Photovoltaik in Großbritannien: Britisches Energieministerium schlägt deutlich gekürzten Einspeisetarif für Solarstrom vor

Am 31.10.2011 hat das britische Ministerium für Energie und Klimaschutz (DECC) einen stark gekürzten Einspeisetarif für Solarstrom vorgeschlagen. Die bisherigen Einspeisevergütungen für Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung bis 50 Kilowatt (kWp) sollen halbiert werden. Für Anlagen zwischen 50 und 250 kWp sollen sie um ein Drittel gesenkt werden.

Der Vorschlag, über den noch immer verhandelt wird, enthält auch eine neue Anforderung bezüglich der Energieeffizienz. Die Solar-Industrie warnte, derartige Kürzungen würden die Photovoltaik-Industrie Großbritanniens zerstören. Auch die Oppositionsfraktion der Labour Partei verurteilte den Vorschlag sofort.

“Die stark rückgängigen Kosten der Solarenergie lassen uns keine andere Wahl, als zu handeln, damit wir das Budget nicht überschreiten und so das komplette System des Einspeisetarifs gefährden”, erklärt Energieminister Greg Barker.
“Zwar bin ich mir darüber im Klaren, dass der neue Einspeisetarif eine große Herausforderung für viele Unternehmen sein wird. Doch für viele in der Solarindustrie, die die starken Kosteneinbrüche und das Wachstum ihrer Einnahmen in den letzten Jahren bemerkt haben, ist das keine Überraschung."

Einspeisetarif für Anlagen bis 50 kW soll halbiert werden
Laut dem Vorschlag würde der Einspeisetarif für Anlagen bis zu vier kW auf 0,21 Britische Pfund pro Kilowattstunde gesenkt (rund 0,24 Euro). Dies wäre weniger als die Hälfte der derzeitigen Vergütung von 0,433 Pfund (rund 0,5 Euro) pro Kilowattstunde.
Der Tarif für Anlagen zwischen vier und zehn Kilowatt würde dementsprechend auf 0,168 Pfund/kWh fallen (etwa 0,2 Euro), der Preis für Anlagen zwischen zehn und 50 kW hingegen auf 0,152 Pfund/kWh (etwa 0,18 Euro). Darüber hinaus schlägt das Ministerium vor, den Einspeisetarif für Photovoltaik-Anlagen zwischen 50 und 250 kW auf 0,129 Pfund/kWh zu reduzieren (etwa 0,15 Euro).
Die vorgeschlagenen Einspeisetarife sollen für alle neu installierten Photovoltaik-Anlagen gelten, die ab dem 12.12.2011 in Betrieb gehen. Außerdem wäre nach dem neuen Förderprogramm ab dem 01.04.2012 für jede Anlage eine Genehmigung erforderlich, die bescheinigt, dass ein bestimmtes Niveau an Energieeffizienz erreicht wird, um in den Genuss des Einspeisetarifs zu kommen.

Ministerium macht eine “Flut” von PV-Installationen verantwortlich
Das Ministerium für Energie und Klimaschutz erklärt, die durchschnittlichen Kosten für Photovoltaik-Heimanlagen seien seit Beginn des Programms um etwa 30 Prozent gefallen.
Außerdem macht das Ministerium die “derzeitige Flut” an neu installierten privaten Photovoltaik-Anlagen für die gestiegenen Tarifkosten verantwortlich. Allein im September seien 16.000 neue Anlagen in Betrieb genommen worden.
Das Ministerium betont auch, dass die durchschnittliche monatliche Stromrechnung im Jahr 2020 aufgrund des Einspeisetarifs um rund 2,2 Britische Pfund (etwa 2,6 Euro) steige, wenn die Regierung nicht bis 2014 oder 2015 handle.

Labour Partei verurteilt Kürzungen
Nach der Erklärung im Britischen Unterhaus verurteilte die Schattenministerin für Energie und Klimawandel, Caroline Flint, den Vorschlag empört. Dieser würde die britische Solarindustrie “schon im Keim ersticken”.
Flint erklärte, der Vorschlag sei “ein Schlag ins Gesicht” der Familien, die sich Solarstromanlagen installieren wollen. Er sorge dafür, dass Photovoltaik nur noch von den Wohlhabenden genutzt werden könne.
Die Politikerin merkte außerdem die sehr geringe Kapazität an, die Großbritannien im Vergleich zu Deutschland habe installieren können. Schließlich betonte sie die 25.000 Arbeitsplätze in der britischen Solarindustrie, die durch die vorgeschlagenen Kürzungen gefährdet würden.

02.11.2011 | Quelle: U.K. Department of Energy and Climate Change | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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