Anti-Dumping polarisiert PV-Branche

Solarthemen 450. Während die in der Initiative EU ProSun zusammengeschlossenen Unternehmen auf einer Fortführung der Anti-Dumping-Maßnahmen bestehen, spricht sich SolarPower Europe – zuvor EPIA – für ein Ende von Mindesteinfuhrpreisen aus.

Am 7. Dezember 2015 werden die von der EU-Kommission beschlossenen Anti-Dumping-Maßnahmen sowie die Vereinbarungen mit chinesischen Herstellern über Mindesteinfuhrpreise und Höchsteinfuhrmengen auslaufen, wenn es nicht zu deren Verlängerung kommt. Genau für diese Verlängerung will sich EU ProSun unter Federführung der SolarWorld AG einsetzen und eine Überprüfung der Maßnahmen beantragen. Nimmt die Kommission dies an, so werden die Anti-Dumping-Maßnahmen im Prüfzeitraum fortgesetzt und die Vereinbarungen bleiben bestehen. Dies kann bis zu 15 Monate dauern. Firmen gegen Anti-Dumping Einzelne Unternehmen, die vor allem in den Bereichen Projektierung und Handel tätig sind, wollen dies wiederum verhindern. Einen Fürsprecher finden sie im Verband SolarPower Europe (bis vor kurzem European Photovoltaic Industry Association). Dessen Präsident Oliver Schäfer erklärt, die Mindestimportpreise sollten nicht unnötig verlängert werden. Er sagt auch, sollte es Dumping geben, so seien Anti-Dumping-Maßnahmen gerechtfertigt. SolarPower Europe ist aber offenbar der Auffassung, dies sei nicht mehr der Fall. Für SolarWorld ist diese Position nicht akzeptabel. Das Unternehmen beendete in der vergangenen Woche wegen der neuen Verbandsposition seine Mitgliedschaft in SolarPower Europe. Der Verband bekam aber auch zumindest ein neues Mitglied. Die BayWa r.e. trat ein, auch weil sie in Mindestpreisen und Einfuhrbeschränkungen keinen Vorteil sieht. Schäfer sagt: „Viele wünschen sich wieder normale Marktpreise.“ Den Satz könnte auch Milan Nitzschke, Präsident von EU ProSun, unterschreiben. Marktpreise gibt es aus seiner Sicht aber nicht, weil chinesische Unternehmen unter Herstellungskosten und damit unter Marktpreisen ihre Produkte verkauften. Kommission verhängt Zölle Die Europäische Kommission ist jüngst zur Überzeugung gelangt, dass ET Solar, ReneSola und Canadian Solar – drei chinesische Solarproduzenten – die vereinbarten Mindestpreise in den vergangenen zwei Jahren umgangen haben. Anfang Juni erklärte die Kommission, damit würde die Vereinbarung nicht mehr gelten. Für die Produkte der Unternehmen sind nun seit Start der Regulierung im Jahr 2013 Anti-Dumping- und Anti-Subventionszölle zu zahlen. Nicht alle deutschen Unternehmen teilen die Auffassung der EU-Kommission. So hält Mathias Bremer, Direktor für Strategisches Marketing bei der Wacker Chemie AG, das Verfahren, das die Kommission angewendet habe, um chinesischen Unternehmen Dumping nachzuweisen, für ungeeignet. Wacker hat allerdings auch ein starkes Interesse am Verkauf von Silizium in Richtung China. Das wäre wohl leichter, würde der Solarhandel nicht beschränkt. Wacker habe dadurch Nachteile, so Bremer: „Das ist unerträglich.“ Schäfer sieht sich durch solche Aussagen bestätigt. Er ist froh, dass sich SolarPower Europe in diesem größten Konflikt positioniert habe. Lange Zeit hatte sich der Verband bei diesem Thema neutral verhalten. Nitzschke kündigt an, EU ProSun werde sich künftig aktiv für eine solare Industriepolitik in Europa engagieren. So könnte es bald zwei Photovoltaik-Verbände auf europäischer Ebene geben. Text: Andreas Witt

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