Photovoltaik in Indien: Wissenschafts- und Umweltzentrum CSE wirft den USA einen Angriff auf die indische Modulproduktion vor

Das Zentrum für Wissenschaft und Umwelt (CSE, Neu-Delhi, Indien) hat der Regierung der USA vorgeworfen, die indische Photovoltaik-Industrie zu zerstören, indem sie den Export von Solarmodulen nach Indien mit niedrigverzinsten Darlehen subventioniere. Außerdem verbreite die US-Regierung falsche Informationen.

Die USA nutze eine Anschubfinanzierung im Rahmen des Klimaschutzprogramms der Vereinten Nationen, um diese Exporte zu unterstützen. Damit habe sie 80 Prozent der indischen PV-Produktion in die Krise gestürzt, so das CSE. Die Anschubfinanzierung sollte Entwicklungs- und Schwellenländer beim Kampf gegen den Klimawandel und bei der Senkung von Treibhausgas-Emissionen helfen.
“Die USA nutzen diese Finanzierung geschickt aus, um ihre eigene Solar-Produktion zu stärken”, kommentiert Chandra Bhushan, stellvertretender Direktor des CSE.
“Die Ex-Im Bank der USA und die Overseas Private Investment Corporation (OPIC) bieten indischen Projektentwicklern niedrigverzinste Darlehen an, wenn diese die Ausrüstung sowie die Photovoltaik-Module und Solarzellen von US-Unternehmen kaufen. Das hat den Markt zugunsten der US-Unternehmen komplett verzerrt.”

Indien wirft den USA heuchlerische Handelspolitik vor
Den Vorwurf erhebt das CSE vor dem Hintergrund des Handelsstreits zwischen den USA und China, der sich auch auf die EU und Indien ausweiten könnte. Er führte bereits zu vorläufigen Schutzzöllen, welche die USA auf PV-Importe aus China erheben. Das CSE beschuldigt die USA, gegenüber Indien jene Handelspraktiken anzuwenden, die sie im Streit mit China verurteilen.

Exporte werden durch Lücke im indischen Förderprogramm begünstigt
Die Export-Import Bank der USA (Ex-Im Bank) und die US-Investmentgesellschaft Overseas Private Investment Corporation (OPIC) stellten Darlehen im Umfang von 248 Millionen US-Dollar (201 Millionen Euro) für indische Projektentwickler bereit, mit denen diese Module von US-Herstellern wie First Solar Inc. (Tempe, Arizona) und Abound Solar (Longmont, Colorado) beziehen konnten. Abound Solar ist mittlerweile bankrott.
Allerdings wird die unausgeglichene Handelsbeziehung auch durch die indische Politik begünstigt, da die Auflagen zum Mindestanteil heimischer Komponenten im Förderprogramm Jawaharlal Nehru National Solar Mission(JNNSM) nur für PV-Module auf Basis von kristallinem Silizium gelten, nicht aber für Dünnschicht-Module.

Niedrigverzinste Darlehen können als Subventionen bewertet werden
Die Ex-Im Bank und OPIC bieten Darlehen mit Zinssätzen von nur drei Prozent und Rückzahlfristen von bis zu 18 Jahren an. Laut CSE sind diese Bedingungen weit besser als die Konditionen der indischen Banken. Für das CSE ist dies der Hauptgrund dafür, dass 60 Prozent der in Indien installierten Module auf der Dünnschicht-Technologie basieren. Weltweit sind es lediglich 14 Prozent.
Schließlich wirft das CSE den USA vor, Daten über die Anschubfinanzierungen zu verfälschen, indem sie nur die Kreditsumme als Unterstützung zähle, nicht aber den Zinsvorteil im Vergleich zu einem kommerziellen Darlehen.

Dünnschicht-Technologie hat Vorteile in heißen Regionen
Anzumerken ist, dass die Dünnschicht-Technologie im Vergleich zur Photovoltaik auf Basis von kristallinem Silizium über einen höheren Temperatur-Koeffizienten verfügt. Dies bedeutet eine höhere Leistung in heißen Regionen wie Indien.
Außerdem haben die Ex-Im Bank und OPIC nicht nur PV-Exporte nach Indien unterstützt, sondern am 02.09.2011 Darlehen über 456 Millionen US-Dollar (370 Millionen Euro) vergeben, um First Solars Exporte in die kanadische Provinz Ontario zu unterstützen. Eine tragbare langfristige Finanzierung sei auf dem kommerziellen Markt anders nicht zu erhalten, erklärten die Finanzierer damals.

20.08.2012 | Quelle: Centre for Science and the Environment | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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