Hochschule für Technik Stuttgart erreicht 3. Platz bei der Weltmeisterschaft des solaren Bauens

Seit fast zwei Jahren arbeiteten Studierende, Professoren und Mitarbeiter der Hochschule für Technik Stuttgart an der Wettbewerbsteilnahme zum Solar Decathlon Europe 2010. Vom 18. bis 27. Juni 2010 stellte die HFT Stuttgart ihr Energieplus-Haus "home+" in Spanien beim Solar Decathlon Europe 2010 aus. Dabei konkurrierte sie mit 16 Hochschul-Teams aus der ganzen Welt, die ebenfalls diesen weiten Weg gegangen sind. In der Abschluss-Zeremonie wurde das Gesamtergebnis verkündet, und die HFT Stuttgart erreichte mit Spitzenleistungen den dritten Platz. Projektleiter Professor Dr. Jan Cremers ist überglücklich "über den Podestplatz in dieser Weltmeisterschaft des solaren Bauens. Auch wenn uns am Schluss nur weniger…

Energiekonzept mit Dämmung und Photovoltaik

Das Gebäudekonzept "home+", ein Plusenergiehaus mit Energieturm in modularer Bauweise, stellte eine Kombination von traditionellen Grundprinzipien mit modernem Material und neuer Technologie dar. Ausgangspunkt war ein sehr gut gedämmtes Volumen, das eine geringe Hüllfläche im Verhältnis zum umschlossenen Raum aufweist. Dadurch erreichte man eine Minimierung der Transmissionswärmeverluste und damit auch des Energiebedarfs. Die einzelnen Module wurden mit etwas Abstand zueinander angeordnet. Die entstehenden Fugen dienten der Belichtung, der Belüftung, der Vorwärmung im Winter und der passiven Kühlung im Sommer. Eine besondere Rolle spielte dabei der Energieturm, der im Zusammenspiel von Wind und Verdunstungskühlung zur Erzeugung eines angenehmen Innenraumklimas beiträgt. Dabei bediente er sich der Grundprinzipien traditioneller Vorbilder aus entsprechenden Regionen, wie der Windtürme im arabischen Raum und der in Spanien weit verbreiteten Patios.
In Kombination mit heute verfügbaren neuen Materialien und Technologien entstand ein Element, das hohen Komfort bei niedrigem Energieverbrauch ermöglicht und gleichzeitig die gestalterische und räumliche Wahrnehmung des Gebäudes maßgeblich prägt. Um den zwar niedrigen, aber dennoch vorhandenen Energiebedarf zu decken, wird die gesamte Gebäudehülle solar aktiviert. Das Dach und die Fassaden wurden mit einer Art zweiten Hülle mit Photovoltaik-Solarmodulen (PV) zur Stromerzeugung versehen. Damit konnte der Energiebedarf nicht nur gedeckt werden, sondern sogar noch zusätzlich Strom ins Netz eingespeist werden.

Solarer Zehnkampf

Beim Internationalen Wettbewerb Solar Decathlon Europe 2010 ging es darum, welches Hochschulteam das beste ausschließlich mit Solarenergie versorgte Wohnhaus baut. Zehn Disziplinen mussten dabei erfüllt werden. Neben hohen Anforderungen an die Energieeffizienz und die Einbindung solarer Energiegewinnung in das Konzept stellten auch der Transport und die Montage in Madrid eine große Herausforderung dar. Darüber hinaus wurden architektonische Qualitäten des Gebäudes, die Kommunikation der Ideen und die Marktfähigkeit bewertet.

Ausstellungsgelände Villa Solar in Madrid

Wie fast alle Teams kämpfte auch die HFT Stuttgart zu Beginn noch mit einigen technischen Schwierigkeiten. Während des Testaufbaus des Hauses home+ im Mai in Stuttgart war das Wetter leider zu schlecht, um die technischen Systeme vorab umfangreich zu testen. Aus Zeitmangel konnte auch die gesamte Anlage im Zusammenhang vorab nicht getestet werden. Zum Teil wurde während des Aufbaus im Drei-Schicht-System gearbeitet, um den Zeitplan zu halten. Trotz dieser technischen Hürden war das Team jedoch mit der Leistung des Hauses bald zufrieden.
Über 190.000 Besucher besuchten die Villa Solar in den letzten zehn Tagen unterhalb des Königsschlosses in Madrid und bestaunten die innovativen Solarhäuser der Hochschulteams. Aufgrund des hohen Besucherandrangs vom ersten Tag an waren immer alle Teammitglieder im Einsatz. Jedes Team bot geführte Touren an, die Jury-Besuche mussten vorbereitet und die Reinigungs- und Wartungsarbeiten organisiert werden. Stand das Plus-Energiehaus home+ zu Beginn der Woche zunächst auf Platz 8, ging es danach peu à peu nach vorne. Zehn Disziplinen galt es beim Solar Decathlon Europe 2010 zu erfüllen. Dabei erzielte die HFT Stuttgart zweimal den ersten Platz in den zentralen Kategorien "Engineering and Construction" und in "Innovations". Zweite Plätze gab es für "Appliances and Functioning" und "Solar Systems". Platz drei belegte das Team in "Sustainability". "Diese Erfolge zeigen, dass das perfekte Ineinandergreifen traditioneller und modernster Systeme von allen Fachjurys erkannt und gewürdigt wurde. Die integrale Arbeitsweise steht für unsere Hochschule und weist einen Weg in die Zukunft. Home+ steht für innovative Häuser, in denen sich die Menschen ungeachtet aller Technik behaglich fühlen", erläutert Rektor Professor Rainer Franke.
"Wir sind mit hohen Erwartungen gestartet, und somit war es schon eine sehr spannende Woche“, erzählt ‚Projektarchitekt‘ Daniel Walter, Architektur-Student der HFT Stuttgart. "Am Schluss waren wir auf den dritten Platz sehr stolz. Die Zeit in Madrid hat das ganze Team richtig zusammengeschweißt." Das Wettbewerbs-Haus wird künftig in Stuttgart zu Ausstellungs- und Forschungszwecken genutzt werden.
HFT Stuttgart
Hochschule für Technik Stuttgart, dritter Platz, Weltmeisterschaft des solaren Bauens, Solar Decathlon Europe 2010

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