IG Metall fordert faire Arbeitsbedingungen in der Solar-Industrie; Branchentarifvertrag ist das Ziel

Die Solarindustrie sollte eigentlich von der Energiewende profitieren. Doch die Billig-Konkurrenz aus Asien und der Abbau staatlicher Förderung machen der Photovoltaik-Branche schwer zu schaffen. Mit niedrigen Löhnen sei der Wettkampf jedoch nicht zu gewinnen, so die IG Metall.

Entscheidend seien Forschung und Entwicklung sowie die Motivation der Beschäftigten. Und die gebe es nur mit fairen Arbeitsbedingungen in der Branche, so die Gewerkschaft.
Die Solar-Industrie boomte – bis jetzt. Nun ist die Rede von roten Zahlen und Überproduktion. Aber nicht alle Hersteller sind von dieser Entwicklung betroffen. Das sei von Betrieb zu Betrieb verschieden, betont die Gewerkschaft. Überleben könnten vor allem die Unternehmen, die auch bereit sind, selbst in Forschung und Entwicklung zu investieren oder dies gemeinsam mit anderen tun. Wie etwa die aleo Solar AG im Verbund mit dem Bosch-Konzern. Ebenso wichtig sei die staatliche Förderung von Forschung und Entwicklung. Im Gespräch mit der "Märkischen Allgemeinen Zeitung" am 17. August 2011 forderte deshalb Detlef Wetzel, Zweiter Vorsitzender der IG Metall deshalb, dass die Förderung langfristig und verbindlich gestaltet wird.

"Saubere Arbeitsbedingungen in einer sauberen Branche"
Wetzel setzte sich zudem für faire Arbeitsbedingungen in der Solar-Branche ein. Dazu gehören Tarifverträge ebenso wie die Wahl betrieblicher Interessenvertreter. Viele deutsche Industriebranchen haben auf dem Weltmarkt einen guten Stand. Ein Garant für diesen Erfolg seien in erster Linie die Beschäftigten, unterstreicht die IG Metall. Ihre Motivation und Einsatzbereitschaft sollte mit fairen Löhnen, geregelten Arbeitszeiten und sicheren Jobs belohnt werden, fordert die Gewerkschaft. "Wer denkt, dass wir über niedrige Löhne mit China konkurrieren können, der ist auf dem Holzweg", stellte Detlef Wetzel klar.

Ziel ist ein Branchentarifvertrag
Dass es auch anders geht, zeige die Bosch Solar-Energy AG in Erfurt und in Arnstadt. Dort gilt seit Anfang August ein Tarifvertrag. Er bringt den Beschäftigten Verbesserungen beim Entgelt und der Arbeitszeit. Von 40 Stunden pro Woche wurde die Arbeitszeit auf 38 Stunden gesenkt. Zudem gibt es eine Übernahmegarantie für Auszubildende. Auch die Solar-Fabrik AG in Freiburg ist tarifgebunden. Doch Firmentarifverträge seien nur ein erster Schritt. Die IG Metall fordert einen Branchentarifvertrag. "Nur so können wir gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Unternehmen der Branche schaffen und Konkurrenz über Löhne und Arbeitsbedingungen ausschließen", sagte Wetzel.
Viele Firmen versuchten zudem die Wahl von betrieblichen Interessenvertretern zu verhindern, kritisiert die IG Metall. Bei Conergy, aleo Solar und First Solar gebe es Betriebsräte. Bei der Firma Odersun sei es noch nicht gelungen, eine Interessenvertretung zu wählen. "Doch zu einer sauberen Branche gehören saubere Arbeitsbedingungen und Betriebsräte, die auf die Einhaltung von Gesetzen und Verordnungen achten", so die Gewerkschaft. Zudem müsse es darum gehen, die Leiharbeit einzugrenzen. Denn Leiharbeiter verdienten noch einmal deutlich weniger als Festangestellte.
Die IG Metall will sich für eine nachhaltige Entwicklung in der Solarbranche einsetzen. "Das geht nur, wenn wir die technologische Führerschaft verteidigen. Und das wiederum geht nur mit gut ausgebildeten und gut bezahlten Beschäftigten", so Wetzel.

30.08.2011 | Quelle: IG Metall | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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