KIT: Elektromobilität trägt wesentlich zum Klimaschutz bei; Batteriepreise sinken schneller als angenommen

Bis 2050 könnte der Transportsektor seine CO2-Emissionen fast halbieren und damit weitaus mehr als bisher angenommen zur Verminderung des Klimagasausstoßes beitragen. Erforderlich wären dazu – neben einer Steigerung der Energieeffizienz – vor allem der groß angelegte Wechsel zu Elektroautos und die Förderung sowohl des öffentlichen als auch des nicht-motorisierten Nahverkehrs in den Städten.

Dies sind Ergebnisse einer Studie, an der das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mitgewirkt hat. Demnach hat der Elektroantrieb dank der unvorhergesehenen Beschleunigung des Rückgangs der Batteriepreise eine bessere Startposition inne als mit Biotreibstoffen oder Wasserstoff betriebene Motoren.

Transportsektor ist für 23 % der weltweiten energiebedingten CO2-Emissionen verantwortlich
Die globale Erwärmung auf weniger als zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, ist Ziel der internationalen Klimapolitik. Erreichen lässt sich dieses allerdings nur, wenn der Ausstoß von Treibhausgasen wie CO2 langfristig deutlich zurückgeht. Der Transportsektor ist aktuell für 23 Prozent der weltweiten energiebedingten CO2-Emissionen verantwortlich. Bis 2050 sollen sich die Emissionen nach Hochrechnungen des Weltklimarats IPCC verdoppeln. Zurückzuführen ist dies vor allem auf die rasante Motorisierung in China, Indien und Südostasien.
Wenn zudem andere Bereiche, wie der Energiesektor, weniger zur CO2-Reduzierung beitragen, müsse das Verkehrswesen einen umso größeren Beitrag leisten, betont das KIT.
 
Wechsel zur Elektromobilität notwendig
Die Studie „Transport: A roadblock to climate change mitigation?” legt dar, dass der Transportsektor ein deutlich größeres Potenzial zur CO2-Reduzierung berge als bisher in globalen Emissionsszenarien angenommen. Damit zeigen die Autoren einen Weg, wie das Verkehrswesen, zur Milderung der Auswirkungen des Klimawandels beitragen könnte.
Voraussetzungen sind demnach ein breit angelegter Wechsel zur Elektromobilität und die Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs in den Städten. „Elektromobilität im großen Stil könnte entscheidend dafür sein, dass die CO2-Emissionen im Transportsektor bis 2050 halbiert werden“, sagt Leitautor Felix Creutzig. Teil einer groß angelegten Elektromobilität seien auch Car-Sharing-Konzepte, elektrische Fahrräder und der Schienenverkehr. „Effizienzsteigerungen der herkömmlichen Automobilflotte werden nach 2025 schwieriger. Als Motor für die Dekarbonisierung bleibt dann nur der Brennstoffwechsel.“

Elektrofahrzeuge müssen intelligent in das Energiesystem integriert werden
„Die Elektrifizierung der Pkws könnte gleichzeitig einen Beitrag zur Energiewende leisten, wenn die Elektrofahrzeuge entsprechend ‚intelligent‘ in das Energiesystem integriert würden“, erklärt Patrick Jochem vom KIT. „Dabei könnte ein Verschieben der Ladeprozesse in windstarke Stunden zu einer Entlastung des Energiesystems führen und somit Synergien zwischen beiden Sektoren schaffen.“

Batteriepreise sinken schneller als angenommen
Wie aus der Studie hervorgeht, hat der Elektroantrieb dank der unvorhergesehenen Beschleunigung des Rückgangs der Batteriepreise eine bessere Startposition inne als mit Biotreibstoffen oder Wasserstoff betriebene Motoren. Der Preis pro Kilowattstunde Strom aus Batterien hat sich von rund 1.000 US-Dollar im Jahr 2007 bis zum Jahr 2014 mehr als halbiert. Die Prognose für den Preis im Jahr 2030 liegt nun nicht mehr bei 325 US-Dollar, sondern bei weniger als 200 US-Dollar pro kWh. Die Dekarbonisierung der Stromerzeugung trage gleichzeitig zur erhöhten Treibhausgas-Emissionsminderung der Elektromobilität bei, betonen die Forscher.
Die Wissenschaftler gingen bei ihrer Untersuchung von Szenarien des Weltklimarates IPCC sowie des „Integrated Model to Assess the Greenhouse Effect“ (IMAGE) aus. Großskalierte Klimaforschungs-Modelle betrachten aus einer übergeordneten Perspektive, was beispielsweise der Transportsektor im Vergleich zum Energiesektor zum Klimaschutz beitragen kann. Die in „Science“ vorgestellte Studie hingegen untersucht Themen innerhalb des Transportsektors anhand spezifischerer und neuerer Daten.
 
23.11.2015 | Quelle: Karlsruher Institut für Technologie (KIT) | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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