Ehemaliger Bundesumweltminister Altmaier: „Die Energiewende ist zu einer Bewegung von unten geworden“

"Die Energiewende macht die Energieversorgung dezentraler und mittelständischer. Schon heute trägt der dezentrale Ausbau erneuerbarer Energien zur Wertschöpfung in unseren Kommunen bei", so Peter Altmaier in seinem Beitrag zum aktuellen Reader "Regionales Zukunftsmanagement - Existenzgründung im ländlichen Raum".

"Landwirte sind zu Energiewirten geworden, ländliche Kommunen verzeichnen Einnahmen, mit denen sie ihre feiwilligen Leistungen endlich wieder finanzieren können. Ob es Biogasanlagen, Windräder oder Photovoltaikdächer sind: 80% der großen Investitionen im Bereich der erneuerbaren Energien erfolgen in ländlichen Regionen."

1,3 Millionen Photovoltaik-Anlagen in Deutschland
Nach Einschätzung des bisherigen Bundesumweltministers "ist die Energiewende längst zu einer Bewegung von unten geworden. Gab es in Deutschland früher nur eine Handvoll Stromerzeuger, wird heute an über 1,3 Millionen Orten Strom produziert: 1,3 Millionen Photovoltaik-Anlagen, 23.000 Windkraftanlagen und über 700 Energiegenossenschaften, in denen sich Bürgerinnen und Bürger zusammengeschlossen haben, um gemeinsam Strom zu erzeugen."

Mitbestimmung der Bürgerinnen und Bürger
Die Energiewende stimuliert nicht nur Wirtschaftskräfte in ländlichen – oft strukturschwachen – Räumen. Wichtig erscheint Altmaier auch "die Mitbestimmung der Bürgerinnen und Bürger. Wir müssen völlig neue Formen finden, sie alle in die Entscheidungen über den Umbau unserer Infrastrukturen einzubinden. Wichtig ist dabei auch die wirtschaftliche Teilhabe. Ich freue mich, dass über die Energiegenossenschaften hinaus erste Projekte entstehen, die eine wirtschaftliche Beteiligung von Bürgern an der Wärmeerzeugung ermöglichen …"

Regionale Wertschöpfung durch dezentrale Energieproduktion
Professor Dr. Wolfgang George (Gießen), Experte für regionales Zukunftsmanagement, hält es für realistisch, "dass sehr zeitnah 70 bis 80 Prozent der Wertschöpfung aus Energieproduktion in der jeweiligen Region verbleiben könnten. Gegenwärtig sind dies weit weniger als zehn Prozent. Bei dieser Betrachtung wird deutlich, warum die Verkürzung der Energiewende als preistreibender Kostenfaktor von den Interessenvertretern der Energiekonzerne bis heute gepflegt wird. Tatsächlich besteht aber die einmalige Chance, weite Teile der Bevölkerung systematisch zum Anteilseigner gesellschaftlich relevanter Produktivgüter zu machen …“.
Erst jetzt wird den regional Verantwortlichen deutlich, dass gegenwärtig die Möglichkeit besteht, die Schieflage zwischen insbesondere ländlich geprägten Regionen und den urbanen Zentren zu relativieren …"

Literatur:

  • Wolfgang George (Hrsg.) Regionales Zukunftsmanagement – Band 7: Existenzgründung im ländlichen Raum. Pabst 2013, 258 Seiten, ISBN 978-3-89967-854-3
  • Wolfgang George, Thomas Berg (Hrsg.) Regionales Zukunftsmanagement – Band 5: Energiegenossenschaften gründen und erfolgreich betreiben. Pabst 2011, 230 Seiten, ISBN978-3-89967-729-4

05.01.2014 | Quelle: Pabst Science Publishers | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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