Münchner Kreis: Informations- und Kommunikations-Technologien sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Energiewende

Die Energiewende führt zu einem dezentralen Energiesystem, das auf mehr Erzeugungs-Einheiten als heute beruht, die jedoch weniger gut steuerbar sind. Zur Erreichung eines nachhaltigen, sicheren und wirtschaftlichen Energiesystems und für den intelligenten Umgang mit der zunehmenden Komplexität ist der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in großem Ausmaß erforderlich.

Darüber waren sich die Teilnehmer des vom Münchner Kreis veranstalteten Berliner Gesprächs „Wichtige Schritte auf dem Weg zur erfolgreichen Energiewende“ einig, das am 14.10.2015 in den EIT ICT Labs stattfand.

Politik muss richtige Rahmenbedingungen schaffen
Nun sei es an der Politik, einen koordinierten Masterplan zur Schaffung der richtigen Rahmenbedingungen zu erarbeiten, damit eine sichere Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien erreicht werden könne; Dieser Masterplan sollte den steigenden Bedarf der IKT abbilden und alle wichtigen Akteure einbinden, so das Fazit der Veranstaltung.
Dr. Christoph Reichle vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie identifizierte als Besonderheiten der deutschen Energiewende sowohl die schnellen Zuwachsraten bei den erneuerbaren Energien, die Deutschland in das Energiesystem integrieren muss, als auch den stetig sinkenden Energieverbrauch. Die Herausforderung besteht seiner Meinung nach darin, die verschiedenen Handlungsfelder der Energiewende (Übertragungsnetze, Verteilnetze, Ausbau der erneuerbaren Energien sowie Digitalisierung), die bisher nebeneinander verliefen, zu verknüpfen. Den Kern der Energiewende bilde der Netzausbau, der aber gleichzeitig aufgrund mangelnder gesellschaftlicher Akzeptanz auch deren Achillesferse sei, sagte Reichle. Daher müssten die Verbraucher frühzeitig einbezogen werden.

Komplexität höher als beim Internet
Bereits heute speisen mehr als 1,5 Millionen Erzeugungseinheiten in unser Energiesystem ein, Tendenz steigend. „Die Komplexität unseres zukünftigen Energiemanagement-Systems wird höher sein als die des Internets“, sagte Prof. Dr. Dieter Rombach von der Technischen Universität Kaiserslautern. „Heute können wir ein solch komplexes Energiemanagement-System nicht verlässlich bauen. Die Energiewende zwingt uns aber dazu, dieses bisher komplexeste Artefakt der Menschheit zu entwickeln.“
Unternehmen böten heute zwar Einzellösungen; für eine zuverlässige Energieversorgung seien aber integrierte Lösungen mit klaren Schnittstellen notwendig, auch auf europäischer Ebene. Für eine intelligente Steuerung der Energieversorgung sei das Thema Big Data unerlässlich. Rombach wies darauf hin, dass ein Kompromiss zwischen Datenschutz und den Chancen für neue Geschäftsmodelle, die auf der Sammlung von Daten basieren, gefunden werden müsse, um die Akzeptanz in der Gesellschaft sicherzustellen.

Übergabe eines Positionspapiers an Bundesminister Gabriel
Am 23.10.2015 übergab Rombach dem Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Sigmar Gabriel, bei einem Treffen am Fraunhofer IESE in Kaiserslautern das Positionspapier „50 Empfehlungen für eine erfolgreiche Energiewende“.
Der Münchner Kreis will als unabhängige Plattform zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft die Diskussion mit allen Stakeholdern fortsetzen und so den Prozess der Energiewende konstruktiv begleiten und zu Entscheidungsfindungen beitragen.

31.10.2015 | Quelle: Münchner Kreis | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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