In über 20 Greenpeace-Gruppen gibt es sie schon und bundesweit sind mehrere hundert junge Menschen aktiv. In der Schweiz haben inzwischen über 3.000 Jugendliche in über 90 Projekten am Bau von Sonnenkollektoren zur Warmwasserbereitung mitgewirkt oder Solarstromanlagen installiert. Mit jugendtypischen Aktionen und Methoden wirken und wirbeln sie nach dem Motto: Jugendliche sprechen Jugendliche an. Einmal jährlich treffen sich die JAGs zum so genannten Greenday. Dort planen sie mit fest angestellten Greenpeace-Mitarbeitern aus Hamburg bundesweite Mitmach-Aktionen und hecken eigene regionale Projekte aus. 2001 stand die JAG-Klimakampagne mit einem Auftritt bei der Weltklimakonferenz im Mittelpunkt. Eine Woche lang nahmen fast 100 Jugendliche aus ganz Deutschland an einem Klimacamp teil und gingen während der Konferenz für den Klimaschutz auf die Strasse: Mit Demonstrationen und Mahnwachen suchten sie den direkten Kontakt mit den Konferenzteilnehmern und verliehen Ihrer Forderung Nachdruck: "Save our climate – act now! Dass die JAGs ihre Forderungen aus dem Blickwinkel der Jugendlichen formulieren, für die sie eine eigene Perspektive entwickeln, zeigt die Aktion "SolArbeitsamt": Mit Postkarten und Briefen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit, Wolfgang Clement, bewerben sich die jungen Greenpeace-Aktivisten um "Solargeneration-Jobs". Sie fordern einen der über 70.000 Arbeitsplätze, die der Minister durch eine intensive Förderung der regenerativen Energien bis zum Jahr 2010 schaffen soll. Und sie werben dafür, dass ihre Altersgenossen mitmachen bei der frechen Aktion zum Ausstieg aus den schmutzigen Energien. Als "Kohlegruben-Versiegler", Castor-Transport-Vermeider", "Atomkaftwerks-Stillleger" oder "Förderschacht zu Disco-Umbauer" bieten die JAGs dem Minister ihre Unterstützung an. Ihr Protest beschränkt sich nicht auf Briefe, die Strasse vor dem Wirtschaftsministerium oder das Vorzimmer der Macht. Im vergangenen Oktober diskutierten Jugendliche den Weg zur Energiewende und den künftigen Energiemix mit dem Minister persönlich und ganz konkret. Die Bundesregierung soll ihr Ziel der Verdoppelung der erneuerbaren Energien auch im Bereich der Wärmeversorgung konsequent und rechtsverbindlich umsetzen, fordert die Solargeneration – mit einem "Regenerative-Wärme-Gesetz" nach dem Vorbild des Erneuerbare-Energien Gesetzes, das die Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen fördert. Die Solargeneration ist kein "verkorkstes Vereinsgeblaver", sondern eine Jugendbewegung, so der Schweizer Greenpeace-Nachwuchs auf seiner Internetseite. "Genau uns geht es schlussendlich an den Kragen; wenn die Gesellschaft beide Augen zumacht und das Klima zu Schrott heizt. Da machen wir nicht mit!!!" Stattdessen legen sie selbst Hand an, bei der Montage von Solarstromanlagen und beim Selbstbau von Sonnenkollektoren.In diesen Tagen bauen Greenpeace-Jugendliche unterstützt von einheimischen Fachkräften in einem SOS-Kinderdorf nahe der indischen Stadt Dharamsala eine Photovoltaikanlage zur Stromversorgung einer Schule auf. Die JAGs denken global und engagieren sich für die Zukunft der Kinder und Jugendlichen am Fuße des Himalaya. Von den 20.000 Euro, die das Material bei einem indischen Anbieter kostet, haben sie einen Teil selbst gesammelt. Die Webseiten unter der Adresse www.solargeneration.de setzen auf neue Technik und spielerische Aspekte. Sie laden ein zur Teilnahme an einer virtuellen Gemeinschaft. Registrierte "SolarWalker" können sich hier eine Web-Identität basteln und sich mit einem "Avatar" in der dreidimensionalen Welt der Solargeneration bewegen. Die "SolarWarriors" treffen sich online und verabreden sich mit "Solar-Flashmobs" zum Kampf für eine intakte Umwelt – in der wirklichen Welt. Zum Eintritt in die "SOLARWORLD" der Greenpeace-Jugend ist die aktuelle Version des "Shockwave"-Players erforderlich; ein Link verweist auf die Quelle zum Download.In einer aktuellen Online-Aktion wenden sich die JAGs wieder an Bundeswirtschaftsminister Clement, nachdem ihr "Spitzengespräch" mit Clement am 28. Oktober 2003 nicht zu dem gewünschten Erfolg geführt hatte: Der Minister setze weiter auf die Kohle und habe die Jugendlichen aufgefordert, die Zukunft nicht so düster zu sehen. Auch glaube er nicht an die vielen Arbeitsplätze in der Branche der erneuerbaren Energien.

Was der Minister vom Klimaschutz halte, habe er Ende März dieses Jahres deutlich gemacht. Als es um den so genannten Emissionshandel ging, ein Instrument zur Verringerung des Ausstoßes von Kohlendioxid, habe Clement sich klar gegen den Klimaschutz ausgesprochen. Statt diese Chance zu nutzen und sich für die kommenden Generationen einzusetzen, mache Clement sich einzig und allein für die Kohlelobby stark.

In E-Mails verlangt die Greenpeace-Jugend vom Minister eine Kurskorrektur: "Nicht Sie, sondern meine Generation wird die Folgen Ihrer falschen Politik ausbaden müssen. Deshalb meine dringliche Bitte: Überdenken Sie Ihre Haltung erneut und machen Sie den Weg frei für den Einstieg in eine Zukunft der erneuerbaren Energien, damit auch zukünftige Generationen in einer lebenswerten Welt leben können!", heißt es in den Protestbriefen.

SolarGeneration international:

Schweiz: http://www.jugendsolarprojekt.ch/
Frankreich: http://greenpeace.fr/SolarGeneration/index.html
USA: http://www.cleanenergynow.org/

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