PV-Stromspeicher stehen noch in der Nische

Solarthemen 424. Seit einem Jahr läuft die PV-Speicherförderung des Bundes durch die KfW. Seit dem 1. Mai 2013 sind rund 4000 Systeme bezuschusst worden. Der Solarverband BSW schätzt, dass daneben jeder zweite Speicher ohne Förderung instal­liert wurde. Die meisten Anbieter von PV-Batteriesystemen hatten sich einen schnelleren Aufschwung versprochen. Und kaum ist das KfW-Programm angelaufen, erwischt sie die Debatte um die Belastung des Eigenverbrauchs mit der EEG-Umlage. Wie geht es weiter für die junge Branche?

Der Grandseigneur unter Deutschlands Photovoltaik-Unternehmern, Udo Möhrstedt, Vorstandschef der IBC Solar AG, hat schon manches erlebt in den über 30 Jahren, in denen er mit Solar- und Batteriesystemen handelt. Aber dass die deutsche Bundesregierung nunmehr einen Gesetzentwurf zur Abstimmung stellt, der den Eigenverbrauch von Photovoltaik-Strom mit der EEG-Umlage belastet, das habe er sich nicht vorstellen können, sagt Möhrstedt im Solarthemen-Interview (Seite 14): „An eine solche Dummheit hätte ich im Leben nicht gedacht.“ Auch die Weltmarktführerin bei Solarwechselrichtern, die SMA Solar Technology AG, die Eigenverbrauchsmanagement und Speichersysteme in den vergangenen Jahren stark vorangetrieben hat, wurde von der Entwicklung überrascht. SMA-Speicherexperte Martin Rothert, Sprecher der Arbeitsgruppe Stromspeicher des Bundesverbandes Solarwirtschaft, sagt: „Noch letztes Jahr um diese Zeit hätte ich geschworen, dass es keine EEG-Umlage auf den Eigenverbrauch geben wird.“ Verunsicherung durch EEG Dass sich die Debatte um eine Einführung der EEG-Umlage auf den PV-Eigenverbrauch zum 1. August 2014 bereits auf den Absatz der Speichersysteme auswirke, dass bezeugen Prak­tiker wie der Abteilungsleiter Energiespeicher beim Systemlieferanten SiG Solar, Dietmar Geckeler: „Die Diskussionen um eine EEG-Umlage auf selbstverbrauchten Strom laufen aktuell sehr kontraproduktiv zum Speicherförderprogramm. Die Endkunden sind seit diesen Diskussionen sehr verunsichert; Investitionen werden erst einmal verschoben. Auch wenn es letztlich zu einer Bagatellgrenze von 10 kWp kommen sollte, so sind alle Kunden, ob private Endkunden, Gewerbetreibende und auch Landwirtschaftsbetriebe komplett verunsichert. Diese Verunsicherung spüren wir aktuell sehr stark im Bereich PV und vor allem auch im Bereich Speichersysteme.“ Auch Christop Labczyna, Sprecher der Bosch Power Tec GmbH, die einen Lithium-Ionen Speicher mit 4,4 bis 13,2 kWh Kapazität anbietet, beobachtet die politischen Signale zum Eigenverbrauch mit Sorge. Allerdings könne er diese mit den Absatzzahlen bei Bosch nicht direkt in Verbindung bringen: „Wir haben im ersten Quartal 2014 so viele Speicher verkauft wie im Gesamtjahr 2013.“ Dies habe aber wohl weniger mit Torschlusspanik der Kundschaft mit Blick auf den angekündigten EEG-Stichtag am 1. August zu tun, meint Lapczyna, als vielmehr mit der 25 prozentigen Preissenkung, die Bosch im Februar bekannt gegeben hat. Sonderangebote Auch die Sonnenbatterie GmbH im bayerischen Wildpoldsried, die mit dem gleichnamigen Lithium-Ionen-Speicher als eines der erfolgreicheren Startups im Speichermarkt gilt, wirbt derzeit in einer befristeten Aktion mit 20-prozentigen Preisnachlässen für Landwirte und Gewerbetreibende. Geschäftsführer Christoph Ostermann erklärt, dass die Economies of Scale langsam einen gewissen Spielraum bei den Preisen ermögliche. Wichtiger sei allerdings, dass das junge Unternehmen laufend an der Standardisierung seines Gerätes und einer Vereinfachung der Komponenten arbeite, so Ostermann: „Wir sind erst drei Jahre am Markt und bereits in der vierten Produktgeneration.“ Als Beispiel für Einsparoptionen nennt er die im Speicher enthaltene frei programmierbare SPS-Steuerung aus dem Industriebereich, die sich allein mit 1000 Euro in den Kosten niederschlage. Diese Steuerung sei in der Anfangsphase des Marktes für sein Unternehmen ganz wichtig gewesen, weil sie eine maximale Flexibilität ermöglicht habe, erläutert Ostermann. Inzwischen könnten die Prioritäten bei der Hardware aber anders gesetzt werden. Auch Martin Rothert beobachtet die Preisentwicklung genau: „Es gibt aktuell viele Sonderangebote auf dem Markt. Das zeigt, dass die Preise leicht nach unten gehen.“ Wobei das wohl derzeit noch eher ein Indiz für überfüllte Lager als für nachhaltige Kostensenkungen sei, lässt der SMA-Mitarbeiter durchblicken. Was bringt die Förderung? Dietmar Geckeler von SiG Solar ist mit dem Marktverlauf 2013 nicht unzufrieden, und er schreibt auch dem KfW-Programm eine preissenkende Wirkung zu: „Insgesamt kann man sagen, dass sich das Förderprogramm bewährt hat, es von den Kunden angenommen wird und dass wir, unter anderem auch durch das Förderprogramm initiiert, bereits leichte Preisreduktionen erreicht haben.“ Christoph Ostermann ist bei der Beurteilung der Förderwirkung deutlich zurückhaltender: „Die Förderung schadet natürlich nicht, aber sie bringt auch nicht so viel. Den merklichen Rückenwind, den ein Förderprogramm eigentlich entfalten sollte, den kann ich jedenfalls nicht bestätigen.“ 1200 Sonnenbatterien habe sein Unternehmen 2013 verkauft, sagt Ostermann, davon 90 Prozent in Deutschland. Für die künftige Wachstumsstrategie seines Unternehmens werde allerdings die Internationalisierung eine große Rolle spielen. Dabei will er sich offenbar nicht länger nur auf das Premium-Segment verlassen, in dem sich das Unternehmen bislang tummelt. So jedenfalls muss man wohl Ostermanns Andeutung für die Intersolar in der kommenden Woche verstehen: „Es wird eine Sonnenbatterie geben, die mit einer anderen Preisstruktur daherkommt.“ Kompaktsystem Genau dies hatte sich auch SMA auf die Fahnen geschrieben, als das Unternehmen im vergangenen Jahr auf der Intersolar den kompakten Sunny Boy Smart Energy vorstellte, ein Gerät zur Wandmontage, dass sich optisch kaum von einem normalen Wechselrichter unterscheidet, aber zusätzlich einen DC-seitig angebundenen Lithium-Ionen-Akku mit einer nutzbaren Kapazität von 2 kWh enthält. Damit wird der normale Einfamilienhausbesitzer zwar nicht energieautark, aber er optimiert seinen Eigenverbrauch erheblich und dies mit einem Invest in der Größenordnung von 6500 Euro. Wie weit es SMA damit gelingen wird, für den Markt einen Preispunkt bei Lithiumspeichern zu setzen, wird sich allerdings erst jetzt zeigen, denn das Gerät ist nun seit kurzem mit allen Zertifizierungen käuflich und lieferbar. „Wir haben den Aufwand für die Zertifizierung etwas unterschätzt“, erklärt Rother die verzögerte Markteinführung. „Es war für uns und auch für die Zertifzierungsstelle das erste Mal, dass ein Wechselrichter in Verbindung mit einer Batterie als ein Gerät zertifiziert werden muss. Das ist in den gängigen Normen so noch nicht vorgesehen.“ Ohne Zertifizierung habe SMA das Gerät natürlich nicht verkaufen wollen, allerdings die Zwischenzeit genutzt, um einen Feldtest voran zu bringen, so Rothert: „Wir haben inzwischen rund 400 Anlagen im Feldtest.“ Unter anderem gehe es dabei auch darum, transparent zu machen, an wie vielen Tagen die im KfW-Programm festgeschriebene 60-Prozent-Regel überhaupt relevant ist und wie sich das intelligente Energiemanagementsystem auswirkt. 60-Prozent-Regel schreckt ab Dass KfW-geförderte PV-Batterie-Speichersysteme zu keinem Zeitpunkt mehr als 60 Prozent der Wirkleistung der PV-Anlage ins öffentliche Netz einspeisen dürfen, schrecke manche Kunden ab und trage sicher zu dem hohen Anteil von Investoren bei, die auf die Förderung ganz verzichteten, so Rothert. In der von ihm geleiteten BSW-Arbeitsgruppe geht man nach einer Handwerkerbefragung davon aus, dass neben den 4000 KfW-geförderten Systemen fast ebenso viele gleichzeitig ohne Zuschuss errichtet worden seien. Die 60-Prozent-Abregelung irritiere viele potenzielle Anwender, glaubt Rothert: „Man bekommt dadurch zwar die Förderung, hat aber möglicherweise auch einen Energieverlust, den der Kunde nicht genau einschätzen kann.“ Dies verunsichere manche Kunden, zumal die Höhe des tatsächlichen Energieverlustes eine Unbekannte bleibe. Die mögliche Abregelung geschehe schließlich nach den Vorgaben des Energiemanagementsystems direkt im Wechselrichter und lasse sich aus technischen Gründen nicht ohne weiteres für den Betreiber transparent machen. Dass nur jeder zweite Speicher gefördert wurde, ist auch für BSW-Geschäftsführer Jörg Mayer eines der beiden „schwachen Ergebnisse“ in einer insgesamt positiven ersten Jahresbilanz des KfW-Pro­gramms. „Wir hatten natürlich gehofft, dass 90 Prozent des Marktes von der Förderung erfasst würde.“ Der zweite Wermutstropfen ist für ihn die geringe Ausnutzung des Förderbudgets. Laut KfW sind von Mai 2013 bis April 2014 rund 4000 Anlagen mit einem Zuschussvolumen von 10 Millionen Euro gefördert worden. 25 Millionen waren aber allein für 2013 im Fördertopf. Es hätten bei gleicher Preislage also schon bis Dezember 10000 Speicher gefördert werden können. Bestandsanlagen einbeziehen Um mithilfe der laut Entwurf des Bundeshaushalts auch für 2014 wieder eingeplanten staatlichen Fördersumme von 25 Millionen Euro mehr Batteriespeicher anzureizen, fordert der BSW jetzt eine Ausweitung der Förderung auf eine größere Zahl von bestehenden PV-Anlagen. Das Bundesumweltministerium hatte bei Erlass der Förderrichtlinie im Vorjahr den Kreis der berechtigten Anlagen nicht zu groß ziehen wollen und mit dem 1. Januar 2013 einen Stichtag gesetzt, weil es Sorge hatte, das der Fördertopf zu schnell leer laufen könnte. „Diese Sorge hat sich inzwischen als unberechtigt erwiesen“, stellt Mayer fest. Wie viele Speichersysteme im vergangenen Jahr am KfW-Programm vorbei installiert wurden, ob es also wirklich die Hälfte war, lasse sich nur sehr schwer sagen, gesteht Mayer zu. Die Hersteller lassen sich nicht so gern in die Karten schauen und wissen es teils wohl auch selbst nicht, wie Martin Rothert nachvollziehbar begründet: „Da wir über den Großhandel verkaufen, können wir nicht sagen, wie viele Speichersysteme über die KfW gefördert und wie viele ohne Förderung installiert wurden.“ Auch Udo Möhrstedt von IBC, der die Gesamtzahl der 2013 von seinem Unternehmen verkauften Speicher mit 1000 angibt, muss aus dem gleichen Grund bei genaueren Zahlen passen. Ähnliche Unsicherheiten bestehen für die Marktteilnehmer in der Frage, welcher Anteil der Speicher mit neu
installierten PV-Systemen kombiniert und welcher nachgerüstet wurde. Diese Relation dürfte von Anbieter zu Anbieter stark variieren. Zuschuss ohne Kredit Etwas genauer ist Dietmar Geckeler über die Anwender orientiert: „Bei SiG Solar selbst überwiegen die Anfragen und Speicherverkäufe im Bereich Neuanlagen. Das einzige größere Projekt, in welchem wir 30 Speichersysteme zur Nachrüstung ohne KfW-Förderung geliefert haben bzw. noch liefern ist das e-home Projekt des Netzbetreibers Avacon.“ Wenn Privatkunden auf die Förderung verzichten, so hat dies offenbar mitunter auch den einfachen Grund, dass sie keinen Kredit in Anspruch nehmen wollen, sondern den Speicher mit ihren Ersparnissen bezahlen möchten. „Wir hören immer wieder die Kritik, dass es ein Kredit- und kein einfaches Zuschussprogramm ist“, sagt Martin Rothert. Und Udo Möhrstedt meint, das Programm wäre grundsätzlich besser als Zuschussprogramm beim Bundesamt für Wirtschaft aufgehoben. Probleme mit Banken Zwar kommt das Programm Selbstzahlern insofern entgegen, als auch beliebige Teilsummen des Investitionsbetrages als Kredit beantragt werden können. Von Seiten der KfW ist es daher nach wie vor theoretisch möglich, die Kreditsumme auf die Höhe des Zuschusses zu begrenzen. Aber für einen solchen Kunstgriff findet sich kaum eine Geschäftsbank bereit. Zu Beginn des Programms hatten Investoren sogar Probleme, überhaupt eine Bank zu finden, die das neue KfW-Programm durchleiten wollte. Der BSW habe kurz davor gestanden, eine schwarze Liste von Banken zu veröffentlichen, verrät Jörg Mayer. Anfängliche Probleme mit Banken hätten sich aber deutlich vermindert, sagt er. Dazu habe die Aufklärungsarbeit der KfW beigetragen. „Das KfW-Programm brauchte natürlich eine gewisse Anlaufzeit“, gesteht Martin Rothert zu. „Auch für uns als Hersteller war es anfangs recht komplex. Wir mussten beispielsweise zunächst diverse Erklärungen beibringen.“ Die Förderung habe aber gerade durch Druck auf die Branche segensreich für die schnelle Entwicklung des Marktumfeldes gewirkt, so Rother: „Die Förderung hat viele positive Aspekte, die man nicht auf den ersten Blick sieht“. So böten mehrere Prüforganisationen wie TÜV und VDE mittlerweile Zertifizierungen für die Systeme an. VDE, DKE und FFN hätten sich mit dem Thema befasst und Regeln festgeschrieben. Rothert: „Die Förderung verlangt nicht zuletzt, dass die Installateure geschult sind. Das alles ist durch Vorgaben des KfW-Programms beschleunigt worden. Da sind wir deutlich weiter, als wir das vor einem Jahr erwartet hätten.“(gb)  

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