Neue Studie: Finanzielle Bürgerbeteiligungs-Modelle für Energiewende-Projekte nur bedingt geeignet

Mit der finanziellen Beteiligung von Bürgern z. B. am Bau neuer Stromnetze oder an neuen Solar-Parks sollen die Akzeptanz und das Vertrauen in notwendige Energieinfrastruktur-Projekte gesteigert und deren Umsetzung beschleunigt werden.

 
Ob diese Ziele mit den derzeit vorhandenen Instrumenten erreicht werden, untersuchte eine Studie der Universität Leipzig, die am 08.04.2016 vorgestellt wurde. Ergebnis: Die Erwartungen konnten nur in Teilen erfüllt werden.
„Wenngleich infolge des hohen Finanzbedarfs der Energiewende auch neue Finanzierungsquellen zu erschließen sind, so scheinen die bisherigen Modelle finanzieller Bürgerbeteiligung hier nur bedingt bzw. nur für bestimmte Vorhaben geeignet zu sein“, sagt Studienleiter Dr. Oliver Rottmann.
„Besonders im Netzaus- und -umbau sind andere Instrumente zu entwickeln, um besonders auch Investitionsvorhaben mit großen Volumina durch Bürgerbeteiligungen finanzieren zu können. Dies könnte beispielsweise in Form einer Infrastruktur-Bürgeranleihe realisiert werden.“

In der Energieerzeugung scheinen finanzielle Bürgerbeteiligungen ein adäquates Modell zu sein
Die Studie analysiert auf Basis einer Befragung von Energieerzeugern und Netzbetreibern, welche Erfahrungen mit finanzieller Bürgerbeteiligung bestehen, welche Ziele die Bürger damit verbinden und ob diese Instrumente tatsächlich genutzt werden. An der Befragung nahmen 102 Unternehmen aus den Sparten Energieerzeugung und Energienetze teil. Im Ergebnis zeigte sich, dass die auch seitens der Politik mit diesem Instrument verknüpften Erwartungen nur in Teilen erfüllt werden konnten.
Dr. Kirsten Witte, Direktorin Programm LebensWerte Kommune bei der Bertelsmann-Stiftung, sagt: „Die auch seitens der Politik mit diesem Instrument verbundenen Erwartungen scheinen zumindest im Netzbereich nur in Teilen erfüllt worden zu sein. In der Energieerzeugung hingegen scheinen finanzielle Bürgerbeteiligungen ein adäquates Modell darzustellen, Bürger sowohl finanziell als auch gestalterisch an der Energiewende teilhaben zu lassen. Beispielsweise lassen zahlreiche Energie-Genossenschaften, aber auch andere Bürgerbeteiligungs-Modelle diesen Rückschluss vermuten.“

Bürgerbeteiligung kann gesellschaftliche Akzeptanz steigern
„Die Studie zeigt ein differenziertes Bild über die Potenziale, die sich aus der finanziellen Beteiligung von Bürgern an Energieinfrastruktur-Projekten ergeben können. Je nach spezifischer Situation vor Ort kann dieses Instrument die für den Bau neuer Energieerzeugungs-Anlagen so wichtige gesellschaftliche Akzeptanz steigern. Die Beteiligung von Bürgern bietet aber auch die Möglichkeit, die Finanzierung von Projekten auf eine breitere Kapitalbasis zu stellen. Inwiefern sich konkrete Projekte hierfür eignen, lässt sich letztlich nur von den beteiligten Akteuren vor Ort mit Blick auf konkrete Projekte beurteilen“, ergänzt BDEW-Hauptgeschäftsführer Martin Weyand.
Die Studie wurde vom Kompetenzzentrum Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge e.V. erstellt. Auftraggeber sind die Bertelsmann-Stiftung, der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und die Rechtsanwaltskanzlei Wolter-Hoppenberg.

11.04.2016 | Quelle: Universität Leipzig | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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