Schaufensterregionen für künftige Stromnetze: Rund 600 Millionen Euro sollen in Pilotprojekte fließen
Das neue Programm „Schaufenster intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende“ (SINTEG) soll zeigen, wie Stromnetze mit hohen Anteilen schwankender Stromerzeugung aus Wind- und Solarenergie sicher, stabil und effizient betrieben werden können.
Modellprojekte laufen im zweiten Halbjahr 2016 an
Im Fokus stehen dabei die intelligente Vernetzung von Erzeugung und Verbrauch sowie der Einsatz innovativer Netztechnologien und -betriebskonzepte. Im zweiten Halbjahr 2016 sollen die Modellprojekte anlaufen, kündigte der zuständige BMWi-Referent Alexander Folz auf der Konferenz „Zukünftige Stromnetze für Erneuerbare Energien“ an, die am 26./27.01.2016 auf Einladung des Ostbayerischen Technologie-Transfer-Instituts (OTTI, Regensburg) in Berlin stattfand.
Neue Ansätze zur Netz- und Systemintegration notwendig
Tagungsbeirat Prof. Dr.-Ing. Bernd Engel von der TU Braunschweig sieht die Herausforderung bei der Integration des Ökostroms: „Beim weiteren Fortgang der Energiewende mit einem Anteil der erneuerbaren Energien von mehr als einem Drittel im Jahresmittel und von mehr als 75 Prozent kurzzeitig in Spitze müssen in den nächsten Jahren neue Ansätze zur Netz- und Systemintegration umgesetzt werden, um die Netzstabilität zu erhalten, ohne massiv Wind- und Solarparks leistungsmäßig abzuregeln.“
Eigenversorgung mit Solarenergie und Batterien in sonnenreichen Ländern günstiger als Netzstrom
Tagungsbeirat Prof. Dr.-Ing. Jochen Kreusel von der ABB AG (Mannheim) hob die Rolle der Technologie hervor: „Rund 30 Prozent des Bedarfs an elektrischer Energie wurden im Jahr 2015 in Deutschland aus erneuerbaren Quellen gedeckt. In manchen sonnenreichen Ländern mit geringen jahreszeitlichen Schwankungen ist die Eigenversorgung mit Solarenergie und Batterien inzwischen günstiger als die Versorgung aus dem öffentlichen Niederspannungsnetz.“
„Wir befinden uns inmitten einer grundlegenden, längst nicht mehr primär politisch, sondern technisch-ökonomisch getriebenen Veränderung der elektrischen Energieversorgung. Technologie ist der Schlüssel, diese Veränderung positiv zu gestalten, und Netze – allerdings mit anderen, erweiterten Aufgaben als in der Vergangenheit – sind das entscheidende Bindeglied zwischen allen Akteuren der Energieversorgung und -nutzung“, so Kreusel.
Energiesystem muss flexibler werden
Der fachliche Leiter der Konferenz Lars Waldmann von der Alliander AG sieht die Herausforderung darin, das Energiesystem grundlegend neu zu gestalten. „Der bestehende regulatorische Rahmen atmet noch viel zu sehr den Geist der alten fossilen Welt, hier scheint die Energiewende noch kaum angekommen zu sein. Dezentrale Verbraucherentscheidungen und das Internet der Dinge stellen die Marktteilnehmer vor Aufgaben, die nur mit einer grundlegenden Anpassung der Regulierung zu lösen sind. Flexibilisierung des Energiesystems ist das zentrale Stichwort für diesen Prozess. Es geht um Daten und Steuerung, Tarifgestaltung und Marktzugänge. Und es geht um Daseinsvorsorge in den Städten und Kommunen, die künftig eine noch bedeutendere Rolle in der Energiewelt spielen werden.“
02.02.2016 | Quelle: Ostbayerisches Technologie-Transfer-Institut e.V. | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH