KARL-HEINZ HÜSING: Förderpolitik ist sportlich

Karl-Heinz Hüsing ist Mitgründer des seit 1980 bis heute selbstverwalteten Handwerksbetriebs SWB GmbH in Herten. Das Kürzel steht für Sonnen- und Windenergieanlagenbau GmbH. Hüsing ist auch Vorsitzender der Solarteurs-Vereinigung Nordsolar e.V. Guido Bröer, Solarthemen:Karl-Heinz, Du bist der einzige Handwerker in unserer kleinen Interview-Reihe. Wie lief es für Euch Solarteure in den 90ern? Karl-Heinz Hüsing: Anfang der 90er hatten wir unsere erste Photovoltaik­anlage im Rahmen des 1000-Dächer-Programms gemacht. Vorher hieß Solar für uns nur Solarthermie. Das waren meist Warmwasser-Solaranlagen. Heizungsunterstützung war ja noch eher selten zu der Zeit. War Solarwärme denn Euer Kerngeschäft? Habt Ihr davon gelebt? Wir haben auch damals…

Zu der Zeit hatten wir viele Kunden, die so was sehr gut fanden und deshalb mit uns zusammengearbeitet haben. Heute finden sie es nicht schlecht, aber es ist ihnen ziemlich egal. Die Situation war damals eine andere: Es gab nicht viele Solarfachbetriebe. Es gab viel mehr Solar-Ab-Rat-Betriebe. Was soll das denn heißen? Der Kunde sagt dem Handwerker: „Ich hätte aber auch gern Solar.“ Dann sagt der Handwerker, weil er es nicht kann: „Das lohnt sich doch nicht!“ Das war früher die Standardantwort. Die ist inzwischen seltener geworden. Fast alle Heizungsbauer machen auch Solar. Für Euch als Spezialbetrieb für ökologische Heiztechnik ist es schwieriger, Euch im Wettbewerb zu profilieren? Es gibt bedeutend mehr Heizungsbetriebe, die zum Beispiel Solaranlagen machen und die auch Ahnung davon haben. Bis 2008 ist die Konkurrenz ständig gewachsen. Heute werden wenig Solaranlagen gebaut, die Konkurrenz ist dafür aber etwas geringer geworden. Denn eine Reihe von SHK-Betrieben hat sich aus dem Heizungsgeschäft verabschiedet. Die machen nur noch Bäder, weil das aktuell das lukrativste Geschäft ist. Der Solarthermiemarkt hat sich seit 2008 halbiert. Pelletskessel laufen auch schlecht. Wie reagiert Ihr? Es gibt einfach nicht genug Aufträge, um unser normales Portfolio zu füllen. Das heißt, wir müssen auch andere Sachen machen. Das ist aber nicht so einfach, wenn man erstmal einen bestimmten Ruf hat. Wir haben versucht, Bäder stärker zu bewerben. Aber das ist ein Markt, wo wir nicht so leicht reinkommen. Wie kommt Ihr dann mit diesem schrumpfenden Markt zurecht. Das ist natürlich in einem selbstverwalteten Betrieb nicht so einfach. Du kannst ja keinen rausschmeißen. Wir kämpfen. Und der Markt läuft in diesem Jahr wirklich bislang nicht gut. Wie erlebst Du aktuell die politische Unterstützung in dem Bereich? Was denn für eine Unterstützung? (Hüsing lacht) Die Förderungen des BAFA im Wärmebereich sind höher geworden, ja. Aber es macht, glaube ich, nicht allzuviel aus, ob es jetzt 20 Prozent mehr gibt oder nicht? Zumal die Förderung nicht ganz einfach zu verstehen ist. Früher wusste ich alle Förderungen auswendig. Heute muss ich erstmal gaaaaanz lange überlegen – was gibt’s denn für eine Solaranlage? Und wenn sich das dann noch alle paar Monate ändert, dann streikt irgendwann so ein gestresstes Unternehmergehirn. Was ist Deine Message als Installateur an die Leute, die sich Förderrichtlinien ausdenken? Immer schön bei einer Linie bleiben! Und bloß keine plötzlichen Aussetzer! Im Moment haben wir das Problem wieder in Nordrhein-Westfalen mit der unterbrochenen Förderung für KWK. Der Markt ist tot, weil alle warten, dass das Programm wieder aufgelegt wird – und zwar schon verdammt lange. Einer unserer Kunden würde sich jederzeit gern von uns eine Brennstoffzelle einbauen lassen. Der will sich dafür allerdings die 10000 Euro Landesförderung nicht entgehen lassen. Diese Förderung wirkt also mal wieder als Marktverhinderungsprogramm. Davon habt Ihr ja schon einige erlebt in den Jahrzehnten Eures Bestehens. In der Tat. Förderpolitik ist sportlich. Man muss immer am Ball bleiben und manchmal sehr viel dafür tun, dass der Kunde eine Förderung bekommt. Interview: Guido Bröer Foto: SWB GmbH

Beliebte Artikel

Schließen