IÖW: Erneuerbare Energien sorgen in Brandenburg für mehr Arbeitsplätze und Steuereinnahmen als Braunkohle

Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW, Berlin) lehnt den geplanten Ausbau des Braunkohle-Tagebaus in Brandenburg ab.

Die Ausweitung des Tagebaus Welzow-Süd in den Jahren 2027 bis 2042 sei nicht nur ökologisch bedenklich, sondern auch wirtschaftlich für Brandenburg weniger rentabel als eine klare Entscheidung zugunsten eines intensiveren Ausbaus der erneuerbaren Energien.
Diesen Standpunkt präsentierte IÖW-Energieexpertin Dr. Julika Weiß Mitte Dezember 2013 als Sachverständige bei einem „Erörterungstermin zu den Einwendungen aus dem zweiten Beteiligungsverfahren zum Braunkohlenplan“ in Cottbus.

Prognose geht bis 2030 von 19.000 Beschäftigten in der Erneuerbare-Energien-Branche aus
Prognosen für das Jahr 2030 zeigen, dass beim Neubau eines Braunkohlekraftwerks mit CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) in Brandenburg weniger als 4.000 Beschäftigte direkt in der Braunkohlewirtschaft zu erwarten sind. Dagegen könnte die Zahl der Arbeitsplätze in der Erneuerbare-Energien-Branche nach Szenarien des IÖW von 11.500 im Jahr 2010 auf über 19.000 Beschäftigte im Jahr 2030 wachsen, argumentiert Weiß.

Erneuerbare bringen mehr als zehnmal so hohe Steuereinnahmen wie Braunkohle
Laut den für die Energiestrategie 2030 entwickelten Szenarien sind maximal 17 Millionen Euro Steuereinnahmen aus der Braunkohlewirtschaft zu erwarten. Dagegen können die erneuerbaren Energien nach den Szenarien des IÖW dem Land und den Kommunen im Jahr 2030 Steuereinnahmen von bis zu 190 Mio. Euro einbringen. 
Allein in der Region Lausitz-Spreewald könnten laut regionalem Energiekonzept durch die erneuerbaren Energien 2030 Steuereinnahmen in Höhe von 46 Millionen Euro erzielt werden. Dieser Wert ist bereits dreimal so hoch wie die fiskalischen Einnahmen aus der Braunkohlewirtschaft.

IÖW-Berechnungen relativieren wirtschaftliche Bedeutung der Braunkohle für Brandenburg
Insgesamt zeige sich, dass sowohl bezüglich der Zahl der Arbeitsplätze als auch der Steuereinnahmen der Zuwachs aus den erneuerbaren Energien bis 2030 die heutigen wirtschaftlichen Effekte der Braunkohle in Brandenburg übersteigt.
„Damit kann der Aussage des Braunkohlenplans widersprochen werden, dass die Braunkohleindustrie für Brandenburg ein Wirtschaftsfaktor ist, der ‚für die Stabilisierung des Arbeitsmarktes auch langfristig dringend notwendig bleibt“, erklärt Julika Weiß.

Braunkohle gefährdet positive Wirtschaftseffekte der Energiewende
Im Gegenteil seien die positiven wirtschaftlichen Effekte der erneuerbaren Energien bei einem Festhalten an der Braunkohlewirtschaft gefährdet, denn es bestehen Nutzungskonkurrenzen zwischen diesen beiden Energieträgern.
Die Braunkohlekraftwerke sind schlecht regelbar und fahren stets mindestens mit halber Last, sodass sie kaum an die fluktuierenden erneuerbaren Energien angepasst werden können.

Erneuerbare Energien und Braunkohle konkurrieren um Geld und Fachkräfte
Nach Szenarien des IÖW könnten die erneuerbaren Energien bis 2030 fast die dreifache Menge des in Brandenburg nachgefragten Stroms produzieren. Damit verschärft sich die Frage nach einem weiteren Ausbau der Stromnetze. Konkurrenzen zwischen Braunkohle und Erneuerbaren bestehen aber auch im Hinblick auf Investitionsmittel, Forschungsgelder und möglicherweise Arbeitskräfte. So prognostiziert eine Studie der Landesagentur für Struktur und Arbeit (LASA) zukünftig in Brandenburg einen Fachkräftemangel in der Energiewirtschaft.

IÖW fordert klare Entscheidung
„Der Umbau zu einem erneuerbaren Energiesystem hat bereits heute hohe ökonomische Bedeutung für Brandenburg und die Lausitz, die sich noch weiter ausbauen lässt“, sagt Weiß.
„Dafür ist aber eine klare Entscheidung für ein zukünftiges erneuerbares Energiesystem notwendig, da mittel- bis langfristig der Ausbau erneuerbarer Energien parallel zu den bestehenden Braunkohlekraftwerken nicht sinnvoll ist.“

Präsentation „Regionalwirtschaftliche Effekte der Braunkohle – Stellungnahme zum Braunkohleplan“ zum Download (pdf)

18.12.2013 | Quelle: Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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