Bundesumweltminister Röttgen zur Atomkatastrophe in Tschernobyl vor 25 Jahren: „Schreckensbilder sind noch heute im Gedächtnis“

Am 26. April 1986 explodierte der Block 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl. Die weitreichenden und langwierigen gesundheitlichen, ökologischen und wirtschaftlichen Folgen der nuklearen Katastrophe stellten die damalige Sowjetunion und später Russland, Weißrussland, aber insbesondere die Ukraine vor große Probleme. Noch heute sind weite Landstriche kontaminiert. Die Umgebung des Reaktors gilt  im Umkreis von 30 km nach wie vor als Sperrgebiet.

„Die erschütternden Bilder von Strahlenopfern, flüchtenden Menschen und verwaisten Wohngebieten haben sich in unser Gedächtnis eingeprägt“, so Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen. „Dieser Atomunfall hat unermessliches Leid über die Menschen gebracht. Darunter werden Kinder leiden, die heute noch gar nicht geboren sind.“

Röttgen: Der Mensch ist Bestandteil des Restrisikos
Anders als die aktuellen Ereignisse in Japan, die durch eine Naturkatastrophe ausgelöst wurden, war der Atomunfall in Tschernobyl auf menschliches Versagen zurückzuführen. Konstruktions- und Bedienungsfehler hatten zur Kernschmelze und zu einer Explosion innerhalb des Reaktorkerns und einem nachfolgenden mehrtägigen Graphitbrand geführt. Bundesumweltminister Röttgen: „Fehler, Fahrlässigkeiten oder gar Vorsatz sind nie völlig auszuschließen, wo Menschen tätig sind. Der Faktor Mensch ist Bestandteil des Restrisikos und muss daher ebenso in die gegenwärtige Neubewertung der Sicherheitsmaßnahmen einbezogen werden wie etwa Erdbeben, Hochwasser, Stromausfall oder Flugzeugabstürze.“

Umweltpolitik muss vor allem auch Sicherheitspolitik sein
Derzeit zeigten die verheerenden Folgen des Atomunglücks in Fukushima mehr denn je, dass Umweltpolitik vor allem auch Sicherheitspolitik sein müsse, so Röttgen. Es komme darauf an, eine Politik der Zukunftsverantwortung zu machen, eine Politik mit den Augen unserer Kinder und Enkel.

Erneuerbare Energien sind die moralisch, ökologisch und ökonomisch deutlich bessere Variante der Energieversorgung
Der Bundesumweltminister: „Bringt man Schöpfungsethik und Wirtschaftskompetenz zusammen, kommt man auch zu einer anderen, sicheren und wachstumsorientierten, Ressourcen schonenden Energiepolitik. Schon vor den Ereignissen in Fukushima hat sich die Bundesregierung daher für den Einstieg in alternative Energien als die moralisch, ökologisch und ökonomisch deutlich bessere Variante der Energieversorgung ausgesprochen.“
Im Rahmen dieses Konzepts sei der Kernenergie nur noch die Rolle einer Brückentechnologie beim Übergang in ein Zeitalter der erneuerbaren Energien zugekommen. Röttgen: „Nach den Ereignissen in Japan müssen wir jetzt noch schneller und konsequenter das umsetzen, was wir im Energiekonzept vereinbart haben. Dabei geht es vor allem darum, die Potenziale bei der Energieeffizienz noch stärker zu nutzen, neue Technologien der Energieversorgung auszubauen und den Strom- und Energiebedarf noch weiter zu reduzieren.“
Der Bundesumweltminister setzt auf eine Debatte der breiten Öffentlichkeit, der Kirchen, der Gewerkschaften, der Unternehmen und der Wissenschaft über Parteigrenzen hinweg. Seit Jahrzehnten bestehe erstmals die Aussicht, Energiepolitik zu einem Konsensthema zu machen.
1986 hatten die neuen umweltpolitischen Herausforderungen, die durch die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl verursacht wurden, in Deutschland den Anstoß gegeben, das Bundesumweltministerium zu gründen. Es bündelt die zuvor auf verschiedene Ministerien verteilten Zuständigkeiten der Umweltpolitik.

26.04.2011 | Quelle: BMU; Foto: Carl Montgomery | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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