Megawatt-Batterien als neues Geschäftsfeld

Solarthemen 437. In den vergangenen Monaten sind einige Batterien im Megawatt­be­reich installiert worden, um Netzdienstleistungen zu erbringen. Und es werden noch weitere hinzukommen. Die Bereitstellung von Primärregelleistung lohnt sich. Allerdings ist der Bedarf begrenzt. Im November hat die BELECTRIC GmbH ihren Stromspeicher „Energy Buffer Unit“ in direkter Nähe zum Solarkraftwerk Alt Daber in Brandenburg ans Netz angeschlossen. Die Speicherkapazität liegt nach Unternehmensangaben bei 2 Megawattstunden. Damit könne der Speicher auch die fluktuierende Erzeugung der PV-Anlage ausgleichen. Geschäftsführer Bernhard Beck sagt: „Solarkraftwerke übernehmen künftig Funktionen der anspruchsvollsten Netzsteu­erung. In Verbindung mit einem Speicher leisten sie einen wichtigen Beitrag, die Energieversorgung und…

Allerdings wird sich auch der Speicher in Alt Daber derzeit nicht auf diese Weise refinanzieren. Sein Geld verdient er aktuell am Markt für Primärregelleistung, also beim kurzfristigen Ausgleich der Lasten im Netz innerhalb von 30 Sekunden. Lars Fallant, Projektleiter der zu BELECTRIC gehörenden Adensis GmbH erklärt: „Der Speicher wird im mittleren Ladezustand betrieben und ist daher in der Lage, sowohl kurzfristig Leistung aufzunehmen wie auch abzugeben.“ Primärregelleistung Etwa 2500 bis 3000 Euro je Woche und je Megawatt Leistung zahlen die Übertragungsnetzbetreiber derzeit für die Bereitstellung von Primärregelleistung. Die erforderliche Leistung wird wöchentlich ausgeschrieben. Sie liegt bundesweit momentan bei etwa 660 Megawatt. Mit mindestens 1 MW kann man sich beteiligen. Häufig wird die Leistung von mehreren Anlagen in einem Pool zusammengefasst und von einem Anbieter vermarktet. Im Falle des Speichers in Alt Daber ist dies Vattenfall. Wie Prof. Dirk Uwe Sauer, Speicherexperte an der RWTH Aachen, erklärt, sei der Primärregelmarkt für Batterien attraktiv, weil die Anforderungen gut zur Technologie passten und die Preise für Primärregelleistung ausreichend hoch seien. Bei 2500 Euro je Woche könnten bis zu 1,2 Millionen Euro pro installiertem Megawatt investiert werden, um noch mit einem solchen Speicher Geld zu verdienen. Voraussetzungen seien eine hohe Auslastung von 50 Wochen, eine Lebensdauer von 20 Jahren und ein Kapitalzins von 6 Prozent. BELECTRIC will die mit Bleibatterien bestückten Speicheranlagen in Containern deutlich günstiger anbieten. 50000 Euro koste das erste, jetzt realisierte Projekt, verrät Doren Rietentiet, die bei DWR eco für die Pressearbeit von BELECTRIC zuständig ist. Vom Land Brandenburg sei der Speicher gefördert worden. Speicher verkaufen Für die Lebensdauer der Batterie würden 10 Jahre garantiert, sagt Fallant, allerdings erwarte er eine Lebensdauer von 15 bis 20 Jahren. Denn schon bei einer alten Anlage mit Bleibatterien der ehemaligen Bewag in Berlin seien 6000 bis 7000 Vollzyklen nachgewiesen worden. Beim Projekt in Alt Daber sei von jährlich 300 Zyk­len auszugehen. Für BELECTRIC ist das Angebot von solchen Speichern ein neues Geschäftsfeld. Das Unternehmen will die Container unter anderem an Energieversorgungsunternehmen verkaufen. Im Bereich der Primärregelleistung ist der deutsche Markt allerdings beschränkt. Bei einer nachgefragten Leistung von rund 660 MW wäre der Bedarf mit solchen Großspeichern relativ schnell abgedeckt. Und es gibt neben BELECTRIC noch einige weitere Anbieter. So ist im September dieses Jahres ein Batteriespeicher mit 5 MW Leistung in Schwerin in Betrieb gegangen. Realisiert hat die Anlage mit Lithium-Ionen-Batterien die Younicos AG, die sich auf Speicher spezialisiert hat. Sie war im Auftrag des Energieversorgers WEMAG tätig. Mit der vollautomatischen Anlage werde erstmals in Europa eine eigenständige Batterie kurzfristige Schwankungen der Netzfrequenz mit Regelleistung ausgleichen, erklärt Clemens Triebel, Technischer Vorstand von Younicos. So sorge die Batterie dafür, dass Wind- und Sonnenstrom sicher in das bestehende Netz integriert werden könnten. Vorteil für die Energiewende „Der erste wirtschaftlich operierende Batteriespeicher in dieser Größenordnung ist ein wichtiger Schritt zum Gelingen der Energiewende“, sagte Bundesminister Sigmar Gabriel während der Eröffnung. Triebel erklärt, bislang werde das Stromnetz größtenteils von inflexiblen Kohlekraftwerken stabilisiert, die dafür aber ein Vielfaches der tatsächlich benötigten Ausgleichsleistung produzieren müssten und die Netze demzufolge mit Strom aus fossilen Energieträgern blockierten: „Diesen volkswirtschaftlichen Schaden vermeidet unser Batteriepark, weil er sich deutlich schneller und genauer steuern lässt als ein thermisches Kraftwerk.“ Die 5-Megawatt-Batterie in Schwerin ersetze das Regelpotenzial einer konventionellen 50-Megawatt-Turbine. Das Projekt erhielt eine Förderung vom Bundesumweltministerium in Höhe von 1,3 Millionen Euro. Es rentiere sich bereits von Beginn an am Primärregelleistungsmarkt, sagt Thomas Pätzold, Technischer Vorstand der WEMAG AG: „Zukünftig soll die Batterie darüber hinaus andere Systemdienstleistungen wie Schwarzstartfähigkeit oder Blindleistung bereitstellen. Sie bietet also weitere lukrative wirtschaftliche Perspektiven.“ Sonne, Wind & Speicher Möglichst noch im Dezember solle im brandenburgischen Feldheim der erste Bauabschnitt eines 10 Megawatt starken Speichers in Betrieb genommen werden, sagt Werner Frohwitter, Pressesprecher der Energiequelle GmbH. Für das Unternehmen, das bereits Photovoltaik-, Wind- und Biomasseanlagen realisiert hat, ist es der erste Speicher. Direkt für ein Projekt in dieser Größe habe man sich entschieden, um die Kostenvorteile zu nutzen. Untergebracht wird der Speicher mit Lithium-Ionen-Batterien von LG Chem in einem Betongebäude. Fördergeld kommt von Land Brandenburg und der Europäischen Kommission. Die Investitionskosten liegen insgesamt bei rund 12.8 Millionen Euro. Auch dieser Speicher soll zunächst im Primärregelleistungsmarkt eingesetzt werden. Andreas Witt  

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