IHS iSuppli: Reaktorkatastrophe in Japan kurbelt europäische Solarmärkte an

Die Nuklearkatastrophe nach dem Erdbeben in Japan könnte sich förderlich auf die deutsche und italienische Photovoltaik-Branche auswirken. Die beiden größten Photovoltaik-Märkte seien für die Gefahren einer Kernschmelze sensibilisiert worden, berichtet IHS iSuppli

(El Segundo, Kalifornien, USA) in einer Pressemitteilung.
“Deutschland und Italien haben sofort auf die Reaktorkatastrophe in Fukushima reagiert“, sagte Henning Wicht, Direktor und Photovoltaik-Chefanalyst bei IHS. „In Deutschland wurden die sieben ältesten Reaktoren ganz schnell abgeschaltet. Das verbessert möglicherweise die Perspektiven für erneuerbare Energien in diesem Land. Zwischenzeitlich teilte Italien mit, es wolle die Solarenergie aufwerten und die Solarstrom-Produktion erhöhen.“

IHS: Ausbau erneuerbarer Energien wird in Deutschland bald noch schneller vorangetrieben
Die Katastrophe in Japan löste im weltgrößten Photovoltaik-Markt Deutschland sofort eine Debatte über geeignete Maßnahmen und eine entsprechende Energiepolitik aus. Allerdings wurde einiges davon als Wahlkampf für die anstehenden Landtagswahlen interpretiert.
Im dritten Quartal wird sich zeigen, ob die Bundesregierung den schnellen Atomausstieg durchsetzt. Wenn der Ausstieg beschlossen wird, werde der Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland bald noch schneller vorangetrieben, so IHS.

Photovoltaik-Zubau in Deutschland könnte auf 5 Gigawatt erhöht werden
Im Zentrum der aktuellen öffentlichen Diskussionen steht die Windenergie, aber auch die Solarenergie könnte profitieren. Eine mögliche Vorgehensweise, die der Solar-Branche nützen könnte, wäre das Anheben der jährlichen Zubau-Ziele. Deutschland könnte diese von jetzt 3,5 Gigawatt auf 5 Gigawatt erhöhen und damit die langfristigen Perspektiven für die Photovoltaik verbessern.

Solar-Saison in Deutschland: Stärkster Photovoltaik-Zubau im Juni
Trotz möglicher langfristiger Auswirkungen entsprechen die Prognosen für den Photovoltaik-Zubau 2011 in Deutschland dem Vorjahresmuster, abgesehen von einer vierwöchigen Verzögerung dieses Jahr: Die Preise sind nicht schnell genug gesunken, so dass die Investitionsbedingungen auf dem deutschen Markt noch nicht ideal sind. Der Photovoltaik-Zubau zieht im April an, erreicht seinen höchsten Wert im Juni und geht im dritten Quartal wieder zurück. Auch das vierte Quartal wird laut IHS iSuppli voraussichtlich wieder stark, bevor 2012 die neue Einspeisevergütung gilt.
Der Photovoltaik-Zubau in Deutschland wird dieses Jahr laut IHS 7,2 GW erreichen, also 3,5 % weniger als 2010 (7,4 GW). Das Wachstum soll im ersten und dritten Quartal mäßig, im zweiten und vierten Quartal sehr stark werden.

Italien in der Zwickmühle; PV-Markt soll sich 2011 sehr positiv entwickeln
In Italien, dem zweitgrößten Photovoltaik-Markt der Welt nach Deutschland, will die Regierung in den nächsten zwölf Monaten alle Pläne für künftige Kernkraftwerke stoppen, während sie die Rolle der Atomenergie für das Land neu bewertet.
Ironischerweise geschieht dies gerade jetzt, wo die Nachfrage nach Photovoltaik in Italien aufgrund der Vergütungspolitik der Regierung beinahe auf Null gesunken ist. Die Meldung der Regierung am 3. März – eine Woche vor der Katastrophe in Japan – , sie wolle die Einspeisevergütung Anfang Juni kürzen, war ein Schock für die italienische Solarbranche und hatte zur Folge, dass die Italiener sofort aufhörten, Solarstromanlagen zu bauen.
Solarinvestoren in Italien sorgten sich, sie könnten die auf Ende Mai festgesetzte Frist für ihre derzeit laufenden Photovoltaik-Installationen nicht einhalten und kämen dann in Konflikt mit den neuen Richtlinien. Unbestätigten Angaben zufolge soll die jährliche Obergrenze bei einem Gigawatt liegen; Freiflächenanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen sollen auf nur ein Megawatt begrenzt werden.
Deshalb werden jetzt im Gegensatz zu Januar und Februar in Italien fast keine Solarkraftwerke mehr gebaut. Nur bei fast fertigen Anlagen wird noch zu Ende gebaut. Der Widerstand gegen die neuen Pläne der Regierung wächst immer mehr, obwohl Rom das endgültige Gesetz im April erst noch verabschieden muss.
Der Druck, der durch die Solarlobby in Italien aufgebaut wurde, wird die Regierung wahrscheinlich dazu zwingen, ihre neuen Pläne zu überdenken und zurückzuziehen, meint IHS. Außerdem werde Fukushima in Italien zu einer Neubewertung von Atom- und Solarenergie führen. Ohne Berücksichtigung der möglichen Auswirkung der Japan-Krise in den kommenden Monaten wird sich der italienische Photovoltaik-Markt 2011 wahrscheinlich sehr positiv entwickeln. Für den Zubau ab 2012 wird eine Obergrenze von 1,5 oder 2 Gigawatt erwartet.
Weitere Informationen: PV: Navigating a New Round of Policy Changes

15.04.2011 | Quelle: IHS iSuppli | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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