IMS Research: Photovoltaik-Modulhersteller ändern ihre Taktik nach Wafer-Preisverfall um 70 %; weniger eigene Produktion, vermehrt Einkauf bei Drittanbietern

Der Durchschnittspreis für Photovoltaik-Wafer war im letzten Quartal über 70 % niedriger als im Vorjahr. Dies ergab eine neue Studie des Marktforschungsunternehmens IMS Research (Wellingborough, UK), das kürzlich von IHS Inc. übernommen wurde.

Dieser dramatische Preiseinbruch aufgrund eines weltweiten Überangebots habe die Kostenstruktur und Strategien führender Modulhersteller erheblich verändert und viele von ihnen veranlasst, ihre Wafer einzukaufen, statt sie selbst zu produzieren, berichtet IMS Research.

In den Jahren 2010 und 2011 hatten viele Unternehmen ihre eigene Wafer-Produktionsleistung schnell erweitert. Da die Waferpreise jedoch um mehr als 0,70 US-Dollar (0,53 Euro) je Watt auf ein Rekordtief sanken, produzieren die Unternehmen jetzt weniger selbst und kaufen mehr Wafer bei Drittanbietern.

Laut dem neuesten Quartalsbericht "PV Modules, Cells, Wafers & Polysilicon – Supply & Demand" von IMS Research sanken die durchschnittlichen Waferpreise im ersten Quartal 2012 auf 0,30 USD (0,23 Euro) je Watt. Noch ein Jahr zuvor standen sie bei 1 USD (0,76 Euro) je Watt.

Weltweite Wafer-Produktionsleistung wuchs um 50 %; Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen stieg nur um 35 %
Dieser schnelle Preissturz lag an einem großen Überangebot und einem sehr konkurrenzbetonten Marktumfeld auf Grund enormer Kapazitätserweiterungen, die weit größer waren als die Nachfrage im vergangenen Jahr. Der Bericht zeigt, dass die weltweite Wafer-Produktionsleistung um 50 % wuchs und zum Jahresende 50 GW erreichte, während die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen nur um 35 % auf 26,9 GW stieg.
Der Durchschnittspreis für Polysilizium, Solarzellen und Photovoltaik-Module sank im letzten Jahr ebenfalls, wenn auch nicht ganz so stark wie der Waferpreis: Die Durchschnittspreise waren im ersten Quartal um jeweils 48 %, 57 % und 44 % niedriger als ein Jahr zuvor.

Photovoltaik-Unternehmen verbessern ihre Kostenstruktur
Dieser gravierende Preiseinbruch übte einen enormen Druck auf alle Anbieter von Photovoltaik-Komponenten aus. Laut IMS haben viele Modulanbieter ihre Strategien in Bezug auf Angebot und Produktion an die sich dramatisch verändernde Preislandschaft in der Photovoltaik-Branche angepasst.
“Der starke Preisdruck und der Wettbewerb in der ganzen Photovoltaik-Industrie zwang die Unternehmen mehr denn je, ihre Kosten zu senken, um Gewinne zu machen“, kommentierte IMS-Chefanalyst Sam Wilkinson.
“Insbesondere die großen chinesischen Photovoltaik-Modulhersteller wollten noch vor Kurzem 100 % vertikale Integration erreichen und erweiterten 2010 und 2011 ihre eigenen Waferproduktionen. Da die Spotmarktpreise im letzten Jahr weit mehr als die Polysilizium-Preise fielen, stellen viele Unternehmen fest, dass sie jetzt Wafer günstiger einkaufen als selbst herstellen können, und fahren daher ihre eigene Produktion wieder zurück.“
Indem sie ihre Produktions-Strategien geändert haben und von den derzeitigen niedrigen Waferpreisen profitieren, konnten viele Unternehmen ihre Kostenstruktur verbessern.

Polysilizium-Preise sollen 2012 weiter sinken
“IMS Research fand heraus, dass die großen chinesischen Modulhersteller, die Wafer einkaufen, anstatt Polysilizium zu kaufen und Wafer selbst herzustellen, im ersten Quartal ihre Kostenstruktur um bis zu 0,05 USD (0,038 Euro) je Watt verbessern konnten. Das ist beim heutigen Geschäftsklima in der Branche ganz schön viel. Viele Unternehmen handeln neue Polysilizium-Lieferverträge aus und senken ihre Einkaufskosten für den Rohstoff. Sie müssen 2012 sicherlich flexibel in der Produktion bleiben“, so Wilkinson.
Die Preise für Wafer und Polysilizium sollen 2012 weiter sinken. IMS Research geht davon aus, dass der durchschnittliche Waferpreis bis Jahresende um 25 % im Vergleich zum vierten Quartal 2011 sinken wird. Die Polysilizium-Preise sollen noch schneller einbrechen, im selben Zeitraum um 33 %.
Eine detaillierte Analyse von Angebot und Nachfrage in diesem Markt gibt es im neuesten Quartalsbericht über die Branche.

11.04.2012 | Quelle:  | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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