Solar-Interview mit Dr. Florian Leuthold über die technische und kaufmännische Betriebsführung von Photovoltaik-Kraftwerken

Die vortex energy holding ag (Kassel) entwickelt und baut Erneuerbare-Energien-Anlagen mit den Schwerpunkten Photovoltaik und Windenergie. Das Unternehmen hat in Polen und Deutschland bereits Projekte mit über 340 MW umgesetzt und verfügt über eine eigene Betriebsführungs- und Stromhandelsabteilung. Dr. Florian Leuthold, Mitglied des Vorstands, erklärt in diesem Interview, warum Dienstleister für die technische und kaufmännische […]

Die vortex energy holding ag (Kassel) entwickelt und baut Erneuerbare-Energien-Anlagen mit den Schwerpunkten Photovoltaik und Windenergie. Das Unternehmen hat in Polen und Deutschland bereits Projekte mit über 340 MW umgesetzt und verfügt über eine eigene Betriebsführungs- und Stromhandelsabteilung.

Dr. Florian Leuthold, Mitglied des Vorstands, erklärt in diesem Interview, warum Dienstleister für die technische und kaufmännische Betriebsführung und Energiehändler eng zusammenarbeiten müssen.

Neue Marktstrukturen führen zu neuen Herausforderungen für die Dienstleister für technische und kaufmännische Betriebsführung. Welche sind dies?
Dr. Florian Leuthold: Man muss wissen, dass ein Betriebsführer ganz allgemein sämtliche Pflichten im Zusammenhang mit dem Betrieb einer regenerativen Energieanlage übernimmt, auch viele Aufgaben des Betreibers/Investors. Sieht man sich diese Aufgaben im Detail an, wird deutlich, dass die Verantwortung für den nachhaltig wirtschaftlichen Betrieb der Anlage und somit auch für die bestmögliche Anlagenrendite des Investors beim Dienstleister für technische und kaufmännische Betriebsführung liegt.
Früher lag der Schwerpunkt oft auf der Verbesserung der technischen Zuverlässigkeit und der Erhöhung der technischen Verfügbarkeit. Heutzutage steht die Wirtschaftlichkeit allgemein im Mittelpunkt, man konzentriert sich auf einen marktorientierten Ansatz für den Verkauf der erzeugten erneuerbaren Energie. Kurz gesagt, unserer Ansicht nach ist die größte Herausforderung für den Dienstleister für technische und kaufmännische Betriebsführung die engmaschigere Vernetzung mit den Energiehändlern. Sie müssen in enger Zusammenarbeit Optimierungspotenziale finden, möglicherweise auch unter Einsatz softwarebasierter Systeme.

Wenn Betriebsführungs-Dienstleister und Energiehändler Partner werden, warum führt man sie dann nicht in einem Unternehmen zusammen, um die gesamte Bandbreite an Vorteilen anbieten zu können?
Dr. Florian Leuthold: Unserer Meinung nach ist eine Fusion zwischen Energiehändlern und Betriebsführern durchaus eine Option. Aber vermutlich wird es eher zu einer engeren Zusammenarbeit zwischen den Händlern und der kaufmännischen Betriebsführung kommen, während die technische Betriebsführung nach wie vor von technischen Aspekten dominiert wird. Daraus folgt, dass die durchaus vorhandenen Verbundvorteile auf einen bestimmten Umfang beschränkt sind.
vortex energy bietet beide Serviceleistungen bereits aus einer Hand in Polen an. Dort haben wir seit Anfang 2015 eine Konzession als Energiehändler. Wir sind der Ansicht, dass der polnische Energiemarkt als Gegenpol zu den großen, meist staatlichen Handelsgesellschaften weitere Teilnehmer braucht. In Deutschland sehen wir derzeit keine vergleichbare Situation. Außerdem darf man nicht vergessen, dass ein professionelles Risikomanagement vorhanden sein muss, wenn man Handel und Betriebsführung in eine einzige Hand legt; andernfalls würden sich die Händler in Zukunft selbst kontrollieren.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit der Energiehändler Partner des Betriebsführungs-Dienstleisters sein kann?
Dr. Florian Leuthold: vortex energy ist sowohl in Deutschland als auch in Polen aktiv. Die Voraussetzungen unterscheiden sich in den beiden Ländern stark. In Deutschland liegt die Direktvermarktung der erzeugten erneuerbaren Energie in den Händen einer Reihe von Akteuren, von großen Versorgungs-Unternehmen bis hin zu Nischenanbietern. Der Markt erscheint wettbewerbsfähig, und die Preise sind in den letzten Jahren gefallen. Unserer Erfahrung nach sind in diesem Umfeld einige Händler bereit, kundenspezifische Produkte gemeinsam mit dem Kunden zu definieren.
Auf dem polnischen Markt präsentiert sich ein anderes Bild. Er wird von großen, zum Teil staatlichen Teilnehmern beherrscht. Außerdem sind die Stromversorgungsunternehmen immer noch in der Lage, strenge Regeln durchzusetzen, die den Betreibern von regenerativen Energieanlagen das Leben schwer machen. Hier gilt die Maxime „friss oder stirb“. Der Markt braucht weitere Teilnehmer.

Sie sagen, dass Energiehändler häufig große, teils staatliche Unternehmen sind. Verfolgen diese denn die gleichen Absichten hinsichtlich der Optimierung der Erträge aus den Windparks wie die Betriebsführungs-Dienstleister?
Dr. Florian Leuthold: Unserer Meinung nach kann man in Deutschland – sofern die Vertragsstruktur gut etabliert ist – durchaus eine Anreizkompatibilität erreichen. In Polen ist das Bild nicht so eindeutig. Die unabhängigen Marktteilnehmer bieten Verträge an, die einen anreizbasierten Preismechanismus vorsehen. Bei den Marktteilnehmern im Staatsbesitz haben wir bisher kein offenes Fehlverhalten festgestellt, sehen aber auch keine Anreize zur Minimierung der Kosten für Betreiber mangels Wettbewerb.
Insgesamt sind die Kosten für Investoren in regenerative Energien höher als in Deutschland. Es ist interessant zu beobachten, wie sich die Situation in Polen unter dem neuen Auktionsregime entwickeln wird.

Quelle: vortex energy holding ag

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